von 4g48pg4l » 27.11.2019 18:59
Ich bin bei den Fragen ehrlich gesagt etwas ins Schleudern gekommen.
Beispiele aus dem Fragebogen:
"Können Tätowierfarben Schwermetalle wie Nickel, Kupfer o.ä. enthalten?"
Der Unterschied besteht zwischen können - ein Hersteller oder Importeur kann gegen die Tätowiermittelverordnung verstoßen - und dürfen.
"Tenside wie Bariumsulfat..." BaSO4 ist mir nicht als Tensid bekannt, es ist weder hydrophil noch lipophil. Es wird medizinisch gern als Röntgenkontrastmittel genommen, weil unlöslich, chemisch inert und daher (trotz der Toxizität freier Ba2+ Ionen) nicht toxisch.
Zum "Autolack" siehe der Beitrag von Miss*Butterfly.
und Beispiele aus Deinem Beitrag oben:
"Es wurden Eisenoxid und Titandioxid gefunden"
Gegen beides habe ich toxikologisch keine Bedenken, auch wenn in letzter Zeit bzgl. TiO2 welche angemeldet wurden. Letzteres ist aber sowohl für Kosmetika als auch als Zusatzstoff für oral verabreichte Medikamente zugelassen. Im Lebensmittelrecht gilt meines Wissens in D zur Zeit noch für TiO2 als Zusatz (E171) "quantum satis", d.h. ohne Mengenbegrenzung. Eisenoxide sind für den Körper eher ein Lieferant des begehrten Spurenelements Eisen, wobei anorganische Eisenverbindungen, z.B. Oxide, weniger gut bioverfügbar sind als organische, aber in den hier diskutierten Mengen unproblematisch. Die akute Toxizität beginnt so etwa bei 10-20 mg Fe pro kg Körpergewicht. Da brauchte es schon viel Tattoopigmente. Die medizinisch tolerable tägliche Aufnahme liegt bei ungefähr 40 mg Fe / Tag
"ebenso Kupferphthalocyanin"
Auch hier, wo sind die Bedenken? Phtalocyanine sind den körpereigenen Porphyrinen (z.B. das aktive Zentrum des Hämoglobin) oder den Porphyrinringen der pflanzlichen Chlorophylle eng verwandt, mit der gleichen Fähigkeit zur koordinativen Bindung von Metallionen. Die mir vorliegenden MSDS nennen keine toxikologischen Risiken. Das Schwermetall Kupfer ist in Milligrammengen sogar als Spurenelement essentiell, langfristig in Spuren aus Tattoos freigesetztes Cu würde normal verstoffwechselt. Die Akuttoxizität beginnt im Bereich mehrerer hundert mg.
"und Azopigmente."
Da sind Bedenken schon eher angebracht
" Über die dortige toxische Wirkung und metabolische Umwandlung er Pigmente ist noch nicht viel bekannt. "
Rein empirisch: Bei 10 -20% Tätowierten unter der Bevölkerung kann man schon von einem relevanten statistischen Grundkollektiv sprechen, bei dem signifikante Korrelationen mit bestimmten Erkrankungen auffielen und eine Prüfung auf kausale Verursachung auslösten, zumal Ärzten evtl. vorhandene Tattoos bei der körperlichen Untersuchung i.d.R. auffallen.
P.S. Detaildiskussionen zum Thema Chemie, die im Forum off topic sein dürften, kannst du gerne per PN mit mir führen.