Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

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Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon Kevin Bacon » 03.05.2018 15:03

Hallo liebe Menschen,

ich plane mit meiner Partnerin (per Rucksack), in naher Zukunft, grössere Reisen. Zur Auswahl stehen Chile, Peru und Costa Rica, Vietnam und Thailand und zu guter letzt Tahiti, Samoa, Neuseeland.

Ich bin am ganzen Körper tätowiert (einschliesslich Hals, Hände, Füsse) und habe 3 Tattoos im Gesicht, einmal ein Petruskreuz unter dem rechten und einen schwarzen Sichelmond (Fingernagel Grösse) unter dem linken Auge auserdem eine "Flower of Life"/Mandala vom Ohr ausgehend auf die Wange (circa Handteller Grösse).

Meine Tattoos sind alle mehr oder weniger im "Polka Trash Stil" gehalten und ich habe keine, sichtbaren, Letterings oder Zahlen tätowiert.

Meine Frage wäre nun ob ich erstens in Südamerika bzw. Zentralamerika Probleme bekommen kann, da Tattoos stark mit Gangs assoziert werden, zweitens wie, so offensichtlich, tätowierte Europäer in Orten wie Tahiti, Samoa, Neuseeland wahrgenommen werden.

Wichtig ist noch zu sagen das ich keine religösen Motive wie z.B einen Buddha tätowiert habe. Auch Motive wie Maori Designs oder polynesische Designs oder diesen nachempfundene Tribals finden sich nicht auf meinem Körper!

Vielen Dank für Eure Hilfe!
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon 4g48pg4l » 03.05.2018 22:23

Na, da ich ein wenig in der Welt herumgekommen bin, sag ich ganz einfach mal meine Meinung.

Du wirst bestaunt werden wie ein quietschbunter Elefant mit Blümchenmustern :lol:
aber das dürftest du (Gesichtstattoos) auch zu Hause erleben. Andererseits hast du einen gewissen "Ausländerbonus" - diese komischen Wesen von sonstwo müssen sich ja von "uns Einheimischen" unterscheiden. Wobei die Blicke neugierige Blicke und keine bösen Blicke sein werden, die Tattoos könnten sogar ein Starter für Gespräche sein. Tendenziell sind Tattoos Hingucker und Menschen sind neugierig.

Das Thema Tattoomotive als kulturelle Fettnäpfe hast du erkannt, beispielsweise religiöse Motive. Zu dem Thema musste ich erst mal nachschlagen, was denn ein Petruskreuz sein soll.

Uuups .... da hätte ich beim Anblick auch erst mal auf schwarze Szene, Satanismus ... getippt - die Assoziation ist gängig, der christliche Kontext war mir unbekannt. Mir wär's egal, aber keine Ahnung wie das bei einem tiefreligiösen südamerikanischen Katholiken vom Dorf ankommt.

Mit nachempfundenen polynesischen Designs würdest du in der Südsee so etwa aufgenommen wie ein Deutscher, der in Schottland einen Kilt im Clan-Tartan der MacGrouse trägt oder ein am Dialekt erkennbarer Hamburger in Lederhose und Trachtenhemd in Oberbayern. Leichtes Augenrollen - er ist halt ein Touri - freundliches Gespräch, da der Touri zumindest Interesse an Land und Leuten hat und uns "zum imitieren gut" findet.

Ja und das fußballversessene Südamerika! Wie sehen dann deren Fußballer aus? Da kommt ein Deutscher, noch mehr tätowiert als unsere Jungs .... ob der etwa .... Nationalelf ???? :P Thailand sind Tattoos ohnehin weit verbreitet, Polynesien sowieso.

Bedenken hätte ich bei deinem Äusseren noch am ehesten in Japan. Da haben Tattoos tatsächlich ein heftiges Unterweltimage.

