Hier also spät aber doch der versprochene Sweden Rock Report! Kleine Info vorab, sämtliche Preise sind in Euro!!!
Die Anreise war aufgeteilt in 950km Autobahnen in Österreich und Deutschland (ca. 10 Std.), dann 6 Std. Fähre (Rostock-Trelleborg) und zu guter letzt noch 150km Schwedische Autobahnen, falls man diese zum Großteil einspurige Straße inkl. Ortsgebieten so nennen kann, bei uns würde man so was wohl eher Freilandstraße nennen *g* (ca. 2 Std.). Aus Angst vor größeren Staus oder sonstigen Zeitverzögerungen sind wir aber bereits am Freitag 31.5. um 21.00 zu dem für 14.00 angesetzten Fähren-Check-in aufgebrochen. Die Strapazen der Anreise verkürze ich jetzt einfach mal auf die Info, dass es insgesamt 27 Std. gedauert hat, Ankunft daher in Schweden am Hälleviks Campingplatz Sonntag 0.00, ein Willkommensbier haben wir uns noch gegönnt, dann sind wir wie tot ins Bett gefallen.
Am nächsten Tag dann das positive Erwachen, schönes Wetter, ein schöner Campingplatz (na gut, die Sanitäranlagen waren nur ausreichend), direkt am Strand (bei 14° Wassertemperatur allerdings nur für ganz Hartgesottene zum Baden geeignet), was will man mehr. Ein kleines Gewitter am späten Nachmittag sollte kurz die Laune trüben, aber am nächsten Tag war wieder alles perfekt und so haben wir erstmal 2 Tage Urlaub bei selbstgezapftem Bier (die Schweden haben ganz schön blöd aus der Wäsche gekuckt *g*) und Metal verbracht.

Mittwoch dann endlich Tag eins des Festivals. Ich werde euch jetzt hier nicht mit Bandbewertungen langweilen (außer es möchte jemand explizit wissen wie eine bestimme Band war) sondern mal ein paar allgemeine Sachen zum Festival sagen, nur soviel zu den Bands, diese Abwechslung und vor allem auch große Anzahl an Schmankerl-Bands, die man sonst nirgends zu Gesicht bekommt, ist wohl ziemlich einzigartig.
Bereits vorm Eingang lockt ein großes Restaurant mit Biergarten (das wir aber aufgrund des tollen Angebots am Gelände selbst nie besucht haben). Dann kommen sofort Bankschalter wo man mittels Kreditkarte oder Bankomatkarte zu humanen Gebühren (ca. 3,50) Geld wechseln kann, allerdings immer nur maximal 125,--, dann wird erneut eine Gebühr fällig. Dann kommt gleich mal ein offizieller Sweden Rock Merchandise Markt (!!!) und ein riesiges Merchandise Gelände mit den üblichen Standln, allerdings fallen hier sofort die doch sehr überzogenen Preise auf, z.b. 35-40,-- für ein T-Shirt.
Nach dem Einlass kommt der überwältigende Eindruck eines der schönsten Gelände das mir jemals untergekommen ist. 2 Bühnen vor abschüssigen Hängen stechen einem besonders ins Auge, diese werden in den nächsten Tagen unsere Lieblingsbühnen weil man durch den Hang von jedem Platz aus perfekte Sicht auf die Bühne hat. Es fällt auch sofort auf, dass hier sehr viele Leute mit Campingsesseln sind - auf dem Sweden Rock kein Problem. Genau deshalb war ich auch seit Tag 2 immer mit Sessel dort, mein Rücken hat es mir gedankt.
Die Security ist hier überhaupt sehr großzügig bei der Eingangskontrolle, ich finde das bei anderen Veranstaltungen sowieso stark übertrieben, denn mal ganz ehrlich, wenn jemand wirklich was anstellen will wird er das schon irgendwie hinbekommen, auch wenn die Security noch so gut filzt. Ich muss die Security sowieso extra loben, was die leisten, da können sich andere Festivals mal eine dicke Scheibe abschneiden: Immer freundlich und zu Späßen aufgelegt (ich weiß nicht mal ansatzweise wie viel hundert Männer sich absichtlich von den Frauen filzen haben lassen, aber die haben das mit großen Humor genommen, sich bei den Männer bedankt *ggg* und fröhlich weitergemacht), nicht so wie bei uns notorisch schlecht gelaunte Egomanen am Profilierungstrip. Sobald jemand mal länger rumliegt kommt sofort die Frage ob denn alles in Ordnung sei und wieder ein paar freundliche Scherze und nach jedem (!!!) Auftritt sind die in Formation unterwegs um sämtlichen Müll zu beseitigen (ja, es ist IMMER sauber). Apropos sauber, ich habe noch nie so gepflegte Toilettenanlagen gesehen, selbstverständlich Spülklos (!!!), es gibt zwar ein paar Dixis für „Kurzentschlossene“, aber wer ein paar Minuten warten kann der darf sich bei seinem Geschäft wie zu Hause fühlen!

