Ausstellung Hautzeichen in FAM

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Ausstellung Hautzeichen in FAM

Beitragvon Phoenix » 03.07.2006 15:57

Hallo,

möglicherweise interessant diese ausstellung!

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HANDELSBLATT, Samstag, 27. Mai 2006, 09:00 Uhr


Weltkulturen


Mainstream für Minderheiten


Von Marc Peschke


Kicker David Beckham steht drauf, Angelina Jolie hielt ihren Rücken dafür hin, Robbie Williams brüstet sich damit, und manch kleine Disko-Maus kriegt mächtig Ärger mit den Eltern, wenn sie mit einem ?Arschgeweih? nach Hause kommt. Das Frankfurter Museum der Weltkulturen zeigt Körperschmuck, der unter die Haut geht.


FRANKFURT. Kicker David Beckham steht drauf, Angelina Jolie hielt ihren Rücken dafür hin, Robbie Williams brüstet sich damit, und manch kleine Disko-Maus kriegt mächtig Ärger mit den Eltern, wenn sie mit einem ?Arschgeweih? nach Hause kommt.

Tattoos, vom Ursprung rituelle oder sakrale Symbole, sind heute eine Mode-Erscheinung, die unter die Haut geht, Körperschmuck, der oft auch als Protest oder sexueller Anreiz gesehen wird.

Das kann aber auch Ärger geben. Das musste Robbie Williams erfahren, als ihn aufgebrachte Maori-Gruppen aufforderten, sein tätowiertes ?Moko? ? Zeugnis der Familien- und Stammeszugehörigkeit bei den Ureinwohnern Neuseelands ? zu entfernen. Der Engländer hatte sich ohne Vorkenntnis Symbole stechen lassen, die bei den Maori als heilig gelten.

Beckham hat da andere Probleme. Gattin Victoria hat schon vor einiger Zeit verkündet, dass sie kein einziges neues Tattoo auf dem Körper ihres Mannes zu finden wünsche. Doch ein Dutzend sind da schon drauf: ?Man wird süchtig danach?, sagt Beckham und begründet seine gestochen scharfe Leidenschaft so: ?Sie müssen mich selbst oder jemanden aus der Familie beschützen.?

Die englische Regenbogen-Presse verfolgt Beckhams Tattoomania wie seine Seitensprünge mit naturgemäß besonderem Interesse: Sein größtes Eigentor war bisher die in Hindi abgefasste, doch falsch buchstabierte Liebeserklärung an Victoria.

Tätowierungen von Stars wie Britney Spears oder Lenny Kravitz sind nicht selten Vorbilder für andere soziale Schichten, es den Größen des Showgeschäfts gleichzutun. An die ursprüngliche Bedeutung des Körperschmucks denkt dabei kaum jemand.



Bereits im 19. Jahrhundert erforschten Ethnologen das Rätsel polynesischer Tätowierungen ? jene in die Haut gestochenen Körper-Verzierungen, die sich schon seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr nur bei Seemännern oder in streng abgegrenzten Szenen, beispielsweise der Rockmusik, großer Beliebtheit erfreuen.

Die Sonne bringt sie an den Tag, wie man auch in diesem Sommer wieder in Schwimmbädern, Parks und Fußgängerzonen beobachten kann.

Und inzwischen sogar im Museum: Die Ausstellung ?Hautzeichen ? Körperbilder? im Frankfurter Museum der Weltkulturen (das für sich mit dem Slogan wirbt: ?Fremd gehen ? anders sehen?) wird sicher die unterschiedlichsten Publikumsgruppen anziehen.

In Frankfurt geht es um die menschliche Haut als Projektionsfläche ? nicht nur um Tätowierungen, sondern auch um Piercings und andere, auch unüblichere Praktiken der Körperzierde wie Brandzeichen, Schädel-Deformationen, Fuß-Einbindungen oder Halsverlängerungen.

Zu sehen sind vor allem Exponate aus dem Frankfurter Museumsbestand, ergänzt um außergewöhnliches Fotomaterial.

?Hautzeichen ? Körperbilder? will darüber aufklären, wo die Muster und Ornamente herkommen, die heute so ziemlich sinnentleert viele blasse europäische Körper schmücken.



Denn ursprünglich war die heute mit Hilfe elektrischer Tätowiermaschinen vorgenommene Technik gerade in den Kulturen der Südsee eine ganz und gar sakrale Handlung.

Verblüffend dabei ist, dass man nicht etwa in Polynesien, auch nicht in der alten Irezumi-Kultur Japans, sondern im europäischen Raum die ältesten Spuren des Tätowierens gefunden hat. Der 1991 entdeckte Gletschermann Ötzi war schon vor mehr als 5 000 Jahren tätowiert.

Die Bezeichnung Tattoo stammt wahrscheinlich aus dem Tahitianischen. Das Wort Tatau gab lautmalerisch das Geräusch wieder, das der Tätowier-Kamm bei der schmerzhaften Prozedur machte.

In England gab es das Wort Tattoo bereits für ein anderes ?Geräusch?, den militärischen Zapfenstreich. Dort waren es auch überwiegend Soldaten, die sich tätowieren ließen.

Vielerorts galt eine Tätowierung noch bis in die 70er-Jahre als halbseiden oder gar prollig, weniger als Körperschmuck, eher als verabredetes Erkennungsmerkmal einer marginalisierten Minderheit, etwa von Seemännern, Punks oder Gefängnis-Insassen. Inzwischen ist sie jedoch im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Man lässt sich das Tattoo nicht mehr in irgendwelchen hygienisch oft fragwürdigen Hinterhof-Kaschemmen stechen, sondern in mehr oder weniger eleganten Studios zwischen Boutique und Handy-Shop.

Jeder kann sich heute tätowieren lassen ? und sehr viele tun es. Mehr, als man denkt: Mittlerweile trägt jeder neunte erwachsene Deutsche eine Tätowierung, sei es als Zeichen der Abgrenzung oder der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, seiner liebsten oder auch eines unerreichbaren Idols.

?Hautzeichen ? Körperbilder? Museum der Weltkulturen Frankfurt, Schaumainkai, 60 594 Frankfurt bis 9. September 2006 Di, Do, Fr, So 10 ? 17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, Sa 14-20 Uhr.
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Beitragvon Lucretia » 08.07.2006 11:22

blöd dass FFM so weit weg ist und ich auch nie in der Ecke bin - hatte davon auch schon gelesen und würds mir gerne anschauen.
War schon jemand da?
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