Schon länger lese ich herum und wundere mich sicherlich manchmal. Ich glaube der Generationswandel hat sich auch in der Tattoobranche vollzogen. Und es ist gut so!
Wenn ich daran denke, wie sich unser späterer Lehrling bei uns beworben hatte. Er hockte nachts vorm Geschäft, da er nicht schlafen konnte. Er mußte einfach fragen, ob wir ihn als Lehrling nehmen. Von Geld war keine Rede. Aber er mußte vor und nach seiner Arbeit noch putzen, einkaufen, Vorlagen zeichnen...Wir bauten gemeinsam einen Spiegeltisch... Er erlernte die Grundlagen des Tätowierhandwerks.
Es dauerte lange, bis er endlich an die Schweinehaut durfte. Bis dahin war jede freie Minute von ihm - unsere Zeit. Ich glaube, es war eine harte aber auch gute Schule.
Wenn ich bedenke, fast zwei Jahre opferte Mario Hartmann seine Zeit und Kraft und wir unsere Energie.
Heute sind wir stolz, unglaublich stolz auf ihn. Er hat Biß bewiesen. Er hat seine Begabung ausgebaut. Er hat beim "Urschleim" beginnen müssen. Er hat durchgehalten!
Wie viele haben noch Biß? Die Medien verzerren das Bild eines Tätowierers und der Tattoostudios. Dabei handelt es sich um ein Kunsthandwerk. Da sollte man eine Begabung mitbringen. Aber viele kaufen sich einfach Maschinen und legen los. Dieses Thema hatten ja bereits einige Schreiber vor mir.
Wir können die Medien nicht beeinflussen. Wir können auch unser Umfeld nicht ändern. Aber, wir können es beeinflussen, wer menschlich reif ist und unabhängig vom Geld, wer es WERT ist, dass man die Tattookunst ihm oder ihr vermittelt.
Es ist der gewisse "Virus". Diesen spürt man in seinem Gegenüber, egal ob es sich um eine Bewerbung als Lehrling oder Tätowierer handelt.
Wir wollen das gewisse Feeling spüren. Sorry, das hat man oder nicht.
Den Rest kann man formen und schleifen, wie einen Rohdiamanten.
Ich denke diesen Beruf darf nicht jeder ausüben. Schon gar nicht, wer es nicht als Berufung empfindet!