Auch der Sound ist oberstes Niveau, auf den kleinen Bühnen sind zwar am Anfang ein paar Probleme gewesen, die waren aber relativ schnell behoben und dann war alles perfekt, ich war selten auf Konzerten, und noch seltener auf Festivals, wo man jede Textzeile verstanden hat.
Und dann ist da noch ein Faktor, der Jahr für Jahr vielen Männern einen zusätzlichen Anreiz bietet sich das Festival mal anzusehen, denn JA, das mit den vielen hübschen Frauen am Sweden Rock stimmt wirklich! Wenn man sich aber genauer mit Schweden und der Pop-Kultur dort beschäftigt ist es jedoch auch genauso einleuchtend wie ernüchternd. Es ist nämlich nicht so, dass die Schwedinnen besser aussehen wie Frauen hierzulande (zumindest nicht nach meinem Empfinden), aber in Schweden ist es einfach normal von Klein auf Rock und Metal zu hören und deshalb sind in Schweden einfach alle Bevölkerungsschichten auf solchen Veranstaltungen vertreten und auch dementsprechend viele Frauen und nicht so wie bei uns 95% verschwitzte langhaarige Männer! *g* Aber das ändert natürlich nichts daran das man sich hier als Mann einfach gerne umsieht, was auch diverse Musiker der auftretenden Bands gerne kundtun.

Es ist also rundherum ein traumhaftes Festival und wird nicht umsonst von vielen als Bestes in Europa bezeichnet und ist auch weltweit ganz vorne mit dabei.
Eines ist mir allerdings schon negativ aufgefallen und das ist die Kommunikation mit dem Publikum. Finde ich es bei den schwedischen Bands zwar nur etwas unfreundlich, dass sie bis auf wenige Ausnahmen nur schwedisch mit dem Publikum sprechen finde ich es bei den Organisatoren, die sich damit rühmen Gäste aus aller Welt zu haben, doch eine ziemliche Frechheit sämtliche Ansagen ausschließlich auf schwedisch zu bringen. Aber dass das den unglaublich guten Gesamteindruck nicht wirklich schmälert dürfte klar sein.
Kosten waren ja hier auch mal ein Thema, ich hab da nichts zu verheimlichen und mach hier gerne eine kleine Aufstellung:
Ticket 300,--
Fähre + Camping + Diesel 200,--
Bustransfer 65,--
Der Rest ist Verpflegung und natürlich sehr individuell, daher mal paar grundsätzliche Infos zu den Preisen am Festivalgelände:
Alkohol ist seeeehr teuer (es gibt sowieso nur Bier und Wein, harte Sachen bekommt man nicht). Das Bier kostet 8,--. Wasser und Anti ist dafür sehr human mit 2,5 bzw. 3,--, das ist zum Teil bei uns teurer.
Essen kostet 8-12,-- je nachdem was man halt will, man muss aber sagen die Portionen sind riesig, ich würde mich als durchschnittlichen Esser bezeichnen und war nach einem 12,-- Monster-Dürüm rappelvoll. Außerdem hab ich selten so leckeres Festivalessen bekommen, das muss ich in aller Deutlichkeit festhalten.
Zu den Preisen im Allgemeinen hab ich von einem Ortsansässigen erfahren, dass das Preisniveau normalerweise ca. wie bei uns ist, in der Zeit vom Sweden Rock aber alles das doppelte kostet! Und Alkohol ist ja wie man weiss sowieso sehr teuer, weil es in Schweden stark verpönt ist außerhalb von irgendwelchen Festivitäten Alkohol zu trinken – Zitat unseres Campingnachbarn: „If you see somebody drinking a beer in public you know he’s an alcoholic, except for sweden rock, here it’s normal to drink“. Das stimmt und wieeeee die da trinken, bis zur Besinnungslosigkeit, natürlich nicht alle, aber ich hatte schon das Gefühl man sieht um ein vielfaches mehr „Zombies“ wie bei Festivals in unserer Gegend.

