Kolumne: Tattoos und Toleranz

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Kolumne: Tattoos und Toleranz

Beitragvon thINK » 11.02.2008 17:54

Es geschah letzte Woche... Nach einem mehr oder weniger anstrengendem Arbeitstag mit dem Feierabendbier gemütlich noch etwas in die Röhre gucken. So hab ich mir das vorgestellt. Glotzen um etwas runter zu kommen. Runter kommen? - weit gefehlt! Bild ich mir das ein oder hat das ausser mir schon jemand beobachtet - die Bösen in vielen TV-Serien sind oft sehr leicht zu erkennen. -Woran? - Na an ihren Tattoos natürlich (löbliche Ausnahme: Navy CIS da ist die Tätowierte eine von den lieben). Da wird einem doch glatt suggeriert das alle Tätowierten Drogen konsumieren, stehlen, betrügen und auch vor Vergewaltigung und Mord nicht zurückschrecken. Vielleicht empfinde ich das aber auch nur so und in Wirklichkeit bin ich nur Überempfindlich?! Dieser Umstand hat mich jedenfalls dazu gebracht über das Thema Tattoos und Toleranz nachzudenken.
(Fast) jeder der ein Tattoo trägt hat sich deswegen schon den ein oder anderen "blöden" Kommentar anhören "dürfen". Aber wie sieht es mit der Toleranz der tätowierten Bevölkerung aus. Ich erlebe es tagtäglich in meinem Studio...
Da sieht die Kundin für einen kleinen Schmetterling auf einem meiner Fotos einen Totenschädel und meint zu ihrer Freundin: "wie krank muss man denn sein um sich SOWAS stechen zu lassen..."
Am nächsten Tag habe ich einen Stammkunden im Laden der sich gerade den Rücken großflächig verzieren lässt. Und während einer Pause fängt er an über diese "Pseudos" zu schimpfen die sich nur nen kleinen Stern stechen lassen - die seien ja in Wirklichkeit garnicht tätowiert...
...dererlei Erlebnisse hatte ich schon viele. Natürlich sind Tattoos immer Geschmackssache und ein Bild wird auch nie allen gefallen (ich würde vielleicht gerade mal 10% der Motive die ich steche auf meiner Haut tragen wollen) aber ist es notwendig den eigenen Geschmack als einzige Wahrheit zu empfinden? -Und noch viel schlimmer, diese "Wahrheit" bei jeder Gelegenheit anderen um die Ohren zu hauen?
Irgendwie kommt mir der Verdacht das viele von uns tätowierten selbst nicht so tolerant sind wie wir das von der Gesellschaft fordern. Ich glaube erst wenn wir (die "Tätowiertengemeinde" ) es schaffen Vorurteile unseren Mitmenschen gegenüber (ob bunt oder nackig) abzubauen, können wir darauf hoffen das die "Ungefärbten" anfangen umzudenken und in uns tätowierten Individuen eben nicht nur potenzielle Verbrecher sehen.
Das ist meine persönliche Meinung (und mit Meinungen ist es so wie mit dem Geschmack - es gibt vielerlei verschiedene)

Wie denkt Ihr darüber

Geinkter Gruß
thINK
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Wer fragt, ist manchmal ein Narr für fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt ein Narr für immer.
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Beitragvon tinschn » 11.02.2008 18:46

nun habe ich stundenlang getippt und plötzlich ist emin text verschwunden :evil:


so, ich denke es gibt für alles ein für und wider,
neulich habe ich zB. eine DVD geguckt, die tätowierten waren natürlich alle tätowiert,nahmen drogen und waren kriminelle gangmitglieder..
ach herrje, dann soll das volk mit vorurteilen gestillt werden..mir egal

auf der anderen seite liegt es vllt genau daran, dass einige der bunten haut so angewidert gegenüber stehen, wobei ich denke, dass der gedanke etwas überzogen ist.

gut, hier gibt es genug dikussionen, was bunte von nackten erwarten...

aber das von dir angesprochene "problem" sehe ich nicht als eines an..
vermutlich liegt es in unserer natur, unseren geschmack als den besten anzusehen, der wir wollen es denken um selbstzweifel zu überspielen.

bei uns heißt es vllt " ach wie süß, n stern am ellenbogen"
oder " ih, ein totenkopf, wie geschmacklos"

bei untätowierten heißt es " oh mein gott, haste die gesehen, was hat die bloß an"

sein wir mal ehrlich, gelästert wird immer und zwar von jedem, mal mehr und mal weniger.. das hat weniger etwas mit toleranz oder nicht zu tun, sondern eher mit aufwertung der eigenen person.
wo wir wieder am anfang sind, wenn wir lästern, fühlen wir uns besser, denn wie gesagt, nur wir sind toll, nur unserer geschmack ist der beste..

ich denke dass ist ein gedanke, ein kampf ohne ende, toleranz ist nunmal nicht unendlich;)

lg
"jeder sollte ein kunstwerk sein, oder eines haben"
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Beitragvon birmchen » 11.02.2008 21:01

