Was sagt Euer Arbeitgeber zu den Tat2s - und was die lieben Kollegen/Kolleginnen?

[Sakuraba]

Mein Chef hat es heute als ich kurz mit ihm geredet habe bemerkt und meinte nur "Hast du 'n Tattoo?" Ich darauf hin nur "Ja" und er hat geschätzte 100 mal gesagt "Das ist doch nicht echt? Das geht doch wieder ab oder?" .

10 Minuten später meinte er dann nur das steht dir aber echt gut und sieht super aus.

[8-9-3]

Vielleicht noch eine kleine Erklärung dazu warum in der Luftfahrt besonders beim fliegenden Personal lange Haare eher unüblich sind bzw. ich selbst bisher noch keinen männlichen Piloten mit langen Haaren kennengelernt habe:

Neben den erwähnten sozialen Hintergründen und dem "kompetent-konservativen Bild" was man vor der Öffentlichkeit zu vertreten hat, ist ein weiterer Grund, dass die Sauerstoffmaske welche die Piloten in Notfällen (Druckabfall, Rauch, Feuer im Cockpit etc.) aufziehen mit langem Haar bzw. Bart schlechter abdichtet. Auch Pilotinnen müssen sich das Haar deshalb fest zusammenbinden, weil offenes Haar in diesen Fällen einfach zu unpraktisch ist bzw. sogar gefährlich werden könnte.
Klar wäre aus rein praktischen Gründen ein fester Dud oder eine Pferdeschwanzfrisur auch bei Männern denkbar, aber wie schon hier diskutiert, ist auch das nach wie vor etwas, was gesellschaftlich nicht in das Bild passt, was man vermitteln soll.
Genauso verhält es sich ja auch in diversen anderen Berufen.... in der Kreativ- oder IT-Branche ist das etwas ganz anderes, in Managementjobs, beim Militär oder ähnlichen Bereichen erwarten Vorgesetzte und Arbeitgeber halt nach wie vor eine gewisse "Passform" und Konformität der Lohnknechte.

Meine persönliche Meinung dazu: Ich finde es schade und es fiel mir wirklich schwer damals mich von meinem Haar zu trennen. Hätte ich mich nach der Schule für einen anderen Werdegang entschieden, würde meine Frisur, meine Kleidung im Job und mein allgemeines Auftreten wohl mehr dem entsprechen, wie ich mich fühle und wie ich gerne wäre, aber nun.... das alles sind Äußerlichkeiten und inzwischen empfinde ich es nicht mehr als schlimm. Es ist ja auch nicht der Arbeitgeber an sich, der "der Doofe" dabei ist, sondern es liegt mehr allgemein an unserer Gesellschaft.

Wie gesagt.... es ist der Preis den ich dafür zahle, dass ich ein Leben führen darf, wie ich es mir vorstelle und den Job ausüben darf, von dem ich seit frühester Kindheit träume. Für mich wäre es inakzeptabel eine Tätigkeit auszuüben, in der ich zwar aussehen darf wie ich will, die mich dafür aber nicht zu 100% erfüllt.

[Tremm2]

Ich habe noch leider selbst noch nichts zu berichten an Erfahrungen. Allerdings wird mir ja Ende April/Anfang Mai auch der Arm zugehackt werden und das mit dann 19 .. jetzt wollte ich einfach mal fragen, ob hier evtl. wer Erfahrungen in der Chemiebranche mit sichtbaren Tattoos gemacht hat?

An sich bin ich mir ziemlich sicher, dass es zu keinem Problem werden sollte, da ja im Normalfall eh der Kittel den Arm verdeckt. Und ja, ich will in die Forschung/Labor, strenge mich dementsprechend in meinem Studium auch an um das zu schaffen .. fachfremdes kommt für mich eigentlich nicht in Frage. Notfalls habe ich als Mann ja immer noch die langärmlig variante - bin eh sehr hitzeabweisend .. laufe oft im Sommer in längerem rum, bis mich einer darauf hinweist, dass es gerade 30Grad hat

Aber würde da gerne was von wem hören, der dahingehend schon Erfahrungen gemacht hat, da ich ja selbst weder berufstätig noch sichtbare Tattoos habe.

[Altheim]

Kann dir zur Chemiebranche nicht unbedingt was sage, war die letzte Null in dem Gebiet. Insofern es aber einer verdeckbaren Stelle liegt, solltest du eigentlich nirgends wirklich ein Problem damit bekommen. Ich kann mir jetzt auch nicht vorstellen, dass man insbesondere im Labor Probleme wegen eines Tats bekommt. Es sei denn du hast ein unmögliches Motiv am Start.

[Skaven]

ich kenne jemanden, der auch im Labor arbeitet, und der hat beide Arme voll tätowiert und hat keine Probleme mit dem Arbeitgeber..

[monkima]

Es sei denn du hast ein unmögliches Motiv am Start.

definiere "unmögliches Motiv"

......so wie Ginko auf einem Männerarm ?

