Gründe sich inken zu lassen gibt es viele, wenn man der Miami Ink Doku glauben darf, eigentlich nur wenn einem im Leben was wirklich krasses passiert ist oder man schon mal dem Schnitter das "Du" angeboten hat. Schaut man allerdings mal etwas weiter links und rechts von solchen Unterhaltungssendungen sind die Motivationen doch wesentlich vielseitiger.
Warum und wieso man sich und sein Leben bunter gestallten will soll jetzt auch erstmal keine größere Rolle spielen, was mir in letzter Zeit immer häufiger durch den Kopf geht ist die Frage: "Denken die Leute vor einem Tattoo (überhaupt) nach?"
Geschmäcker sind verschieden, nicht jedem gefällt alles und das ist auch sicher gut so. Wenn man jetzt aber von der reinen Motivgestaltung mal absieht frage ich mich sehr häufig wieso sich viele Tattoos machen lassen die in meinen Augen einfach nur "Grütze" sind wenn es um die handwerkliche Ausführung geht.
Ich selbst bin da evtl. auch ein etwas krasses Gegenbeispiel wenn es um die "Vorbereitungszeit" geht. Ich wollte schon so seit ich ca. 17 Jahre alt war ein Tattoo haben. Im Endeffekt hat es mich dann nur noch knappe 7 Jahre gekostet bis es endlich so weit war, wo von ich mich effektiv die letzten 2 Jahre vor dem ersten Nadelstich dann wirklich ernsthaft mit Motiv- und Studioauswahl beschäftigt habe.
Vorher war ich in diesen Gebiet ein absoluter Laie, aber auch wenn ich damals noch nicht wusste was denn ein "Blow Out" ist o.ä. so hatte ich doch wenigstens meinen eigenen Geschmack. Ich weiß nicht wie viele Studios ich letztendlich besucht habe, bevor ich meinen Inker des Vertrauens getroffen habe, aber es waren schon einige.
Bei manchen reichte schon ein Blick auf die ausgestellten Bilder um zu sagen: "Ja ich will ein Tattoo aber nicht so eins..."
Mein persönliches Highlight bei der Suche war ein Studio (in dem ich eigentlich aus einem anderen Grund (Piercingschmuck) war) in dem der Inhaber ein Paar "beraten" hat. Es ging um ein Tribal und die O-Ton Aussage des Chefs war: "Wenn es ihnen in ein paar Jahren nicht mehr gefällt, dann können sie das ja lasern lassen...". Muss ich noch erwähnen, dass ich dort weder den Schmuck gekauft, noch ein Tattoo habe stechen lassen?
Bei solchen "Beratungen" wundert einen dann ja fast schon nichts mehr, dennoch bei einen Schritt wie einem Tattoo das einen idealerweise den Rest des Lebens begleitet, informiere ich mich da nicht vorher?
Haben die Leute die sich in der Happy Hour im Studio um die Ecke ein Tribal zum Pauschalniedrigpreis versauen lassen noch nie ein gutes Tattoo gesehen, so dass sie den Unterschied gar nicht merken?
Ich will hier keine Einzelbeispiele aus der "Show your Tattoo"-Ecke hervorziehen, aber persönlich finde ich es erschreckend, mit welchem Schund auf bzw. in der Haut die Leute sich hier dann auch noch mit stolzgeschwellter Brust präsentieren.
Ist denen das wirklich so egal, oder ist da immer im Hinterkopf die oben bereits erwähnte Denke: "Wenn es nicht mehr gefällt wird halt gelasert?"
Sind Tattoos in unserer heutigen Zeit tatsächlich schon so "gewöhnlich" geworden, dass ich bei der Auswahl des Inkers weniger auf das Können als nur auf den Preis und einen möglichst schnellen Termin schaue?
Das Auto darf nur in die Werkstatt des Vertrauens, den Hausarzt kennt man schon seit 20 Jahren und an die eigenen Zähne darf nur der Doc, bei dem das Bohren auch garantiert nicht weh tut.
Wieso also gehen viele im Bezug auf Tattoos mit sich und ihrem Körper um, als könnten sie die Haut alle 10 Jahre erneuern?
Geht es auch anderen so, dass sie eine solche Einstellung nur schwer bis gar nicht nachvollziehen können?