Hm...es fällt mir etwas schwer, es in Worte zu fassen...
Genaugenommen ist es eine Frage der allgemeinen Toleranz. Wenn alle endlich aufhören würden, gewisse Dinge oder Personen als andersartig und besonders- halt nicht der Norm entsprechend- zu empfinden und Allem mit einer gewissen wohlgesonnenen Neutralität zu begegnen, dann würden sich solche Gedanken gar nicht bilden.
(Besser finde ich noch die Formulierung/Ansicht, dass wir Alles und Jeden als etwas einzigartiges/besonderes begreifen sollten, was als Solches unseren Respekt verdient.)
Hier bei uns sind Tat2s inzwischen eigentlich nichts besonderes mehr und ernten auch nicht mehr Reaktionen wie eine neue Halskette: Oh, hübsch, zeig mal- Ne, find´ich nicht schön- oder auch: Ich mag Halsketten an sich nicht...
Oder bei bunten Haaren: Guck mal, das Grün steht dem supergut- oder eben: dieses Blau macht dich unglaublich blass.(Natürlich ist nicht JEDER so-aber das Gro der Leute hier schon)
Diese Atmosphäre ist sehr entspannend und gibt jedem die Freiheit, frei zu entscheiden, ohne Gesellschafts- oder Gruppenzwang. Und da sollten wir hin, meiner Meinung nach.

Letzten Endes kann aber nur jeder selbst an sich "arbeiten", auf die intolerante Gesellschaft zu schimpfen und selbst seinen eigenen intoleranten Beitrag zu leisten ist ja wohl wenig produktiv....
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Beitragvon Phoenix » 11.02.2008 21:56

Ich werde immer intolleranter gegen über denen die mich nicht Tollerieren....
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Beitragvon narcotic1987 » 11.02.2008 22:00

tinschn hat geschrieben:..die tätowierten waren natürlich alle tätowiert,..


Echt? :shock: :mrgreen:

Also, ähm, was ist schon normal?
Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit "Intoleranz" gemacht .. wirklich nicht.
Dieses "Drogen-Knacki-Image" wird wohl immer in den Hinterköpfen der Menschen bleiben. Aber naja, genauso wie wir, bekommen auch blonde, schlanke, hübsche Mädels ihr Fett weg (In der Hinsicht, dass jeder sie für schwer nuttig oder unendlich arrogant hält, oder so - ihr wisst schon, was ich meine :D ).

Jede "Randgruppe" ( :mrgreen: ) hat ihr Päckchen zu tragen und wird in eine Schublade gestopft.

Mich stört es nicht, da die Menschen, die es wissen sollen, wissen, wie ich bin und die, die mich in ne Schublade stecken wollen - Arschlecken, Rasieren, Drei Fuffzich .. :twisted: :mrgreen:
Pupskuh hat geschrieben:... ach anne, das kenn ich ... schlafen mit was im mund... *hüstel*...
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Beitragvon Panda » 11.02.2008 22:57

Seh mich da selbst auch nicht ganz unschuldig. Ich bin auch schon genervt gewesen wenn mir Leute ihr Tattoo unter die Nase gerubbelt haben so in der Art "guck mal ich hab auch ein Tattoo" (und dazu noch ein furchtbar schlechtes, wo ich Mitleid bekomme und ihnen am liebsten die Visitenkarte meines Studios in die Hände drücken möchte).
Aber im großen und ganzen hast du recht.
Ich versuch selbst möglichst gar nicht über etwas zu lästern oder erzähle lieber von meinen eigenen Geschmack, als andere schlecht zu machen. Finde sowas nicht gerade ne feine Art.

Genauso schimpf ich nicht über Arschgeweihe oder Leute, die vielleicht zu fett für ein Tattoo sind. Wenn ich was abstoßend finde, behalte ich es einfach für mich. Mich fragt keiner danach, also halte ich den Mund. Das sollten viele machen, tun sie aber nicht.

Aber meine absoluten Top 3 Lästermäuler sind immer noch die:

-die Am-Stück-Stück-Tätowierten, die über die schimpfen, die sich ihre Motive stückweise zusammen pflücken.

-Ausschließlich-einfarbig-Tätowierten, die über die schimpfen, die sich farbig tätowieren lassen und

- Ganzkörper-japanisch-Tätowierte, die über die schimpfen, was nicht nach außerordentlich streberhaft japanisch aussieht.

Ich finde eine gute Mischung aus allem immer noch am besten. Vielleicht sind wir alle irgendwo Freaks. Ich betrachte die Verhaltensweisen unter Tätowierten manchmal schon mit ganz schöner Schadensfreude. :mrgreen:
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Beitragvon Dewelinski » 12.02.2008 11:50

Ist doch völlig in Ordnung das man Vorurteile hat. Jeder hat die, selbst der der Standhaft behauptet das er keine Vorurteile hat.

Das Gehirn macht sich im Bruchteil einer Sekunde ein Bild von seinem gegenüber, schneller als Ihr über diese Bild nachdenken könnt. Jeder macht sich ein Voraburteil ohne den anderen zu kennen, das ist normal und gut so.