Zur Campingsituation:
Wir haben den Campingplatz gebucht, weil er mir von den Festival Organisatoren empfohlen wurde, da es zwar ein normaler Campingplatz ist, aber mehrmals am Tag ein Shuttlebus zum Gelände fährt. Alle Plätze in Festivalnähe sind binnen kürzester Zeit an Stammkunden und Frühbucher vergeben, weshalb die Plätze meist schon vor Erscheinen der Tickets ausgebucht sind. Im Nachhinein bin ich aber froh darüber, denn mir wurde von mehreren Leuten die dort untergebracht waren erzählt, dass die Organisation dort unter aller Sau ist, kein Strom, keine Duschen (jaja ich weiss, duschen am Festival das ewige Streitthema *g*), Toiletten wenn überhaupt vorhanden sehr schlecht etc. Da haben wirs schon wesentlich besser erwischt.
Einziges wirkliches Problem war der Shuttlebus. Am ersten Tag klappte noch alles perfekt, obwohl sich bei der Heimfahrt schon ein bischen ankündigte, was am 2. Tag gewiss wurde, denn die Shuttlebus-Situation war leider etwas chaotisch. Die Hinreise klappte zwar bis auf die Tatsache, dass die Busfahrer immer etwas länger wie versprochen gewartet haben um die Busse voller zu haben, die Heimreise war aber höllisch. Tag 2 war so überrannt, dass der für Mitternacht versprochene Bus erst um 3 Uhr morgens da war und selbst dann mussten wir uns mit ca. 200 anderen Leuten um die 50 Sitzplätze im Bus streiten. Seit diesem Zeitpunkt weiß ich wie hilflos man in so einer Menschenmenge ist, denn ich habe ohne zu übertreiben geglaubt ich werde erdrückt. Wir habens grad so reingeschafft, aber ich weiß nicht ob die anderen jemals einen Bus bekommen haben, laut Fahrplan wars der letzte, aber wir haben uns nur gedacht „die werden doch wohl hoffentlich trotzdem alle heimbringen“. Generell zu dieser Situation ist zu sagen, dass es bis auf diesen Tag einigermaßen gegangen ist, aber auch nur deshalb, weil wir immer so vom Festival gegangen sind, dass nicht gerade ein Headliner aufgehört hat, denn das war an diesem Tag der „Fehler“, denn nach Kiss wollten einfach alle heim. Es wurde aber auch von einigen Security und Einheimischen behauptet, dass es normalerweise schon klappt, nur dass heuer wohl eine neue Firma damit betraut wurde und deshalb noch nicht alles so reibungslos ist wie sonst. Ob das wirklich stimmt kann ich nicht sagen. Ansonsten sind schon auch Taxis zu bekommen, aber die wissen natürlich gutes Geld mit der Verzweiflung der Leute zu verdienen, Freunde von mir haben 50,-- für 10km gezahlt, NACH heftigen Verhandlungen. Der Shuttle-Bus kostet allerdings auch ca. 8,-- pro Person.
So, das wär alles was mir einfällt, vielleicht noch kurz zum Wetter, ich glaube das ist auch ganz interessant falls jemand plant raufzufahren. Uns wurde erzählt es war das erste Sweden Rock seit 5 Jahren auf dem keine sintflutartigen Zustände bei Temperaturen um die 10° waren. Wir haben da echt ein Riesenglück gehabt, weil bei uns war strahlender Sonnenschein bei knapp über 20°, allerdings hat man in der Nacht schon gemerkt was in Schweden normalerweise für Temperaturen herrschen, denn ohne Jacke war das nicht auszuhalten. Ich wünsche natürlich jedem von euch der rauffährt dass er ähnliches Glück hat wie wir, muss aber sagen, dass mir von mehreren Teilnehmern versichert wurde, dass ein Sweden Rock ohne Schlechtwetter kein richtiges Sweden Rock ist.
Das wars jetzt aber wirklich, wenn noch Fragen sind – sehr gerne!!!

ein paar Fotoimpressionen folgen...
