Tattoo und Cortison

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Tattoo und Cortison

Beitragvon hippocampus » 04.08.2008 6:00

Seit vergangener Woche traktiert mich mein Doc mit einer Hochdosis-Cortisontherapie und Azathioprin, um mein Immunsystem daran zu hindern sich selbst zu verdauen. Wie es aussieht, werde ich das über einen Zeitraum von mehreren Jahren durchziehen müssen, da das Alternativmedikament (Mycophenolat-Mofetil) von den Krankenkassen nur bei Organtransplantationen übernommen wird und für Autoimmunerkrankungen gerade erst das Zulassungsverfahren gestartet wurde.

Ende August soll nun aber meine Schulter / Brust fertig gestochen werden. Aufgrund der Nebenwirkungen besonders bei Cortison (Cushing etc.) bin ich allerdings ziemlich verunsichert, ob das überhaupt so ohne weiteres möglich ist. Andererseits habe ich null Bock, mich jetzt noch weiter einzuschränken. Hat vielleicht irgendjemand schon Erfahrung mit Tattoos unter Immunsuppression? Vielleicht ist ja auch mal was Positives dabei, das wäre mal ne echte Abwechslung...
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Beitragvon Passion » 04.08.2008 16:44

Hi hippocampus,

ich kenne mich in der Mezdizin schon sehr gut aus (aus beruflichen Gründen :D ) und ich habe dies zu dem Thema gefunden:

1. http://www.transplant-forum.de/phorum/read.php?2,1552
2. http://www.medizinerboard.de/archive/749/thread.html

In Österreich ist eine Immunsuppression eine Kontraindikation:
http://www.house-of-skin.at/agb.asp

Ich würde mich bei einer Immunsuppression nicht tätowieren lassen, denn das Risiko wäre mir persönlich einfach zu groß!
Grüße.

Julia

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Beitragvon upsidedown » 04.08.2008 21:10

Sorry, der zweite Artikel ist ja mal der Hammer. Da hat er mal einfach neben dem stimmigen Hauptthema, dass eben für eine vernünftige Abheilung ein intaktes Immunsystem nötig ist und bei einer vorliegenden Immunsuppression, bzw. Verabreichung von Immunsuppressiva eine Tätowierung abzulehnen ist, einfach wieder die 100 besten Mythen und Legenden eingewoben.

Eben noch leitet er vernünftig ein, "Die Infektionshäufigkeit (bakterielle Infektionen der Haut) nach Tätowierung wird mit ca 2% angegeben, um dabei zu verschweigen, dass diese bakterielle Infektionshäufigkeit wesentlich wahrscheinlich bei der heimischen Wundnachsorge entstanden sein kann. Denn was an (fraglicher) Eigenhygiene eben noch unkritisch sein mag, wird bei der Wundversorgung zum Problem!!!

Aber hauptsache 2% stehen da, damit man gleich einen draufsetzen kann: "Eine US-amerikanische Untersuchung zeigte, dass bis zu 3% der Bevölkerung unentdeckt Hepatitis C-positiv sein könnten. In den meisten Fällen war dies durch iv-Drogenkonsum oder Tattoos ausgelöst."

Also wenn 3% UNENTDECKT Hep-C pos. sein KÖNNTEN, dann will ICH mal wissen, wie er wissen will, wie die Erkrankungsfälle der Dunkelziffer ausgelöst wurden. :roll:

Was lernen wir aus dem Satz? Tätowiert sind und werden vor allem Junkies und promiskuitive HIV-Träger. Na alles klar? Nicht, dass sich einer beschwert, dass man ihm die Syphilis von Wasserratte Cook hat von Nadel zu Nadel eintätowiert hat.

Der Rest (Tumore, Azo-Amine, Schwermetalle) wurde hier auch schon hundert Mal diskutiert!
Zuletzt geändert von upsidedown am 04.08.2008 21:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Passion » 04.08.2008 21:14

Mist!!! Ich habe den Artikel beim EInstellen nur überflogen.... :oops:

Ne, is klar...durchs tätowieren bekommt man Hep. C und HIV..... :oops:

Sorry, so einen Mist wollte ich natürlich nicht einstellen!!!
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Julia

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Beitragvon upsidedown » 04.08.2008 21:18

Nötiger Doppelpost: natürlich kann man durch das Tätowieren Infektionskrankheiten bekommen. Bitte nicht völlig abschalten! Aber dann muss es 1. schon wie im Schweinestall zugehen und es bedarf des Zufalles, dass 2. in diesem Schweinestall überhaupt ein Infizierter tätowiert wurde.

Rechnet bitte mal mit Wahrscheinlichkeiten. Ich hab jetzt die Zahlen der HEP-a/b/c und HIV-Infizierten nicht im Kopf bzw. die prozentuale Relation zur Gesamtbevölkerung. Dann nehmt diese Zahl und rechnet sie gegen die relative Dimension der im gleichen statistischen Bereich befindlichen Studios. Und dann überlegt wieviele der professionellen Studios wirklich so unhygienisch arbeiten, dass eine Infektionsübertragung möglich wird.

Interessant bleibt auch, dass der Auslöser völlig vage und undiskutiert bleibt. Eine HEP-C oder HIV können bei den Untersuchten genauso vor der Tätowierung vorgelegen haben oder danach entstanden sein. Insbesondere bei HIV-Patienten lässt sich der Zeitraum möglicher Infektion nur ungenau, fast gar nicht bestimmen, da die Entwicklung der Infektion im einzelnen Individuum von vielen verschiedenen Faktoren abhängt wie Lebenswandel (Drogenkonsum im Sinne physisch belastender Faktoren (also alle Drogen inkl. Alkohl), Nikotinkonsum, schlechte Ernährung, Schlafmangel, Nebenerkrankungen etc.) und allgemeine Disposition/Konstitution. Ebensogut kann der HIV von einem der 10 Vorpartner - denen man nachwievor NICHT ihre Infektion ansieht - erworben sein.

