von upsidedown » 07.10.2010 10:58
Ich sitze da mehr oder minder im Glashaus und letztlich ist es ja auch egal; wenn Du daran Spaß hast, mach es einfach. Aber ich finde beide Texte sehr anstrengend. Die verbalen Ausschmückungen sind oft sinnlos und werten den Inhalt eher ab als auf.
Zitat: "Hoffmann baute sich somit eine Art Fluchtweg in den Wagen, den er jedoch auch manches Mal dazu benutzte, lettische Familien zu besuchen, die ihm positiv gesonnen waren und die ihm zu Essen gaben."
Was für einen Fluchtweg? Wird er später damit flüchten? Dann würde ich es jetzt nicht schreiben. Ist es eine mentale Flucht? Dann wird es nicht klar. Warum baut er "einen Fluchtweg" in den Wagen? Und was ist "eine Art"? "Jedoch" geht einem Gegensatz voran, der aber hier gar keiner ist. Er besucht mit dem Wagen eben lettische Familien. Dürfte er das nicht? War das besonders gefährlich? Dann bedarf es einer Erwähnung diesen Umstandes, sonst wirds nicht klar. Am Ende hast Du den Satz unnötig geweitet, was ihm noch weiter Eleganz nimmt. "[...]die ihm positiv gesonnen waren und ihm Essen gaben.", hätte auch gereicht.
Du hast echte Schwierigkeiten die Inhalte sinnvoll einzubetten. Du bist bemüht um Abwechslung in der Formulierung. Und so liest es sich auch. "[...]Nun war wieder Fronturlaub[...]". Nun war dies, nun war das, dann kam jenes. Und was heisst "wieder"? Hatte er den so oft? Hatte man den überhaupt so oft? Das klingt wie Alltagsallerlei und so ein wenig als hätten als Soldaten geschlossen Ferien. Mir fehlen hier Details. Fronturlaub musste beantragt werden und erforderte besondere Gründe. Viele haben ihn, trotz dem Antrag zugrunde liegender, besonderer Familienträgodien nicht bekommen. Hatte Hoffmann den Fronturlaub angestrebt um sich in Stettin Tätowierte anzusehen oder war das eine kurzfristige Entscheidung?
"[...]weil es dort tätowierte Menschen zu sehen gab und das wollte er sich mal ansehen[...]" ... doppeltgemoppelt, führt zu nichts außer Überdruss.
"[...]Der Traum war geboren wie ein Neugeborenes, nacktes[...]". Au weia. Den Satz bitte abschaffen. Stopf ihn zurück in den Mutterleib.
"[...]Sogar das Hungertuch wies schon einige Löcher auf und drohte, sich in Luft aufzulösen und dann bliebe auch hier nichts weiter als der Tod. Man konnte also nur noch verzweifelt nach jedem kleinen Strohhalm greifen[...]" ... tschuldigung, das ist unfreiwillig komisch. Die Realität hat das nicht verdient. Die Formulierung des Hungertuches wird i.d.R. genutzt, wenn man eben "nicht daran nagt".
Man merkt, dass Du Dich weder mit der Zeit noch mit Hoffmann auseinandergesetzt hast.
Das merkt man im Übrigen dem gesamten Text an. Es sind mehr oder minder alles nicht unbekannte Fakten. Wenn ich die beiden Passagen auf die tatsächlichen Inhalte reduziere, komme ich auf vielleicht zehn Zeilen. Der Rest ist schlicht dazu gedacht oder herbei formuliert.
Für die wesentlichen Inhalte fehlt Dir der Zugang zu den Quellen. War Hoffmann nun wirklich in Stettin. Was konnte er sehen? Hat ihn die Reise befriedigt?
Du bläst den Text unglaublich auf mit Formulierungen, die ob nun bewusst oder unbewusst eine besondere Nähe zu Hoffmann herstellen sollen, es aber nicht können, weil es an Nähe und Fakten fehlt. Du zelebrierst nicht Hoffmann, sondern Deine Formulierungen. Wenn es Dir wirklich eine Ehre sein will, über ihn zu schreiben, dann nehme mit den Leuten Kontakt auf, die in seinem engsten Umfeld stehen und zieh Dir da die Infos.