Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

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Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon Madamechen » 29.07.2015 12:55

Liebe Tattooisten,

Ich überlege schon seit Jahren mir etwas tätowieren zu lassen und hab mich schon etliche Male umgehört, verschiedene Stile entdeckt und hier mitgelesen.
Wahrscheinlich soll es eine schwarz-weiße Krähe werden, fürs Erste.
Doch bin ich derzeit etwas abgeschreckt von den hiesigen Tätowierern.
Ich wohne in Dresden und war in ungefähr den einzigen beiden Studios, die als akzeptabel beschrieben werden mich mal beraten lassen (Stichcode und Buntes Wunder).
Bei Letzterem wurde mir gesagt, dass ich das fertige Motiv erst am Stichtag ansehen könne.
Auf meinen Einwand hin, dass ich mir das schon gerne in Ruhe vorher ansehen würde und vielleicht auch mal eine Nacht drüber schlafen, wurde nur abgewimmelt und gesagt das sei so üblich und (auf zugegeben freundliche Weise), dass ich wohl nicht der Typ fürs tätowieren sei und vielleicht im Zweifelsfall woanders es versuchen solle.
Ich bin kein (spiritueller) Punk, der sich einfach von heute auf morgen was stechen lässt, nein, aber ist es so ungewöhnlich sich mit dem Motiv vorher nochmal ordentlich auseinandersetzen zu wollen? Zwischen Krähe und Krähe können gestalterisch immerhin Welten liegen und gerade in einem Studio, dass nicht übermäßig auf einen Stil festgelegt ist und bei einem Tätowierer, der in den Stilrichtungen, die man mag nur wenige (wenn auch gute) Beispielbilder zeigen kann?
Ich denke selbst bei einem stilsicheren Topkünstler, bei dem man einigermaßen erahnen kann wie das ganze aussehen könnte, hätte ich ein schwummriges Gefühl den Entwurf erst 5 vor 12 zu sehen.
Mir wurde zwar gesagt, dass vor Ort ja noch was geändert werden kann, aber trotzdem.

Ist das wirklich so üblich?
Gibt es Tätowierer, die das anders handhaben?
Wie läuft das ab, wenn man in weiter Entfernung zum Wunschtätowierer wohnt? Wird vorher per Mail kommuniziert oder muss man doch mehrfach hinfahren?

Danke für die Anworten.
Ich hoffe ich löse hier als Noob nicht direkt nen Shitstorm aus. ^^
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon gipsy » 29.07.2015 13:32

Hm... zunächst macht mich stutzig, dass du selbst zugibst, dass der Tätowierer in dem von dir gewünschten Stil nur sehr bedingt zuhause ist.

Aber allgemein: Ich habe schon Entwürfe (wenn auch nur ein Vorentwurf) per Email bekommen, habe in den meisten Fällen allerdings auch erst im Studio alles mit dem Tätowierer bequatscht.

Prinzipiell haben die Leute halt auch die Sorge, dass sie sich im Vorfeld die Arbeit machen, dir stundenlang nen Entwurf zeichnen und du am Ende mit dem Entwurf zu jemand anderem rennst.

Ich glaube die Mehrheit hier sucht sich seine Tätowierer so aus, dass sie sich sicher sind, dass da ohnehin was geiles bei rumkommt. Und wenn die Idee vom Tätowierer am Tag X dir nicht zu 100 % passt, kann immer noch was geändert werden.

Persönlich hätte ich damit kein Problem. Mein Tipp: Such dir jemanden, von dem dir ohnehin alles gefällt. Dann legt der dir auch was geiles vor und du wirst glücklich sein. Weil die Kombination, dass du von den Arbeiten des Künstlers 100 % überzeugt bist und auch eine genaue Vorstellung davon hast, was es werden soll, sollte eigentlich genügen.
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon sabss999 » 29.07.2015 13:44

Huhu,

so wie ich das hier gelesen habe ist das schon so üblich. Es gibt da auch schon ein Beitrag zu.
Hier der link :
post629852.html?hilit=Tattoo%20Vorlage%20erst#p629852

Mein Tätowierer ist knapp 4 Stunden entfernt. Beim Beratungsgespräch hatte ich eine Vorlage dabei. Er hat alles mit mir besprochen. Ich habe meine Wünsche geäußert und ansonsten habe ich gesagt,dass er freie Hand hat was Abänderungen angeht. Der Termin ist in 5 Monaten. Er wird mir die überarbeitete Vorlage vorher per WhatsApp schicken.

