Kassel (dpa) Der "Kannibale von Rotenburg" muss sich von diesem Mittwoch an wegen Mordes vor dem Landgericht Kassel verantworten. Der 42 Jahre alte Computerspezialist soll einen Mann vor laufender Kamera erstochen und Teile der Leiche gegessen haben. Das Opfer - ein 42- jähriger Ingenieur aus Berlin - willigte angeblich vorher in die unfassbare Tat ein. In dem in der Justizgeschichte einmaligen Fall hat der Angeklagte ein umfassendes Geständnis zum Prozessauftakt angekündigt.
Da Kannibalismus in Deutschland kein Straftatbestand ist, ist die Verurteilung des Hessen schwierig. Die Anklage legt ihm Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebes zur Last. Die bei der grausigen Tat gedrehten Videos hätten ihn sexuell erregt. Er habe sein Opfer zerlegt, um es aufessen zu können. Die Verteidigung geht indes nur von Tötung auf Verlangen aus. Einem psychiatrischen Gutachten zufolge ist der Angeklagte voll schuldfähig.
Der Angeklagte und sein späteres Opfer lernten sich über das Internet kennen. Dort veröffentlichte der Angeklagte eine Anzeige, mit der er jemanden zum Schlachten und Aufessen suchte. Darauf meldete sich sein späteres Opfer. Auf die Spur des Rotenburgers kam die Polizei nach dem Hinweis eines Innsbrucker Studenten. Dieser stieß im Internet auf einen erneuten Aufruf des Kannibalen, mit dem dieser nach neuen Opfern Ausschau hielt.
Im Dezember 2002 durchsuchten Fahnder das Anwesen des 42-Jährigen und stießen dabei auf vier Gefrierbeutel mit Menschenfleisch und gruben im Garten Knochen und einen Schädel aus. Der Beschuldigte gestand daraufhin das blutige Geschehen.
Für das Verfahren, das 34 Ermittlungsakten füllt, hat das Landgericht Kassel zunächst 14 Verhandlungstage bis Ende Januar angesetzt. Es sind 38 Zeugen, ein Psychiater, ein Gerichtsmediziner und ein Toxikologe geladen.
DER NETTE MANN VON NEBENAN