Hmmm, ich hab das Ding jetzt auch mal gelesen und muss sagen, dass ich etw. zwiegespalten bin.
1. die etw. unglückliche Einleitung mit den doch äußerst fragwürdigen SPON-Zitaten, gipfelnd in der "I love Mumy"-Misere ist echt fragwürdig, allerdings denke ich, dass der Artikel
2. ein paar doch nicht uninteressante Thesen aufwirft, vor allem, wenn "wir" uns mal selbst vor Augen führen, dass eine gewisse Betriebsblindheit unter den Forenusern doch weiter verbreitet sein könnte als man es selbst zugeben möchte... ich habe hierbei vor allem die Tatsache im Kopf, dass der Tattooscout mit den im Forum gepflegten Werten und Normen, auf das Thema Tottoo/BodyMod. bezogen, nicht repräsentativ für die Population der Tätowierten insgesamt sein kann! (dies kommt vor allem dann meiner Meinung besonders krass zum Vorschein, wenn Neulinge hier oftmals vergrault werden, weil sie einfach nicht dieselbe Sprache wie die Forenuser sprechen und diese auch nicht verstehen bzw. lernen wollen)
Im Folgenden hab ich mir jetzt mal ein paar, wie ich finde nicht uniteressante Zitate aus dem Artikel herausgekramt, die meiner Meinung nach nicht nur auf Jugendliche zutreffen könnten sondern auf Phänomene der heutigen Gesellschaft im allgemeinen anspielen.
"sie [Tätowierungen + Piercings] dienen dazu, den Körper durch Verzierung und Schmuck zu verwandeln, die eigene Individualität zu unterstreichen, sich von der Masse abzuheben, Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit demonstrativ vor Augen zu führen und ein bestimmtes hedonistisch und narzisstisch aufgeladenes Lebensgefühl auszudrücken."
Rohr S. 8
"Es ist ein bißchen Provokation, ein bißchen Rebellion, ein bißchen Spaß, ein bisschen narzisstische Selbstgefälligkeit..."
Rohr S. 8
"Offensichtlich ist jedoch, dass Piercings und Tattoos ihren einstigen sakralen, rituellen wie sozialen Kontext – bis auf wenige Ausnahmen in devianten und subkulturellen Milieus – verloren haben und deshalb auch keine vergleichbaren Vergesellschaftungsfunktionen wie in traditionellen Gemeinschaften wahrnehmen. Stattdessen sind sie in den Dienst einer voranschreitenden Individualisierung getreten und übernehmen dabei ganz neue Aufgaben, vordergründig auch identitätsstiftende und möglicherweise sogar identitätsstabilisierende Funktionen."
Rohr S. 8
"Piercings und Tattoos scheinen diesem Wunsch nach Selbstvergewisserung, Selbstermächtigung, Kohärenz und Kontingenz durch eine kultartig, rituell zelebrierte, symbolträchtige Ausgestaltung des Körpers Ausdruck zu verleihen..."
Rohr S. 10
"Diffuse persönliche und gesellschaftliche Zukunftsperspektiven, Pluralisierung und Relativierung von Werten und Wahrheiten – kurz unsichere Zeiten und ein Mangel an gesellschaftlicher Orientierung und Anleitung – lösen dabei ein verstärktes Bedürfnis nach unveränderlichen Zeichen einer Identitätsvergewisserung aus."
Rohr S. 13
Einiges davon brachte mich doch ziemlich ins Schmunzeln
Cheers, Flip