Gerade die AIDS-HILFE und andere nationale und internationale Organisationen warnen, dass das epidemische Risiko von AIDS nicht nur bei den Risikogruppen, sondern eben gerade bei dem unreflektierten Sexualverhalten jener, nicht den Risikogruppen zugerechneten Personen liegt (gemeint sind Ottonormalvögler aus dem Discoabschleppdienst mit sog. Gummiallergie und auch jeder, der meint bei jeder großen Liebe ("waren ja nur 3", die zwar auch min. 3 hatten, die wieder auch 3 hatten plus min. einen männl. Idioten der meint im Horizontalgewerbe latexfrei unterwegs sein zu müssen und flugs haben wir am Ende der Kette das Risiko von min. 27 Personen und einem Vollidioten getragen) den Larry ohne Schutz reinhängen/sich reinhängen lassen zu müssen).

Ich finde dieser Artikel ist eine echte Schweinerei. Hier werden Tätowierte einfach mal den sog. Risikogruppen zugerechnet.
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Beitragvon Phoenix » 05.08.2008 0:36

Hallo, ich bin zu faul zum selber suchen aber zum thema Cortison habe ich selber auch mal hier gefragt und der thread sollte alles beantworten.

nutz mal die SuFu.

edit: doch nicht so umfangreich

http://www.tattooscout.de/component/opt ... ,cortison/

edit 2

sufu
eingabe cortison

suche in Forum "Tattoo"

es werden 9 artikel angezeigt, den Rasieren Epilieren kanste dir sparen :wink:
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Beitragvon hippocampus » 06.08.2008 19:35

Danke für die Antworten! Das Thema HIV / Hepatitis-Infektionsrisiko sehe ich mal nüchtern statistisch und tue das einfach mal in die allerunterste Schublade. Die allseits bekannten Nebenwirkungen von Cortison sind schon ein ziemliches Hemmnis, zumal ich das Zeugs in ziemlich hoher Dosis auf unbestimmte Zeit nehmen werden darf, evtl. auch lebenslang (sofern niemand auf die Idee kommt neue Medikamente zuzulassen).

Was die möglichen Folgen der Immunsuppression grundsätzlich angeht, bin ich einigermaßen gelassen, schließlich bekomme ich ja keine neue Niere, die dann gleich den Geist aufgibt. Bei meinem Job, den ich hoffentlich weiter ausführen kann, habe ich fast täglich irgendwo Verletzungen, und im Gegensatz zu Tattoos entzünden die sich ständig. Mit ein bisschen Vorsicht und vielleicht auch Optimismus sollte das (hoffentlich) kein Problem sein.

Heute habe ich fast den ganzen Tag in der Klinik verbringen dürfen, habe verkabelte Nadeln und Stromschläge, stundenlanges Liegen in ratternden Röhren und literweise Kontrastmittel ertragen. Dafür gab es dann endlich mal ein ausführliches Arztgespräch und auch mal sowas wie einen "Aktionsplan". Demnach werde ich wohl Anfang September erst mal für 4 bis 6 Wochen zwecks Einstellung stationär bleiben dürfen (hurra...). Die Medikamentendosis soll dabei von oben nach unten geschraubt werden, und mit etwas Glück reicht dann zumindest erstmal eine niedrigere Dosierung. Bzgl. Tattoo bekam ich nur die lapidare Auskunft "Tun sie was sie für richtig halten", und für weitere Nachfragen fehlte mir dann heute die Energie (werde den ja auch noch oft genug sehen).

Wahrscheinlich werde ich jetzt wohl versuchen, den Tattootermin noch im August zu bekommen, damit das Werk vor Antritt im Krankenhaus fertig ist. Ob es danach eine Fortsetzung gibt (und ob die sich dann noch wirklich lohnt), wird sich beizeiten zeigen.
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Beitragvon upsidedown » 06.08.2008 19:42

- Bluthochdruck
- Blutzuckererhöhung
- vermehrte Infektanfälligkeit
- dünne und leicht verletzliche Haut,
- verzögerte Wundheilung

Die Frage ist also, inwiefern kann man Dich überhaupt vernünftig tätowieren und wie wird sich die Abheilung gestalten. Deine Physis lass ich dabei locker beiseite.

Der Rest ist Dir überlassen!
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Beitragvon hippocampus » 06.08.2008 19:56

Deshalb ja noch flott vor Beginn der Therapie. Wenn Die Nebenwirkungen ein Problem bei bestehenden Tattoos wären, könte ich mich jetzt getrost zurücklehnen und darauf warten, irgendwann einfach zu ersticken. Und mit den Nebenwirkungen werde ich wohl leben müssen, oder ich muss wohin auswandern, wo es keine gesetzlichen Krankenkassen gibt, die bei seltenen Erkrankungen lieber eine schweineteure, mit Nebenwirkungen überzogene und unbefriedigende Therapie durchziehen als einmal eine Ausnahme zu machen. In der Hinsicht erfahre ich gerade Sozialstaat vom Feinsten, aber das nur am Rande...

P.S.: Sorry, bin irgendwie gerade schwerst depri
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Beitragvon upsidedown » 06.08.2008 20:08

Sollte nicht/musste nicht... aber ein gescheiter Moment - und den peilste ja an - sollteste wählen und dem Tätowierer vor allem Bescheid geben. Don't worry - ich kann Dich absolut verstehen!
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