Tattoos bei der Bundeswehr

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon Djin » 06.01.2013 16:47

Hallo,

ich bin eben auf die folgende Diskussion gestoßen, bei der sich wohl hauptsächlich aktive oder ehemalige Soldaten beteiligen. Also was ich da gelesen habe, erschreckt mich doch schon sehr, dass es wirklich noch so radikale und konservative und vorallem intollerante Einstellungen zu dem Thema gibt... :?
Was würdet ihr denn zu der Diskussion sagen?

Hier der Link zu der ganzen Diskussion: http://www.bundeswehrforum.de/forum/ind ... ic=22143.0

Und mal ein paar Zitate, welche ich besonders bedenklich finde:

Es geht bei Tätowierungen schlicht um das Ansehen in Öffentlichkeit. Der Bürger hat bestimmte Vorstellungen wie die Exekutive der Bundesrepublik Deutschland auszusehen hat. Und gewisse "Äußerlichkeiten" gehören da nicht dazu. Die OVG der Länder habe dazu zig Entscheidungen getroffen, die Polizisten betreffen. Leider gibt es noch keine einschlägige Entscheidung des BVerwG (Bw=Bundesbehörde). Obwohl ich lieber gar keine Entscheidung habe als eine, die wwieder nicht zwischen Liberalität und Beliebigkeit unterscheidet! Und gerade die Relativierungen hier im Thema (Nicht im Gesicht, nicht dies, nicht das) offenbaren, dass man diese "Büchse der Pandora" einfach nicht öffnen sollte. Das Spinnennetz quer über´s Gesicht ist einfach nicht Gesellschaftsfähig! Und ein Träger eines solchen hat als KpChef oder BtlKdr nichts verloren!
Tätowierungen sind nun einmal selbstzugefügte Stigmatisierungen sozialer Randgruppen (Strafgefangene, Motorradgangs etc.). Die bewaffnete Schutzmacht als Spiegel der Gesellschaft sollte sich gerade nicht als soziale Randgruppe gerieren.


Mit einer Verpflichtung bei der Bundeswehr leiste ich einen Dienst an der Gesellschaft und füge mich in eine Gemeinschaft - den "Bund" - ein. Ich grenze mich gerade nicht aus um hemmungslos meiner Individualität zu fröhnen aus hedonistischem Zeitgeist. Ich erkläre mich sogar bereit, meine Gesundheit und sogar mein Leben für diese Gemeinschaft einzusetzen und zu opfern. Nach meinem Verständnis sind das sogar schwer vereinbare Gegensätze. Und was die "Allgemeine gesellschaftliche Auffassung" angeht: Das Problem ist, dass man diese nur vermuten kann. Ich gehe aber immer noch davon aus, dass der größere Teil sich von Tätowierungen abgestoßen und abgeschreckt fühlt und insgesamt der "Trend" auch wieder rückläufig ist. Auch die Zahl der dermatologischen Entfernungen steigt an.


Mir ist noch keine obergerichtliche Entscheidung bekannt, die Tätowierungen als gesellschaftsüblich definiert. Wer eine hat, nur her damit (mich interessiert das wirklich!). Bitte Sozialadäquanz nicht mit Mode verwechseln. Mode ist viel schnelllebiger als gesellschaftlicher Konsens. Und insgesamt nimmt der Modetrend nach meinem Empfinden wieder merklich ab. Mittlerweile macht sich auch bereits der "mainstream" wieder über "Tatoos" lustig. Das ist schon eher so eine Verfehlung wie vor einigen Jahren diese unsäglichen "Buffalo"-Schuhe und Tätowierte werden in der gleichen Ecke abgeladen. Nur das das "Tatoo" ein Leben lang bleibt!
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AW: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon serrox » 06.01.2013 17:26

Hab das nur mal überflogen. Meine persönliche Meinung ist, dass niemandes Kompetenzen anhand von äusserlichkeiten festgemacht werden sollten.

Allerdings war ich auch viele Jahre Soldat und habe meine sichtbaren Tattoos (Unterarme) erst machen lassen, nachdem ich aus dem aktiven Dienst ausgeschieden war.
Während meiner Zeit als Soldat gab es relativ wenige, mir vorgesetzte Kameraden, die sichtbare Tattoos gehabt hätten. Es war nach meinem empfinden fast eine selbstverständlichkeit, dass der Soldat genau so, wie er morgens frisch rasiert zum Dienst erschien und die Haare nie über Ohren und Kragen trug, sich auch keine Tattoos stechen lassen würde, die aus der Uniform herausschauen könnten.