Ansonsten sehe ich das wie gipsy. Du solltest schon überzeugt vom Künstler sein. Sonst bist du im Nachhinein unglücklich.
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Re: AW: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon n8ght » 29.07.2015 13:49

In meinen Augen liegt das Hauptproblem darin , dass es dein erstes Tattoo werden wird. Nach dem zweiten, dritten, drölften Tattoo fallen in der Regel langsam die Bedenken und Hemmungen. (Soll es das wirklich sein? Gefällt es mir auch in 10 oder 40 Jahren noch? Was ist, wenn ich den Stil in 20 Jahren nicht mehr mag? etc.pp.) Man wird normaler Weise deutlich entspannter. Man fasst mehr Vertrauen , in sich selber und in die Tätowierer, die man sich aussucht. (sofern man zu denen gehört, die sich intensiver mit der Materie befassen)

Ich verstehe, dass man als noch Untätowierter zu diesem Zeitpunkt Bedenken hat... dass man sich nicht vorstellen kann, sich ein gerade erst entworfenes Bild sofort stechen zu lassen. (was ist, wenn mir erst DANACH auffällt, dass das Kreuz falsch rum ist, da ein Punkt fehlt oder die Augen die falsche Farbe haben?)

Deswegen finde ich es nicht verwerflich, sich für das erste Tattoo jemanden zu suchen, der auf einen eingeht und die Sorgen versteht. Dafür muss man dann evtl seinen Suchradius erweitern.

Ich würde aber auch je nach Tätowierer durchaus empfehlen, das Wagnis einfach einzugehen.

Wichtiger erscheint mir hier gerade, dir den richtigen Tätowierer zu finden. Und wenn wir den gefunden haben, dann verschwinden deine Sorgen evtl. auch von ganz alleine. :)
K-ink-Man hat geschrieben:Alle Informationen sind (versteckt in einer immensen Menge von Quark) jederzeit verfügbar!
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon sid23 » 29.07.2015 14:04

Ich kann mir auch vorstellen, daß der Punkt von gipsy sehr wichtig ist: Warum soll's ein Tätowierer sein, dem Du (scheinbar) nicht zutraust, den Stil richtig zu treffen?

Bei meinem Falken hab ich die Motividee ca. ein Jahr vor dem Termin an den Tätowierer geschickt. Er hat gesagt, er macht's und dann hat's halt gedauert, bis ich einen Guestspot erwischt hab, wo er nur 1,5 Stunden und nicht 900km weit weg ist.

Ne Woche vor dem Termin wurde ich auch nervös und hätte zugegebenermaßen gefreut, einen Entwurf zu sehen. Ich hab mich zur Beruhigung immer wieder durch sein Portfolio geklickt und war mir einfach sicher, daß damit und mit meinen Vorgaben nur was rauskommen kann, was mir gefällt.

Zugegebenermaßen wurde ich am Abend vorher nochmal nervös, als er per Mail anfragte, ob ich ihm nochmal meine Motividee schicken kann. :shock: Hat aber alles bestens geklappt und er wollte sich nur nochmal versichern, ob das mit Größe und Asymmetrie so paßt.
mein schwanz brennt!
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon Madamechen » 29.07.2015 14:18

Danke für die Antworten!
Da bin ich beruhigt, dass ich hier nicht auch gleich als übervorsichtige Spießerin abgestempelt werde.
Dass ich bei den Tätowierern in Dresden nicht glücklich werde, hatte ich mir gedacht. Meine Bedenken waren da von Anfang an recht groß, auch wenn ich denke, dass die beiden von mir ausgesuchten Tätowierer prinzipiell einen guten Job machen, aber die stechen eben auch alle Stile (wobei der eine eher auf Old School und der andere eher auf so scetchy Sachen spezialisiert ist, wenn). Und ich seh auch teilweise Bilder bzw. echte Tattoos aus den Studios, wo mir dann sofort durch den Kopf geht "Was, wenn dein Tattoo dann so aussieht und nicht wie die, die du im Netz gesehen hast?".
Leider sind die Tätowierer, die ich mag, alle ellenweit weg. Habe Bartosz Panas, Adrian Edek und David Rudzinski als erste Kandidaten ins Auge gefasst (am Anfang auch Lard Uwe, aber mir ist das mitlerweile fast zu kitschig und die Bilder im Netz sind alle so furchtbar doll geshopped). Aber da ist mir persönlichem Vorortgespräch halt schwierig, wenn man landübergreifend 10 Stunden Zug fährt erstmal. Und Warschau ist leider auch nicht meine Lieblingsstadt, wo ich ständig hin will. Krakau dann schon eher. ;-]
Aber bei denen mag ich wirklich fast alle Arbeiten vom Stil her, das wären Leute, denen ich da eher vertrauen könnte, dass ohnehin etwas Gutes daraus wird.
Mehr Künstler als Handwerker.