Das problem ist nicht Vorurteile zu haben sondern wie man mit Ihnen umgeht!

Man muß auch nicht alles tollerieren. Dann würde es ja garkeine gesellschaftlichen Reibungspunkte geben, ohne die auch keine Entwicklung selbiger stattfindet.

wichtig ist doch eigentlich nur das man auf einer vernünftigen Basis mit einander umgeht.

Zudem muß ich sagen, sind viele Tätowierte irgendwie, heulsusen..."äh der Stellt mich nicht ein weil ich ein Tattoo hab" (oder so)...jeder der sich tätowieren läßt sollte wissen das man sich, zumindest an gewissen Körperstellen, viele Türen in unserer Gesellschaft verschließt.
Ich wär so gern wie ich!
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Beitragvon Haribo » 13.02.2008 8:36

Panda hat geschrieben:Ich bin auch schon genervt gewesen wenn mir Leute ihr Tattoo unter die Nase gerubbelt haben so in der Art "guck mal ich hab auch ein Tattoo" (und dazu noch ein furchtbar schlechtes, wo ich Mitleid bekomme und ihnen am liebsten die Visitenkarte meines Studios in die Hände drücken möchte).


So sieht´s aus, geht mir da nicht anders.
Eigentlich finde ich Intoleranz von Tätowierten untereinander albern und irgendwie widersprüchlich, aber wenn dann so eine "mode-tätowierte" Tussi daher kommt und meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben (Tattoo natürlich vom Hinterhof-Scratcher, weil´s ja sooo günstig war und der ja echt top ist), alles, was über Sternchen und chin. Zeichen hinausgeht, ist ja zu "viel" und dann bloooß nicht in Farbe und nicht so groß, weil das ist ja totaaaal unweiblich - DA ist es dann mit meiner Toleranz zugegebenermaßen auch nicht mehr weit her :roll:

Phoenix kurzer und präziser Satz bringt es diesbezüglich immer noch am besten auf den Punkt :!:
dobermann hat geschrieben:...Es ist ein tattoo was man bekommt und kein fucking baby!!!Als nächstes kommt vorberitungstrainigsturnen fürs arschgeweihtattoo oder was???...


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Beitragvon Phoenix » 13.02.2008 8:38

:oops: Mercie :oops:
der Phoenix
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Beitragvon A_Xander » 13.02.2008 9:06

Alle Tätowierten sind ja auch nur ein Teil einer Gesamtgemeinschaft und somit bleiben die "Fehler" der Gemeinschaft natürlich auch bestehen.

Nur weil ne Frau geinked is pinkelt se deswegen ja auch net im Stehen.

Aber gutes Thema. Mir fällt sowas öfters auf. Nicht nur speziell bei Tätowierten, sondern allgemein bei Gruppen, die sich versuchen etwas vom Allgemeinbild abzuheben.

Irgendwie scheint da eine Art der Arroganz, die man selbst aber beim Rest der Gesellschaft verurteilt, zu entstehen. Aber eher aus dem Grund des Selbstschutzes, irgendwie so ne Art Verteidigung in Wechselbeziehung zu den vorurteilhaften Blicken der restl Bevölkerung. Oh Gott, versteht überhaupt jmd. was ich sagen möchte? :)
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Beitragvon kill-o-bite » 13.02.2008 9:15

Tattoos sind mittlerweile Mainstream. Viele haben das aber noch nicht mitbekommen, und sehen das tätowierte Volk als Randgruppe und bedienen Klischees, im Fernsehen, in den Medien, überall. Viele derer, die sich heute stechen lassen, haben sich, im Gegensatz zu früher, nicht damit auseinandersetzen müssen, welche gesellschaftlichen Konsequenzen es haben kann, sich ein Tattoo stechen zu lassen, und wie man in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Und da früher denke ich die intensive Überlegung mit dem Thema, und die Entscheidung, sich tätowieren zu lassen, ungleich größeres Selbstbewußtsein erforderte als heute, war wahrscheinlich auch der Respekt derer, die sich trotz gesellschaftlicher Vorbehalte haben tätowieren lassen, anderen Tätowierten gegenüber viel größer, als das heute der Fall ist, wo es sogar in der High Society ja fast schon zum guten Ton gehört, sich tätowieren zu lassen, oder ein Kind zu adoptieren, oder sich auch auch ein 2-wöchiger Aufenthalt in einer Entzugsklinik karrierefördernd auswirkt. Generell habe ich persönlich aber auch das Empfinden, daß die Menschen nicht mehr sehr respektvoll miteinander umgehen. Das liegt aber auch an unserer Ellenbogengesellschaft.
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Sie drang tief in meine Haut, dies´ Gefühl vergess´ ich nie, diesen bittersüssen Schmerz, keine And´re ist wie sie...
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Beitragvon Lawrence » 13.02.2008 22:17

...na und ? Will jemand Weltverbesserer werden? Kann doch egal sein! Vielleicht sehe ich dann nicht mehr so viele Menschen, die Tattoo s haben, wegen welchen ich mich schäme geinkt zu sein ...
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