Es gab allerdings einige Kameraden die durchaus eingestellt worden waren, obwohl sie Tätowierungen vorzuweisen hatten.

Ich hatte keine Probleme damit, mit meinen Armen zu warten, bis ich kein Soldat mehr war. Mir war schon bei Beginn des Dienstverhältnis die grundsätzliche Einstellung der Bundeswehr zum Thema Tattoos bekannt. Ich hatte mich also damit arrangiert.



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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon Djin » 06.01.2013 17:45

Das stimme ich dir durchaus zu. Wenn man die Entscheidung trifft, zur Bundeswehr zu gehen und man das wirklich möchte, dann kann man auch seine Tattoowünsche hinten anstellen. Jedoch finde ich es schon schade und auch bedenklich, dass in unserer heutigen Zeit wohl doch noch die Meinung weit verbreitet ist, dass Tätowierte Menschen einer sozialen Randgruppe angehören... Und fast noch schlimmer empfinde ich, dass in dieser Diskussion sogar die These aufgestellt wird, dass Menschen mit Tattoos geringere Kompetenzen haben, als andere Leute. Ich empfinde soetwas schon fast als Diskriminierung, zumal unsere heutige Gesellschaft doch angeblich so aufgeklärt und tolerant ist!? :?

P.s.: Ich glaube auch nicht, das die Einstellung mit Tattoos ein Problem ist, da man dieser Diskussion auch entnehmen kann, dass die Verantwortlichen selbst Tätowiert sind, ich finde nur die Einstellung von den Leuten, die dort schreiben doch sehr bedenklich, erst recht, wenn sie die Aufgabe haben eine Demokratie zu verteidigen, in der eigentlich eine Selbstbestimmung für seinen Körper gegeben ist... Das ist für mich eigentlich ein Wiederspruch.
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Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon mfux » 06.01.2013 18:43

Was ne Idiotentruppe...

Wer da wohl die Randgruppe ist!?
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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon zion » 06.01.2013 18:49

mfux hat geschrieben:Was ne Idiotentruppe...


Bundeswehr halt..
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AW: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon serrox » 06.01.2013 19:11

Sehr erwachsen die ganze Bundeswehr über einen Kamm zu scheren. Sich im Gegenzug aber darüber aufregen, dass alle Tätowierten in eine Schublade gesteckt werden. :roll:

Wenn ich sowas lese, dann wundert mich nichts mehr..

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Re: AW: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon zion » 06.01.2013 19:22

serrox hat geschrieben:Sich im Gegenzug aber darüber aufregen, dass alle Tätowierten in eine Schublade gesteckt werden. :roll:


tu ich nicht... weils mir ziemlich ist egal wenn sich leute über tätowierte auslassen ;)

und ich schere die bundeswehr darum über ein kamm weil ich sie als institution die sie aktuell in deutschland darstellt für überflüssig und veraltet halte.. und das in jeglicher hinsicht...
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AW: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon serrox » 06.01.2013 19:30

Hättest du das direkt so geschrieben, dann hätte ich da gar nicht drauf reagiert, da ich deine Meinung hierzu respektieren würde, auch wenn ich sie nicht teile.

So ein für mich sinnentleerter Halbsatz ist meiner Meinung nach halt nicht ok. Wie auch immer, ich will hier keine Diskussion dazu starten, dafür gibt es geeignetere Foren.

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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon pantalen_4209 » 06.01.2013 19:45

Mein Bruder ist seit 4 Jahren Berufssoldat der deutschen Bundeswehr und hatte nie Probleme mit seinen Tattoos (linke Brust und Fullsleeve, rechter Unterarm, und da kommt natuerlich noch mehr).

Ganz im Gegenteil, er ist dort voll akzeptiert und ist fuer die Familienbetreuung in seiner Kaserne verantwortlich, was unter anderem auch bedeutet, dass er viel mit Kindern und Verwandten anderer Soldaten hat. Dabei duerfen auch im Sommer die Taettowierungen zu sehen sein und er hat nie berichtet auf Gegenwind gestossen zu sein. Zumindest in seiner unmittelbaren Umgebung kann also nicht der allegmeine Konsens gelten, dass Taettowierte zu einer miderwertigen Randgruppe gehoeren.