Für entscheidender halte ich eher, dass du sprachlich über die Runden kommst, also Spanisch bzw. Französisch oder in Neuseeland Englisch wenigsten halbwegs beherrscht und als Individualtourist ohnehin eher geneigt sein wirst auf die Einheimischen zuzugehen und ihre Kultur zu respektieren als das die typischen Pauschalreisen tun.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon redphantom » 04.05.2018 11:14

Mach Dir mal keine Gedanken, ich bin auch viel in der Welt unterwegs, hab aber nur eher dezenten polynesischen Schmuck innerhalb der T- Shirt Linie. In den arabischen Staaten sind Tattoos manchmal nicht so gern gesehen, ist aber eher unkritisch. In Japan dagegen kann man regelecht diskriminiert werden, weil in manchen Schwimmbädern Tattoos verboten sind, :evil: :evil:

In Südamerika ist das unproblematisch, südmerikanische Fußballer haben die meisten (und hässlichsten(Vidal) :roll: ) Tattoos. In Neuseeland kam ich mal mit einem maori - abstammenden Hotel- Bademeister ins Gespräch, der mich zunächst für einen Australier hielt. Die haben gar nichts dagegen, dass auch andere ihre Tattoos tragen, nur bestimmte traditionelle Gesichtsstattoos sind wohl nur Häuptlingen vorbehalten und werden auch von den einheimischen Künstlern Touristen nicht gestochen.

Zur Zeit bin ich gerade auf einer Tauchinsel auf den Malediven - dort gehört ein Tattoo quasi schon zur Pflichtausstattung - sonst läuft man Gefahr, mit dem Personal verwechselt zu werden. :lol: :lol:
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon hotknife » 04.05.2018 12:24

In Japan bitte nicht in öffentliche Bäder, Sportstudios gehen. Das gibt richtig Ärger, Da hängen auch oft Verbotsschilder. In Tempelanlagen Tattoos verdecken.

Da Du kein Buddha-Tattoo hast (vor allen Dingen Thailand gibt das richtig Ärger), wird wohl Japan das einzig Land sein, wo Du nicht wie in anderen Ländern mit neugierigen bzw. verwirrten Blicken rechnen must. Hier sind Tattoos absolute Privatsache, verdeckt zu tragen, Gesellschaftlich nicht/wenig akzeptiert.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon Kevin Bacon » 06.05.2018 14:57

Hey,

danke für eure ausführlichen Antworten :)! @Segler: Das Petruskreuz ist bei mir tatsächlich im christlichen Kontext zu sehen was ich Menschen auch gerne erkläre.

Zu Süd und Zentral Amerika ist es wohl schon in Ecuador, Guatemala, Bolivien, El Salvador, Honduras, Mexiko und Venezuela kritisch mit so einem Aussehen da hier ja Gangs wie MS13 aktiv sind die für ihr grossflächigen Tattoos bekannt sind.

@hotknife @redphantom: Ich wollte sehr gerne mal nach Tokio, alleine schon wegen dem Bladerunner Flare. Wie ich gelesen habe kann man hier bei Hotels, Restaurants, Bars und Imbissen abgelehnt werden? Eine ehemalige Mitauszubildende, die Japanerin ist, meinte das in den Städten schon zwischen einem Japaner und einem Menschen aus einem Anderen Kulturkreis differenziert wird? Sollte ich Japan von meiner Wunschliste streichen?

Liebe Grüsse
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon hotknife » 06.05.2018 15:14

Quatsch, wenn Du da hin möchtest, dann fährst Du da auch hin.

Das entwickelt sich auch in Japan, nur eben nicht so schnell wie in westlichen Ländern, wo es eben schon mainstream ist. Und dann hast Du eben noch den Touri-Gaijin-Bosnus, genau wie Deine Mitauszubildende schon gesagt hat.

Investiere ein wenig Zeit u. lese Dir was über Japan + Tattoos im Netz durch. Ein Küsschen wirst Du für die Tattoos nicht aufgedrückt bekommen, aber richtige Ärger wird es nicht geben, wenn Du dich an gewisse Normen und Spielregeln hälst - und über die kann man sich ja vorher informieren.

