Kunst wertneutral beurteilen?

Allgemeines zum Thema Tattoo

Moderatoren: MartiAri, BassSultan

Kann man Kunst und Künstler von einander trennen?

Ja, weil...
6
17%
Nein, da...
19
54%
Das kommt drauf an...
8
23%
Keine Meinung.
2
6%
 
Abstimmungen insgesamt : 35

Re: Kunst wertneutral beurteilen?

Beitragvon Buddha_Eyes » 20.11.2012 20:00

Für mich ergibt sich der Unterschied zwischen Kunst und Kunsthandwerk aus der von mir verwendeten Kunstdefinition:
Kunsthandwerk ist für mich etwas, was sich zwar künstlerischer Techniken und Arbeitsweisen bedient, bei dem es aber an dem "unmittelbarsten Ausdruck der individuellen Persönlichkeit des Künstlers" mangelt.

Ab wann das der Fall ist wäre dann wieder einen eigenen Thread wert, denke ich.

Von der Frage, ob man wertneutral urteilen kann habe ich jedenfalls nicht gesprochen. Mir ging es wirklich nur darum ob ich für mein (natürlich wertendes) Urteil die Geisteshaltung des Küntlers kennen muss...

Dem hier:
ich kann verstehen, wenn man zum Beispiel der Rechtswissenschaft die Wissenschaftlichkeit abspricht.

muss ich übrigens ausdrücklich widersprechen.. :mrgreen:
Expect nothing..
Benutzeravatar
Buddha_Eyes
 
Beiträge: 11900
Registriert: 04.05.2010 9:44

Re: Kunst wertneutral beurteilen?

Beitragvon vanEkeris » 20.11.2012 20:06

Würde die Frage jetzt, nachdem ich Eure Gedanken gelesen habe wohl auch anderes formulieren. Aber da bis hierhin schon ne Menge interessante Aspekte genannt wurden, über die ich mir zB noch nie so Gedanken gemacht habe, führt die Frage in die richtige Richtung.^^ Vielen Dank dafür ersteinmal!
Man liebt die Menschen, die man liebt, nicht weniger im Angesicht ihrer Fehler und Schwächen. So ist das Leben!
Benutzeravatar
vanEkeris
 
Beiträge: 1266
Registriert: 15.11.2010 2:56
Wohnort: Düsseldorf

Re: Kunst wertneutral beurteilen?

Beitragvon Kontrakreativ » 20.11.2012 20:39

Buddha_Eyes hat geschrieben:Kunsthandwerk ist für mich etwas, was sich zwar künstlerischer Techniken und Arbeitsweisen bedient, bei dem es aber an dem "unmittelbarsten Ausdruck der individuellen Persönlichkeit des Künstlers" mangelt.

Ab wann das der Fall ist wäre dann wieder einen eigenen Thread wert, denke ich.


Aber genau da beißt sich das Ding in den Schwanz :D

Das ist ja gerade keine positive Definition; im Grunde steht da "Kunsthandwerk ist Kunst, nur eben nicht." Man käme ja auch nicht auf die Idee bei einem Maler oder Musiker zu sagen, bei dem Lied/Bild hat er sich jetzt selbstverwirklicht, da nicht; also ist das eine Kunst, das andere nicht; da muss ich mir den Autor als Anarchisten denken und seine politische Bios mit einbeziehen, da schreibt er bloß Naturgedichte; bei dem Lied brauche ich die Rest-Persönlichkeit nicht, um den Song zu verstehen, also sind Sauflieder von Nazis okay.

Die Grenzziehung ist eben deswegen so schwer, weil es keine Grenze gibt. Ich würde sagen: Alles ist Kunst, kann Kunst sein. Jeder der etwas schafft, drückt sich aus. Man muss halt aufhören, normative Vorgaben daran zu knüpfen und auf Teufel komm raus zu universalieren.

Kunst ist Kunst. Kunst von Nazis (et al) ist Scheiße.

ME ist das hier eine typisch juristische Argumentation, die sich auf eine Metaebene flüchtet und dort begriffsnormativ operiert :wink: Kunst ist anders zu behandeln als nicht-Kunst, und aus meinem Begriff von Kunst leite ich ab, was und wie; Kunst ist Ausdruck der Persönlichkeit des Künstlers, aber gleichzeitig nur so viel, wie ein zufälliger Interpret zum Verständnis braucht.
Benutzeravatar
Kontrakreativ
 
Beiträge: 386
Registriert: 15.12.2010 13:35
Wohnort: Berlin

Re: Kunst wertneutral beurteilen?

Beitragvon rotbaer » 20.11.2012 23:34

Ich versuche es mal so :Kunst beantwortet Fragen wie Philosophie. Abstrakt theoretisch oder gesellschaftlich nur eben mit künstlerischen Mitteln. Kunsthandwerk löst eine konkrete Gestaltungsaufgabe (Quilt, Tiffanylampe oder Tattoo) Insofern ist für mich die Ausgangsfragestellung entscheidend.
Ich ironiere so lange bis ich einen Sarkasmus bekomme!
Benutzeravatar
rotbaer
 
Beiträge: 1437
Registriert: 03.04.2010 15:26
Wohnort: Ruhrpott

Re: Kunst wertneutral beurteilen?

Beitragvon Kontrakreativ » 21.11.2012 0:14

rotbaer hat geschrieben:Insofern ist für mich die Ausgangsfragestellung entscheidend.


Hui, spannender Ansatz. Aber wer stellt die Frage? Wer gibt die Antwort? Und im Falle von Kunsthandwerk - Wer stellt die konkrete Gestaltungsaufgabe?

Landest Du dann nicht einach bei einem offenen Kunstbegriff? Kunst ist Kunst, wenn jemand sie dafür hält; lies, sie für sie oder ihn die Antwort auf etwas ist, das außerhalb der bloßen Bearbeitungstechnik liegt? Und ist die Art und Weise wie jemand eine Gestaltungsaufgabe angeht so abstrakt, dass die Persönlichkeit außen vorbleibt?

Für mich ist das eigentlich befriedigend. Danke für den Gedanken. Gab es nicht auch mal einen Thread über das individuelle Verhältnis zu den Tätowierern? Und gerade im Kontext von Tattoo als Nicht-Kunst: Ob man sich als bloße Leinwand fühlt?
Benutzeravatar
Kontrakreativ
 
Beiträge: 386
Registriert: 15.12.2010 13:35
Wohnort: Berlin

Vorherige

Zurück zu Tattoo

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast