Was sagt Euer Arbeitgeber zu den Tat2s - und was die lieben Kollegen/Kolleginnen?

[wolfpaec73]

(Weisse Hemden sind übrigens zum Verdecken eher ungeeignet...)

Viele farbige übrigens auch! Hängt von der Stoffqualität ab.

[Haruhi-Chiaki]

Ich spreche mal aus der Sicht eines Arbeitgebers (wissenschaftlicher Bereich). Und als solcher ist es mir ziemlich egal, wie jemand aussieht, solange in sauberen Klamotten erschienen und der Job ordentlich gemacht wird. Ich habe kein Recht, darüber zu bestimmen, wie andere Menschen auszusehen haben. Und wenn ein Auftragnehmer damit ein Problem hat, soll er sich halt woanders hinwenden. Basta.

Ok, ich werde mit dieser Sichtweise vermutlich eine sehr seltene Spezies sein, aber irgendwer muß ja schließlich den Anfang machen

Allerdings gibt es Grenzen. Diese ist mit Nazisymbolen oder anderen extremistischen Tendenzen überschritten.

[Tremm2]

Ich finde die Einstellung richtig, liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie vertrete, aber ich lebe nur einmal und ich lasse mir sicherlich nicht von anderen Menschen vorschreiben, wie ich auszusehen habe oder zu leben habe, nur weil ihr Idealbild so ist.
Natürlich muss man sich auch immer ein bischen nach anderen Menschen richten, aber ein Tattoo macht mich ja per se nicht schlechter oder unfähiger. Wo man das nicht versteht will ich ehrlich gesagt auch garnicht arbeiten. So ein Versteckspiel wäre mir einfach zu anstrengend.

Wer kann schon in die Zukunft sehen...
Evtl. bekommt er durch nen Sleeve ein ganz anderes Auftreten, wodurch er dann seinen Traumjob bekommt...

Wer weiß, wer weiß!



@haruhi: Wenigstens sieht das schonmal einer so. Jetzt muss ich in ein paar Jahren nach dem Master nurnoch an dich geraten
Achja, ich will mir natürlich kein extremistisches Tatto stechen lassen, es ist eigentlich ein sehr "liebes" Motiv, nix mit Totenköpfen oder sonst was.

[DannyM3]

Haruhi und die Sicht des Arbeitgebers kann ich ebenfalls beisteuern.

Ich arbeite in einer sehr spiessigen Ausprägung des Marketings.
Wenn einmal Tätowierungen bei Geschäftspartnern bekannt wurden hat das meist für sehr amüsante Situationen gesorgt da mittlerweile auch deutlich mehr Schlipsträger als man vermutet - zum Teil sogar sehr stark - tätowiert sind.

Allerdings - und das gilt es zu bedenken - erlebe ich die extremsten Ressentiments bei der Generation ~30-55. Ja - selbst in unserer eher freieren Marketingbranche in der du kaum noch "nackte" Gestalter, Webdiseinger o.ä. siehst.

30-55. Also genau die Generation die wahrscheinlich auch die nächsten Jahre "Chef" oder Fürhungskraft sein wird. Es gab sogar eine Situation in der ich - siehe Haruhi - wegen einem dieser Auftragnehmer einen relativ großen Job verlor. Meine Schuld als Chef - nicht eines Mitarbeiters. Kann also - zum Glück - nur mich selber dafür verantworltich machen.

Wenn aber Auftragnehmer (m)einer Firma damit Probleme haben und diese Firmen systemrelevant sind wird es schon deutlich schwieriger. Da ich für einige (meist untätowierte ) Mitarbeiter die Verantwortung trage kann ich dann nicht sagen "scheiss drauf" sondern muss mir ernsthafte Lösungen überlegen.

Da ich selbst das ein oder andere Pigment trage würde ich natürlich auch jeden meiner Arbeitnehmer dahingehend verteidigen und in Schutz nehmen. Keine Frage.
Wenn du jetzt aber sowas wie oben skizziert selbst als Vorgesetzen, Chef, Arbeitnehmer, Kunde bekommst - bereite dich darauf vor - dann kann das schon ein Problem werden.
Und bei jungen Arbeitnehmern noch deutlich schneller.

Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass es mittlerweile sehr sehr viel Toleranz in allen Branchen gibt. Aber auch, dass die Häufigkeit extremer Ressentiments eher zugenommen hat. Abfällig sag ich dazu gern immer n bisschen die Unternehmensberatungsgeneration.

Extrem gut ausgebildet
Extrem früh in Verantwortung
Extrem gute Schüler
Extrem wenig eigene Jugend. Zumindest das was ICH als Jugend verstehe

[Haruhi-Chiaki]

@ Tremm2

Einen "Dodäkopp" sehe ich nicht als extremistisches Motiv. Selbst ein Swastika-Symbol, wie es z. B. von Little Swastika im Gesamtkunstwerk gemacht wird, ist kein Problem. Problematisch wird es bei mir z. B. mit Hakenkreuzen im Nazi-Umfeld, dito mit anderen Nazi-Symbolen und derartige Sachen und Codierungen wie z. B. 88 und 18.

@ DannyM3

Mit meinen 43 Lenzen (auch wenn man mir schmächtigem Asiaten-Bürschchen die 43 Jahre nicht ansieht ) bin ich mehr oder weniger direkt im Altersbereich des bräsigen Spießbürgertums. Aber ich habe schon immer etwas anders gedacht und bin Dinge anders angegangen. Und ich habe von meinem Elternhaus mitbekommen, den Leuten und irgendwelchen Dingen vorurteilsfrei zu begegnen.

Ich sehe allgemein eine Spaltung der Gesellschaft zu bestimmten Themen. Es bilden sich zwei Lager und dazwischen gibt es kaum noch was. Sei es nun Homosexualität, Zuwanderung oder, wie in diesem Fall, Tattoos. Entweder wird zugestimmt oder vehement abgelehnt und die Person sofort negativ klassifiziert. Die Leute, die "Ist mir egal, aber..." sagen, sind der Thematik gegenüber ablehnend eingestellt. Ich habe ja nix gegen Ausländer, aber... Ich habe nix gegen Schwule, aber... Ich habe nix gegen Tätowierungen, aber das sind ja sowieso alles Knastbrüder. Plus (ich habe nix gegen...) mal Minus (...aber) gibt Minus (also Ablehnung). Dieses mathematische Prinzip lernt man schon in der Schule

[METAHOLIC]

Toller Beitrag! Auch der von Danny!

[kuttekop]

@Haruhi-Chiaki: meine Rede, teile deine Sicht der Dinge. Fasse ich (leider) auch so auf

[hippocampus]

Ich werde das jetzt kurzfristig ändern, aber bei meinen bisherigen Jobs waren sichtbare Tattoos ein absolutes No-Go, weshalb sich alles oberhalb der T-Shirt-Ebene abspielen musste. Es waren dabei immer die Bedenken gegenüber der Kundschaft, weniger die des Arbeitgebers selbst. Ich kann dabei die Haltung der Chefs gut nachvollziehen (war ja selber mal einer), allerdings tue ich mich schwer, die Vorurteile der "breiten Masse" nachzuvollziehen. Offenbar - und das gilt, wie andere schon sagten, nicht nur für bunte Haut - ist es mit der allgemeinen Toleranz in unserer Gesellschaft längst nicht so dolle, wie hier und da behauptet wird. Abweichungen von der so genannten "Norm" sind mindestens unerwünscht, egal in welchem Bereich. Ein Betrieb, der von der Zahlungswilligkeit der Massen abhängig ist, kann sich dem nur unterordnen.

Es gibt aber auch Ausnahmen, und ich glaube es werden mehr. Jedes Jahr auf der Frankfurter Messe kommt unser ganzer Verlag aus aller Herren Länder zusammen. Irgendwie musste unser Oberboss dann doch irgendwann feststellen, das man die Vertriebler unseres Hauses an der Kombination aus Anzug resp. Kleidchen und grossflächiger Tätowierung erkennt. Als dann alle zusammenstanden, war das ein recht bunter Haufen. Glücklicherweise sind die meisten unsere Kunden ziemlich locker drauf, weshalb jetzt auch endlich das Update bei mir ansteht. Nichtsdestotrotz ist bei einigen Besuchen immer noch das Langarm-Hemd angesagt. Wir sind uns in der Firma einig, dass wir Verantwortung gegenüber dem Betrieb und den Kollegen haben, wenn wir das Geld nach Hause bringen wollen. Insofern muss auch hier bei aller Liberalität manchmal die Persönlichkeitsentfaltung in den Hintergrund treten.

Schlussworte des CEO: "I'm really happy to have such a colored sales team. They'll never get any job in another company, what makes me sure to have a perfect staff - forever."

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[Kama_fra]

Das ist schön! Ich finde es interessant, dass es international auffällig ist. Können das andere aus ihren Jobs auch berichten?
Ich hab ab August einen neuen Job im Yoga
Zentrum und alles ist tutti- bin dort als Mensch genommen worden, der seine Aufgabe erfüllen soll, Zugehörigkeitsgefühl und Sinn für Yoga ist wichtiger in allen Bereichen als Körperschmuck freu mich total!

[Kraist]

Hätte ich aber auch nicht erwartet, dass es im Yoga-Zentrum da Probleme gibt. Am Montag fängt mein neuer Job an (Ingenieur, Forschungsabteilung). Bin mal gespannt, was da so auf mich zu kommt...

[HD310]

Weder im Yoga-Zentrum, noch in der Forschung dürfte es zu Problemen kommen. Da sind ja überall nur "Querköppe" unterwegs.

Mein Mann hat da als Banker schon ganz andere Probleme.
Auch ohne Kundenkontakt - er ist Revisor bei der BaFin - heißt es da jeden Morgen: Septum einklappen, T-Shirt unterm Hemd, "Sieht man noch Farbe? Nein?! Gut! Abmarsch!"
Das geht dann auch soweit, dass in den Nippeln nur Stifte sind, da die unterm Hemd, im Gegensatz zu Ringen, nicht auffallen.

Es ist also schon vom Job abhängig, was man sich erlauben kann.
Ich bin Informatiker und bei uns "Kellerkindern" hat fast jeder 'ne Body-Mod, die auch nicht versteckt wird.


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[Buddha_Eyes]

Bank dürfte tatsächlich (neben manchen Serviceberufen) noch der Bereich sein, wo die Vorgaben am extremsten sind. Krass finde ich es allerdings, dass das sogar in der Innenrevision so gehandhabt wird.

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[Pizza0406]

Also meine persönlichen Erfahrungen im Laufe des letzten Jahres waren durchweg positiv.
Selbst die Saudis waren fasziniert von meinem Arm.

Selbst der Geschäftsführer fragte heute eher im Spaß ob ich nun Hooligan bin, doch dann lächelte er und meinte das es Super aussieht.

Doch nun zu meinen "negativen" Beobachtungen.....
Habt ihr auch in letzter zeit die Beobachtung machen müssen das eigentlich nur noch nach dem Preis gefragt wird als nach allem anderen? Also bei mir war allein innerhalb der letzten 2 Tage 3 mal die Frage nach dem Preis für so einen Sleeve

[loose.grip]

Schon interessant zu lesen, wie diverse Reaktionen sind.
Aber nun ein wenig zu mir: Angefangen mit der Farbe hat es am Oberarm und gleich wollten es alle Mitarbeiter bei uns sehen - naja sagen wir fast alle
Ich arbeite im öffentlichen Dienst und bin dabei im täglichen Kontakt mit Kunden. Gekleidet wird sich dem Wetter entsprechend. Will heißen, dann auch mal ein kurzes Hemd oder T-Shirt ... Und daraus folgt, dass nichts versteckt wird, auch nicht die Farbe am Unterarm.
Nebenbei gibt es aber auch keine Kleidungsvorschrift, ich bin seit ein paar Jahren unbefristet angestellt und interessiere mich nicht immer für andere Meinungen. Dazu ist meine Chefin auch noch tätowiert

Und die restlichen Reaktionen waren bunt gemischt, ca 90 Prozent positiv. Dabei haben mich schon Kunden drauf angesprochen aber ich mach auch mal Witze über den 'tätowierten Assi'

[Finya]

Hi! Hoffe mein Anliegen ist hier in diesem Thread nicht so verkehrt...

Zu Beginn meines Rückencovers hatte ich vom Patrick Hüttlinger eine Vorlage geschickt bekommen, in der er meine Arme als 3/4-Sleeves mit einbezogen hat. Naja, seitdem ich das gesehen hab, lässt mich der Wunsch einfach nicht mehr los... Es würde einen so tollen Anschluss zum Rücken geben und die Vorlage ist schlicht wahnsinnig schön. Ich hadere aber wegen meiner beruflichen Zukunft: Bin in 3 Semestern mit dem Studium fertig (Lehramt) und - unabhängig davon, ob ich Tätowierungen theoretisch offen tragen dürfte - hab ich bis jetzt eigentlich immer Wert darauf gelegt, vor der Klasse "neutral" auszusehen... Also beispielsweise keine Bandshirts oder eben sichtbare Tattoos. Mag zwar spießig klingen, aber ich finde doch, dass der Unterricht und nicht ich im Vordergrund stehen sollte...
Dann wiederum müsste ich immer langärmelige Blusen tragen... oder Langarmshirt mit Halstuch (unterer Nacken ist bereits tätowiert...) und das auch im Hochsommer mit vllt. 30 Kids in einem Raum

Was ich eigentlich fragen will:

Hat hier jemand diesen Schritt zum Sleeve mal bereut, der sich dadurch quasi selbst diesen "Dresscode" aufgezwungen hat? Wie seid ihr mit der Entscheidung umgegangen?


EDIT: Ich hab jetzt doch folgenden Thread finden können, in dem sich zu dem Thema schon geäußert wurde : tattoo-am-unterarm-verdecken-t6799.html
Yassi hat dort einen "Probesommer" empfohlen um zu testen wie man damit klarkommt - die Idee ist ja großartig, das wird ich mal machen!