So! Ich hab's gelesen. War heute ne halbe Stunde zu früh vor der Hauptpost und musste Zeit totschlagen. Also am Hbf das Magazin gekauft und vor Burger King gesetzt.
Die halbe Stunde die ich hatte reichte auch, um das Magazin (was für € 6,90 erstaunlich wenige Seiten bietet) komplett zu erfassen.
Um es mal vorweg zu sagen: Dem was mit "Perfect Ink - Deutschlands exklusives Tattoo-Magazin" auf den Cover angekündigt wird, wird (und wen würde es bei Springer überraschen) das Heftchen nicht im Ansatz gerecht.
Das Magazin richtet sich zunächst einmal ganz offensichtlich an "Tattoo-Einsteiger". Für jede(n) der/die sich schon länger mit der Thematik auseinandersetzt findet sich
nichts, was auch nur im Ansatz lesenswert wäre.
Aus Sicht der Zielgruppe betrachtet (zu der hier ja auch alle mal gehört haben) wird von der Idee her durchaus ein ganz vernünftiger Ansatz verfolgt: Vorstellung der (vermeintlich) wichtigsten Tattoo-Stile, Tattoo-Lexikon, ein paar "Promis" und ihre Tattoos, eine 16-Seitige Story "Wie ich zu meinem ersten Tattoo komme", eine Liste der (angeblich) 100 besten Tattoo-Studios, ein wenig Farbentest usw..
Aaaaber leider wird das verfolgte Ziel kaum erreicht. Zum einen wäre es aus meiner Sicht für ein an "Anfänger" grichtetes Magazin eine gute Idee gewesen, auch mal wirklich gute Tattoos zu zeigen. Hier ist aber schon auffällig, dass ein Großteil der gezeigten Werke von eher mittelmäßiger Qualität sind (dafür hat man scheinbar recht weitgehend auf PS verzichtet). Viele Infos sind entweder fachlich falsch oder jedenfalls oberflächlich. Dort wo der Tattoo-Stil "Oldschool" vorgestellt wird findet sich kein einziges Traditional, ähnlich verhält es sich mit "Trash Polka". Neben "Asia" noch "Asia/Flower" als eigenen Stil vorzustellen (natürlich wird dann auch nicht wirklich klar, was das denn für ein Stil sein soll), finde ich etwas eigenwillig.
Über das "Schmerz-O-Meter" wurde ja schon an anderer Stelle kräftig gelästert.
Der "Farbentest" wurde natürlich durch ein privatwirtschaftliches Prüflabor durchgeführt. Wen wundert es da, dass die einzige Farbenmarke, die komplett beanstandungslos durchgeht auch mit solchen Attributen wie "Leichter zu verarbeiten", Brilliant in der Haut" und "Sehr lange Haltbarkeit" - also alles Eigenschaften, die in einem Prüflabor gar nicht festgestellt werden können - "beworben" wird. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt..
Emla Creme wird recht unkritisch als "Vorbehandlung" empfohlen und die sonstigen Ausführungen zum Thema "Wundheilung" mit integrierten Creme-Test sind... na ja.... oberflächlich (z.B. was die Verwendung von Frischhaltefolie angeht).
Zu dem "Rechtsratgeber" schweige ich mal - ein Jurist war da sicher nicht dran. Die "Maschinenkunde" ist auch eher amüsant - und m.E. für den Tattoo-Neuling völlig unerheblich. Dafür werden in dem "Lexikon" auch solche Begriffe wie "Tattoo", "Knast-Tattoo" und "Arschgeweih" erläutert - klasse!
Die Auswahl der 100 besten Studios kann nur als willkürlich bezeichnet werden. Allein schon der Umstand, dass aus dem Ruhrgebiet überhaupt nur Essen als Stadt genannt wird und diese Region ansonsten gar nicht vorkommt, ist schon albern. Dass im Raum Köln/Bonn das bestenfalls durchschnittliche Kölner Studio "Am I Tattoo" aufgeführt wird, "Monsters Under Your Bed" aber keine Erwähnung finden ist ebenso nur pars pro toto, wie der Umstand, dass bei "Berlin" Markus Lenhard keine Aufnahme in die Liste gefunden hat, dafür aber Pavian Tattoo.
Solche Artikel wie "Tattoos in Movies" und "Tattoo-Weltrekorde" interessieren vielleicht nur mich nicht.
Kurz gesagt: Für mich ist das Teil Müll. Aber es adressiert mich auch nicht. Als fachlich hochkarätige Information für Tattoo-Novizen halte ich das Heft persönlich aber auch nur bedingt geeignet.
Ich hätte es toll gefunden, wenn sich mal jemand mit dem nötigen finanziellen Hintergrund als mutig genug erwiesen hätte, ein Magazin auf den Markt zu werfen, welches das Lesen auch für eine Leserschaft oberhalb des RTL2-Konsumenten wirklich lohnt (da haben wir nämlich m.E. nicht ein einziges von in der BRD) - aber da hat man wohl auch bei Springer erkannt, dass mit so etwas vielleicht Staat aber kein Geld zu machen sein dürfte.
Expect nothing..