Ich denke, das wird stark vom sozialen Umkreis abhängig sein: ob Großstadt oder Kleindorf, ob weltoffen oder streng-katholisch, ob jüngere oder ältere Leute, ob Bank/Diplomatie oder Kulturszene/Uni als Berufskreis. Hier in Amsterdam geht mehr als in Miesbach. Gerade deshalb bin ich interessiert an den Erfahrungen von Männern die bereits länger einen Bullenring tragen.
Was den Tattoos angeht: kleinere Tattoos auf den Armen (nicht im Gesicht) sind auch ausserhalb der traditonellen Ambiente nichts besonderes mehr. Auch ‘normale’ Leute besitzen die und zeigen die auch mal an einem sonnigen Tag in ihrer Freizeit; ich weiss gar von Politikern und Bankiers. Nasenringe sind in den letzten Jahren auch bei Männern weniger unüblich geworden; man sieht sie gelegentlich bei Studenten, oder bei Hipstern die im ICT-Bereich tätig sind, wie der Bursche der Cambridge Analtyca entlarvt hat.
Ich war heute bei meinem Frisör, der schon seit zwanzig Jahren einen stattlichen Bullenring trägt. Früher wurde er häufig angeglotzt, heute kaum. Natürlich kann sich im beruflichem Alltag mal eine Tür vor deiner Nase verschliessen, aber das passiert auch, wenn man in Jeans und T-shirt auf einem Gala erscheint, oder gar auf einer Konferenz von Bankiers. Bärte waren sehr lange absolut not done; in den sechziger Jahren war man dann ein Anarchist – jetzt sind sie in den Niederlanden gerade bei konservativen Politikern immer populärer.
Also die Urteile können sich auch allmählich ändern, wenn etwas wenmiger selten wird. Und der Vorteil eimes Bullenrings über Tattoos: man kann ihn schnell rausnehmen wenn man sich in eine Gesellschaft begeben muss, wo er Anstoß erregen wird.