Wie das natuerlich in anderen Kasernen aussieht, ist wiederrum eine andere Frage...
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Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon mfux » 06.01.2013 20:07

Serrox, es ist mir ziemlich egal was die über Hautbilder denken.
Mich stören eher Sachen wie:

Der Bürger hat bestimmte Vorstellungen...
Dienst an der Gesellschaft....
Gesundheit und Leben für diese Gemeinschaft einsetzen...

Wie weit weg von der Realität leben diese Menschen überhaupt?
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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon Haruhi-Chiaki » 07.01.2013 12:48

In Japan ist es mit (großflächigen) Tattoos noch übler als in Deutschland. Von norwegischen Verhältnissen ist wohl der größte Teil der Welt noch Lichtjahre entfernt.
Dateianhänge
x.png
Norwegischer Polizist legt/entfernt Handschellen bei Breivik.
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只より高いものはない。
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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon SabrinaLionheart » 07.01.2013 14:55

Norwegen und Schweden (soweit ich das weiß) sehen das total locker und "richtig". Man wird dort (häufiger als hier oder in anderen Ländern) nach seinen Fähigkeiten bewertet und nach dem,was man leisten kann und nicht nach irgendwelchen Äußerlichkeiten.

Ich find's einfach total furchtbar,dass man überhaupt überlegen muss,ob man sich so äußerlich verändern darf wenn man den und den Beruf machen will.
Ich empfinde das als einen Verstoß gegen die Grundrechte. ( (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.)
Ich kann immer nur den Kopf schütteln über manche Zustände hier in Deutschland und Co. Ich finde es einfach nicht mehr zeitgemäß derart zu denken und Menschen in irgendeine Schublade zu drücken und sie zu unterwerfen,indem man ihnen verbiete,sich so zu gestalten wie sie es möchten.
Wenn ich ehrlich bin,verstehe ich das rein menschlich sowieso nicht.

Aber zurück zu deiner Frage:
Also ein Bekannter von mir war bei der Bundeswehr (Marine) und ist mittlerweile am Unterschenkel tätowiert, soweit ich weiß,hat er das aber auch nach seinem Dienst erst gemacht.

LG
"Das Wertvollste im Leben ist die Entfaltung der Persönlichkeit und ihrer schöpferischen Kräfte."

Albert Einstein
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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon Buddha_Eyes » 07.01.2013 16:04

Na ja - wenn mir dieser Einwurf erlaubt ist, Grundrechte sind grundsätzlich Abwehrrechte gegen den Staat und strahlen nur mittelbar in privatrechtliche Verhältnisse hinein.

Aber es stimmt schon, es gibt auch im Arbeits- und öffentlichen Dienstrecht Diskriminierungsverbote, so daß ein Tattoo i.d.R. auch keine entsprechenden Konsequenzen haben dürfte. Aber es wäre wohl auch kein Arbeitgeber so blöd, bei einer dienstrechtlichen Entscheidung offen auf eine Tätowierung Bezug zu nehmen...
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Re: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon shortysone1978 » 07.01.2013 16:45

ist sowas aus dem oben verlinkten Forum den rechtens oder ist bei der Bundeswehr mal wieder alles anders, auch die Gerichtbarkeit?

Ich habe es in meinen Bereichen nie geduldet, dass Tatoos zu sehen waren und habe entweder das Abdecken mit Kleidung befohlen, aber auch einzelne Soldaten zur Entlassung gebracht, die sich ihre Tatoos amKopf, Hals oder den Händen nicht entfernen lassen wollten......

Die Grundlage ist durch die Schmuckbestimmung der ZDv 37/10 gegeben. Und die Entlassungsgründe ergeben sich aus dem Soldatengesetz, z.B. Pflicht zum treuen Dienen i.V.m. Pflicht zum Gehorsam. Und die Entlassung erfolgt ebenfalls auf der Grundlage des SG, 55...

Ohne auf die Details der jeweiligen Einzelfälle einzugehen: die Entlassungen gingen alle durch...
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AW: Tattoos bei der Bundeswehr

Beitragvon serrox » 07.01.2013 16:54

Das ist Blödsinn, da wollte sich einer wichtigtun. Zur Entlassung gebracht, wenn die Soldaten sich die Tattoos nicht entfernen lassen wollten. So ein Käse

Da wäre ich am selben Tag bei meinem Anwalt und beim Wehrbeauftragten.
Auch die genannten Paragraphen des Soldatengesetzes bieten nicht die Grundlage für eine Entlassung wegen den Tätowierungen.


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