Der Äußerung, dass man bei den folgenden Tattoos entspannter an die Sache herangeht, stimme ich soweit zu. Ich denke auch so Sachen wie persönliche Sympathie des Tätowierers und solche Kleinigkeiten treten dann auch etwas mehr in den Hintergrund als sie es jetzt tun. Hab halt den Wunsch, dass jedes Detail perfekt sein muss bei dem ganzen Ablauf, auch wenn das teilweise quatschig ist.
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon Darko » 29.07.2015 15:44

Nagut, ich hab seinen aktuellen Tourneeplan nicht im Kopf, aber eigentlich ist Bartosz doch häufiger in Deutschland unterwegs oder? 2013 oder so war er in Magdeburg, was ja fast um die Ecke ist ;) Nur wg der Entfernung solltest du wirklich nicht auf Qualität verzichten.

Ich geb dir soweit recht, mit steigender Tattoozahl wird man entspannter was den Tätowierer angeht, bzw. vertraut mehr seinem eigenen Auge u lässt dem Tätowierer mehr Freiräume. Die persönliche Sympathie spielt allerdings immer eine Rolle und ich würde wohl auch auf ein Tattoo (grad wenn es um größere Projekte geht) verzichten, wenn ich mit ihm auf persönlicher Ebene nicht klarkomme.
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Re: Motiv erst am Tätowiertag gezeigt bekommen?

Beitragvon Ani Ta » 29.07.2015 17:44

Das kommt mir bekannt vor. Ich habe bei meinem ersten Tattoo den Tätowierer nach der Empfehlung einer Kollegin ausgesucht (hab Glück gehabt, ging alles gut und ich liebe meinen Raben auch heute, fünf Jahre später, noch genauso wie am ersten Tag). Er bot eine kostenlose Sprechstunde an, also habe ich die anderthalb Stunden mit den Öffis in Kauf genommen, bin mit meinen gesammelten Vorlagen und Ideen dorthin und wir haben eine Stunde lang jedes Detail durchgesprochen. Die Chemie hat einfach gestimmt und ich mochte seine Denkweise und wie er da herangegangen ist und mir Fragen zum Motiv und der gewünschten Ausführung gestellt hat.
Später hat er dann per Mail noch mehr Detailbilder vom Brustgefieder verlangt, die ich ihm geliefert habe.

Ein paar Tage vor dem Termin gings mir wie sid23 und ich habe nochmals per Mail nachgefragt wegen dem Entwurf. Ich bekam einfach die Umrisse (Silhouette, Auge, Stein plus Runen) zugemailt und das hat mich beruhigt. Die Umrisse waren dann auch gleich der Stencil und den Rest hat er freihändig gemacht. Zugegebenermassen bin ich rückblickend erstaunt, dass ich da soviel Vertrauen hatte, da ich doch eher der Kontroll-Mensch bin, doch das Vertrauen war absolut gerechtfertigt.

Beim zweiten Tattoo, das ich Ende August bekomme, bin ich anders vorgegangen: ich habe mir anhand des gewünschten Stils den Künstler ausgesucht, dessen Sachen mir einfach alle restlos gefallen und habe dort einen Termin vereinbart. Eine Vorlage gibts nicht, ich soll einfach die Elemente mitbringen, die ich haben möchte und dann gehts los. Da mir eben alle seine Sachen gefallen und das schon seit Jahren, werde ich ihm einfach meine Wunschelemente nennen und für alles andere freie Hand lassen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Wenn Dir der Stil des Künstlers gefällt, dann kannst Du ihm eher und ruhiger freie Hand lassen, weil Du weisst, der kann genau das, was ich haben möchte und was mir auch gefällt. Aus diesem Grund würde ich eher eine weitere Anreise, ggf. auch auf Kosten eines persönlichen Vorgesprächs, in Kauf nehmen, dafür bekommst Du dann exakt, was Du möchtest.
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