Nur eben vielleicht nicht voll wie ein Eimer und ne Pulle Sake unterm Arm mit Tank Top in den Tempelanlage.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon 4g48pg4l » 06.05.2018 21:39

Mit letzterem Verhalten - auch nur einem Punkt des Aufgezählten - ist man in Japan unten durch, unterste Schublade, auch ohne Tattoos, auch als Westler, dem noch mit einem gewissen "er weiss es nicht besser" Rabatt begegnet wird. Die Tempelanlagen im Shinto dienen auch der Ahnenverehrung. Fehlverhalten dort ist nicht nur fehlender Respekt vor den Anwesenden und ihrer Kultur, sondern auch vor ihren Vorfahren. Letzteres wiegt erheblich schwerer.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon Unknown7 » 08.05.2018 10:47

Hallo,

mal was ganz Allgemeines dazu.

Im Restaurant von dem Hotel, in dem ich gerade residiere, sind kurze Hosen und ärmellose T-Shirts für Herren über 12 Jahren verboten.

Tattoos sollten "nicht sichtbar" getragen werden.

Was aber gerade die Deutschen Gäste nicht daran hindert, teilweise wie Familie Hartz am Badesee herumzulaufen. Hier ist teilweise echt fremdschämen angesagt.

Was ich sagen will: Es hat auch etwas mit Höflichkeit zu tun, auf die Gepflogenheiten des Gastlandes und die Wünsche des Gastgebers einzugehen.

Gruß,
J.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon hotknife » 08.05.2018 13:15

Naja, das Eine ist ein nicht angepasstes Verhalten, was max. mit bösen Blicken und einem mehr oder minder freundlichen Hinweise quittiert wird.

In Tailand gibt es z.B. beim Buddha auf der Wade auch schon mal einen körperlichen Verweis u. richtigen Stress mit den Gesetzeshütern.

In Japn kann man auch mal gerne einen kurzfristigen Besuch auf der Wache einplanen wenn man es denn wirklich wissen will.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon Unknown7 » 08.05.2018 14:55

Hallo,

was durchaus nachvollziehbar ist.

Es gibt halt kein Recht auf Provokation, wohl aber ein Recht auf eine eigene Kultur.

Gruß,
J.
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon CreepyMe » 10.05.2018 16:00

Zum Thema arabische Länder kann ich nur aus dem Ägyptenurlaub berichten:
Mein Verlobter (u.a. halben Arm und kompletten Unterschenkel voll) und ich (mittlerweile auch ganz gut bemalt) waren auch abseits von Touristraßen unterwegs, die Leute haben’s cool aufgenommen, waren teilweise sogar schwer begeistert und wollten wissen, wo wir die haben machen lassen und haben uns ihre Tattoos gezeigt :lol:

Bezüglich Japan o.ä.: Abgesehen davon, dass man sich dann versucht, zu bedecken, hat mein Verlobter einen Lotus auf dem Unterarm tätowiert. Ähnliches No Go wie Buddah oder weniger schlimm?
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Re: Reisen mit sichtbaren/nicht zu versteckenden Tattoos

Beitragvon 4g48pg4l » 10.05.2018 18:01

Die Lotusblüte wird in der buddhistischen und hinduistischen Symbolik gern benutzt, eine schöne Zusammenfassung gibt die englische Wikipedia.

Die Lotusblüte wird im sakralen Kontext verwendet, ist aber selbst kein sakrales Symbol, sondern vielleicht sowas wie der Fisch im Christentum - was die Christen bekannterweise nicht am Verzehr derselben hindert :lol:

Als Tattoomotiv ist ein Lotus absolut fernreisetauglich

P.S. Ich habe in Ländern wo Tattoos wenig verbreitet sind, im arabischsprachigen Raum z.B. Maghreb südlich des Atlas, Südalgerien ... ähnlich Erfahrungen wie ihr gemacht. Tattoos stossen auf offene und ehrliche Neugier.

P.P.S. Da ich oben den Hinduismus erwähnt habe: In Indien sind Tattoos absolut easy, es gibt keine no goes. Auch hier, ein Land in dem Tattoos keine Tradition haben, Tattoos stossen deswegen auf Neugier, die Inder auch direkt (Blicke, interessierte Fragen) aber nie aufdringlich (anfassen) zeigen.
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