[Altheim]

Haha...nein, ich denke jetzt eher an so etwas wie Nazi-Tattoos, die glaube ich kein Arbeitgeber gerne sieht.

[hippocampus]

Wenn's eh verdeckt werden kann, sollte es da keine Probleme geben. Warum auch?

(Weisse Hemden sind übrigens zum Verdecken eher ungeeignet...)

[wirk-licht]

Kenne es nur aus der Pharma und das ist von Firma zu Firma unterschiedlich. Wenn Du nicht vor Deiner Einstellung damit rumwedelst, kann ich mir schwer vorstellen, dass man Dich deswegen, wenn es später rauskommt, wieder kündigen würde..

[Tremm2]

Naja bei einem full arm sleeve bleibt natürlich immer mal das risiko, dass n stück rausschaut .. aber grundsätzlich ist es verdeckt. Labor kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich jemand daran stört, weil kein kundenkontakt.
Und natürlich werde ich es vorallem bei vorsteellungsgesprächen und probezeit verdecken!

Danke aufjedenfall an euch .. besser einmal zuviel Gedanken gemacht, als einmal zu wenig, ist ja doch ein ganz schöner Schritt von nackt zu einem Sleeve

[Norb]

Ich möchte mal zu bedenken geben, dass Du mit 19 kaum wissen kannst wo es Dich hinträgt. Gerade die Flexibilität, die Du nach Deinem Studium hast, solltest du nutzen.
Im Bereich Pharma, Medizin und Chemie gibt es auch haufenweise Stellen in denen man keinen langärmligen Kittel trägt.

[Tremm2]

Natürlich kann ich das nicht wissen. Vielleicht lande ich im Vertrieb oder im Büro, wer weiß schon, was ich später mal machen werde? Aber im Endeffekt kann ich ja immer noch auf die langärmlige Hemdenvariante zurückgreifen. Für Vertrieb, also Kundengesräche, ist Sakko ja sowieso Pflicht. Klar sieht man dann vielleicht mal ein kleines Stück rausschauen, das wird mir aber wohl niemand ankreiden.

Abgesehen davon .. Ich sehe es auch einfach nicht ein, mich allzu groß einzuschränken nur, weil irgendein komischer Mensch meint etwas an mir würde nicht passen. Und wenn ich noch 5 oder sogar 10 Jahre warte, wird das auch nichts ändern. Vielleicht weiß ich dann wo ich stehe, aber dann habe ich immer noch 30 Jahre vor mir und in diesem Zeitraum kann immer noch viel passieren ..
Am Ende würde ich es dann nur bereuen es nicht getan zu haben, ich kenne mich da.
So ist zumindest meine Sicht, vielleicht liege ich da auch falsch?

[Norb]

Deine Sicht ist deine Sicht, ich weiß nicht ob du da falsch liegst.
Aber Arbeit ist auch etwas, wodurch man sich definiert und sie kann dich auch erfüllen.
Vielleicht beides so sehr, dass es in Ordnung ist auf Tattoos an bestimmten Stellen zu verzichten.

Das machst du dann nicht für einen komischen Menschen sondern für dich, wegen einem komischen Menschen. Das nervt zwar, ist es das aber möglicherweise wert.

Gerade zum Beginn des Studiums, also noch vor dem Beginn der Karriere ist alles so unklar, das Warten eventuell lohnt.
Wenn Du einmal ein paar Monate gearbeitet hast, relativiert sich vielleicht vieles und du bekommst ein Verständnis dafür was du weshalb machst oder nicht machst.

Was du letztlich machst ist deine Entscheidung und diese ist hoffentlich gut überlegt, deshalb wollte ich das mal hier lassen.

[Vex]

Abgesehen davon .. Ich sehe es auch einfach nicht ein, mich allzu groß einzuschränken nur, weil irgendein komischer Mensch meint etwas an mir würde nicht passen.

Versteh ich, irgendwo. Allerdings musst du dann eben damit rechnen, dass du in deiner gewünschten Branche eventuell keinen Job bekommst, beziehungsweise eventuell länger suchen musst, als manch anderer.
Wie gesagt, in gewisser Weise kann ich es verstehen, weil ich ähnlich eingestellt bin. Ich möchte nicht in einem Beruf landen, in dem ich nicht als der Mensch akzeptiert werde, der ich bin und da sind nun mal meine Tattoos mit eingeschlossen. Ich habe schon sehr geteilte Meinungen zu dieser Einstellung gehört und ich muss sagen, dass ich sowohl die positiven als auch negativen Seiten bisher meist nachvollziehen konnte. Die einen fanden es gut, die anderen naiv. Alles schon gehört. Grundsätzlich liegt's ja bei einem selbst und ob man mit der Tatsache von eventuellen Konsequenzen umgehen kann.

[mfux]

Wer kann schon in die Zukunft sehen...
Evtl. bekommt er durch nen Sleeve ein ganz anderes Auftreten, wodurch er dann seinen Traumjob bekommt...