von gipsy » 08.04.2011 9:55
Ey. Das kann doch mit ein Bisschen Grips nicht so schwer zu verstehen sein? Neben den ganzen Fixkosten, die jedes Studio haben sollte, kommen eben Dinge hinzu, die hier auch schon zum Teil aufgezählt wurden. In meinen Augen gehören dazu eben auch Telefonate, Emails, Entwürfe, Weiterbildung durch Selbststudium, Weiterbildung durch Austausch mit Kollegen, Versäumte Termine, zusammenbrechende Kunden, schwer zu bearbeitende Haut und und und und. Damit kann man ne ganz gediegene Kostenrechnung aufmachen. Und wenn dann jeder Kunde nen Hunni für die Stunde zahlt, liegt es wohl auf der Hand, dass dieser für den Kunden, der pünktlich erscheint und sich brav 5 Stunden ohne zu zucken hinsetzt und zwischendurch höchstens 5 Minuten nen Kaffee trinkt, ungerechter ist als für den, der erstmal ölf Mal den Termin verschoben hat, dann zu spät kommt, umkippt, mit Getränken und Süßigkeiten versorgt wird ohne Ende... Berechnet man diese ganzen Komponenten mit ein, kommt für mich nach dem kostendeckenden Stundensatz noch dazu, dass sich ein Tätowierer völlig zurecht entlohnen lässt, dass er nen echten Knüppeljob hat. Die Öffnungszeiten von 12 - 18 Uhr sind nämlich gerade mal ein Bruchteil der Arbeit, die der Tätowierer wirklich leistet.
Mal als Beispiel: Ich zeichne meine Kindheit fleißig vor mich hin und habe Spaß daran. Mit 14-15 merke ich während meiner Schulzeit: Das macht mir richtig Spaß, ich habe Talent und möchte etwas in die Richtung machen. Dann vergehen einige Jahre mit Zeichnen, zeichnen, zeichnen. Bis dann die Ausbildung zum Tätowierer beginnt habe ich also jahrelang gekellert und geübt wie ein Großer (was ein Gipsermeister nicht behaupten kann). Nun kommen einige Jahre Ausbildung, in denen ich wenig bis gar nix verdiene und nebenbei noch Bisschen Kohle verdienen muss, um mich über Wasser zu halten. Sind die 10-12 Stunden Arbeit vorbei, setze ich mich Abends um 10 in mein Kämmerchen, um dann noch 2-3 Stunden zu zeichnen. Weil: von nix kommt ja nix. Lange Rede, kurzer Sinn: Irgendwann hat man sein eigenes Studio und ist mal künstlerisch soweit, dass man sich in einem Verkäufermarkt bewegt (d.h. der Künstler macht den Preis und hat bis zu einem gewissen Limit trotzdem mehr als genug Arbeit). Dann würde ich auch einen vertretbaren Unternehmerlohn auf meinen kostendeckenden Stundensatz draufpacken!