von Eldez » 04.01.2022 17:08
Hallo zusammen
Dieser Tread ist zwar nicht mehr der Jüngste, ich habe mich nun aber doch dazu entschlossen, meine Geschichte mit euch zu teilen (und da ich eh kein Genderfreund bin, schaue ich nicht nur grosszügig über die Jahrzahl, sondern auch über das Wort "Mann" im Betreff hinweg) und schreibe einfach munter drauf los:
Ich bin totaler Piercinganfänger. Als ich etwa 12 Jahre jung war bekam ich 2 Ohrlöcher geschossen und ca 5 Jahre später noch ein drittes. Mit diesen Ohrlöchern hatte ich all die Jahre immer nur Probleme. Nur nach wenigen Stunden des Schmucktragens hatte ich jeweils dicke, feuerrote, pochende und juckende Ohrläppchen. Ob es an dem Material des Schmucks lag, daran dass die Löcher nicht gestochen worden sind, ich bei der Pflege etwas falsch gemacht habe… keine Ahnung. Jedenfalls hat diese Jahre andauernde Ersterfahrung (mit immer wieder Meinungen einholen, „nachstechen“, daran herum peppeln etc.) meinen Wunsch nach Piercings extremst gesenkt aber nicht im Keim erstickt.
Wie es mit nicht im Keim erstickten Ideen so ist, habe ich trotz der Ohrläppchengeschichte immer wieder an Piercings gedacht und seit etwa zwei einhalb, drei Jahren an einem Nippelpiercing rumstudiert. Vor ein paar Monaten dachte ich dann, ich könnte es ja erst einmal mit einem probieren und schauen, wie es so ist, ob ich es überhaupt vertrage etc. Als ich diese Idee meinem Ehemann gegenüber ansprach, war er erstaunlicherweise sofort dafür, also habe ich ein wenig Nachforschung betrieben und dann einen Termin gemacht.
Wieso ich trotz all der gehörten und gelesenen „beinahe Nahtoderlebnissen“ von nippelgepiercten Bekannten und Fremden überhaupt im Piercingstudio angerufen und einen Beratungstermin gemacht habe, kann ich im Nachhinein wirklich nicht genau sagen… Doch am 30.12.2021 sass ich dann recht verängstigt im Studio, füllte einen Fragebogen/Einverständniserklärung aus, besprach meine Ängste wegen Komplikationen/Unverträglichkeiten und dann ging es auch schon richtig los.
Als mir der Empfangsmensch auf meine Aussage, dass ich zuerst nur die rechte Seite machen lassen möchte, verhiess: „Mach besser gleich beide, es tut so weh, dass du sonst du nie mehr wieder kommst…“, dachte ich zwar: „Also der macht mir ja nicht gerade Mut, es wird sicher richtig schlimm…“ aber einfach davon rennen konnte ich ja auch nicht, also setzte ich mich brav hin und wartete auf den Piercer…
Wie ihr euch denken könnt, war ich nun erst recht so richtig kribbelig und ängstlich, doch der Piercer war so lieb, nahm sich Zeit für mich und meine doofen Fragen – und dass trotz überfülltem Geschäft und der Tatsache, dass seine Arbeitszeit eigentlich schon vorüber gewesen wäre, da sie böse hinter dem Zeitplan waren – und er war sowieso einfach auch so unglaublich entspannt und locker drauf, dass meine Angst rasch verflog.
Nachdem ich auf der Liege sass, mich so halb entblöst hatte, wir über meine sichtbaren Tattoos geredet hatten, er die Stelle markiert hatte und mich bat, ich solle dies mal im Spiegel begutachten, entschloss ich spontan, doch beide Seiten machen zu lassen. Also wurde links auch noch markiert. Er bat mich, mich hinzulegen, friemelte irgendetwas und sagte: „Atme tief eeeeeeiiiiiiinnnn und aaaaaaauuuuuuus“, und schon war die erste Seite gemacht. – Bevor ihr fragt, klar habe ich es gespürt und ja, es hat weh getan aber a) lange nicht so schlimm, wie ich es mir nach all den Stories ausgemalt hatte und b) war es ja nur so lange wie der tiiiieeefe Atemzug...
Nun kommt der Teil, der mich irgendwie amüsiert hat: er sagte, er müsse mich warnen, die zweite Seite würde schlimmer werden und mehr weh tun. Ich fand dies unlogisch, weil es ja die selbe Körperstelle ist und fragte also warum. Da meinte er, dass die linke Seite meistens schlimmer sei und dass die Schmerztoleranz mit der Zeit ja sinke. Mein Hirn dachte: „Sinken? Ja schon aber das war doch erst gerade vor 30 Sekunden…“, also sagte mein Mund: „…ich schätze, ich werde es überleben…“ und dann gab es wieder so ein Ein- Ausatmungsmanöver et voilà, war ich auch schon doppelt gepierct.
Abgesehen davon, dass ich die Stelle ungefähr 24 Stunden lang „gespürt“ habe, ist bisher alles tip top und super unkompliziert. Morgens und mittags bekommen meine Piercings/ meine Brustwarzen einen Sprüher Prontolind verpasst und abends dürfen sie ein 5 – 10 minütiges Bad in lauwarmem Kamillentee geniessen. Es ist nichts geschwollen, eitert nicht, blutet nicht, tut nicht weh und bisher kann ich wirklich nur Positives berichten.
Natürlich sind meine Piercings nun erst wenige Tage alt doch ich bin erst einmal absolut froh, dass ich mich einfach getraut habe. Wieder einmal hat es sich für mich bewahrheitet, dass sich meine Angtshaberei eigentlich gar nicht lohnt (wobei, vielleicht tut es mir nur nicht so arg weh, weil ich es mir viiiiiiel schlimmer vorstelle..? *grübel, grübel…*).
Wer in obenstehendem Text Rechtschreibefehler findet, darf diese gerne behalten.