Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

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Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon klingeling » 03.08.2019 0:09

Hallo zusammen,

als Neuling beschäftigen mich gerade zwei Fragen.

1) Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es absolut üblich, dass ein Motiv erst 30-60 Min vor dem Stechen mit dem Kunden zusammen (oder auch am Tag vorher) gezeichnet werden.
Wurde mir auch von einem guten Studio so bestätigt.
Ich finde 30-60 Min wahnsinnig wenig!
Für ein sehr einfaches Motiv oder Motive in Bierdeckelgröße mag das ja passen.
Aber wenn es über die ganze Wade geht? Oder den ganzen Oberarm?
Wenn ich einen Samurai mit Pferd in einer Landschaft mit Bäumen/Gebäude im Hintergrund will - auf die Wade...
Oder eines der angehängten Bilder möchte...

Ist das so üblich und realistisch, dass man das in ca. 60 Min zeichnet?
Oder sind das Ausnahme-Motive?

2) Habe darüber gelesen, wie ein sehr detailreichesTattoo mit der Zeit verwischt. Das klingt oft sehr enttäuschend und schreckt mich doch ab.
Ein guter Artist achtet aber darauf, sagt man. Hmm... Naja...
Wenn ich so manches Top-Tatto sehe, siehe Bild-Anhang, dann frage ich mich, wie das in 6/10/20 Jahren aussieht?

Wie sieht das in 10/20 Jahren aus? Sieht das mit nachstechen dann noch gut aus?
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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon BassSultan » 03.08.2019 0:46

Naja, es gibt natürlich physische Grenzen wie schnell dein tätowierer ein mega Projekt zeichnen kann.. Aber was ist denn das problem generell? Idealerweise hat man sich ja vorher informiert und kennt zumindest den Stil des Künstler und kann dann halt noch paar Kleinigkeiten abändern lassen etc.

Was die Haltbarkeit angeht.. Je mehr Kontrast und dickere Linien desto besser, klar. Aber gute tätowierer stehen auch nur Dinge von deren Haltbarkeit sie entweder überzeugt sind oder der Kunde hat ausdrücklich zu einem Experiment zugestimmt.. Also muss man sich da mmn zumindest nicht mega fertig machen

Detailreichtum ist irgendwie auch immer relativ zur Größe zu sehen natürlich. Die Bilder die du angehängt hast sind vor allem auch detailreich weil sie einen ganzen Unterarm einnehmen. Das selbe auf dem halben Platz wäre whs Schwachsinn..

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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon PrincessS » 03.08.2019 9:37

Bei mir war es immer so, dass das Motiv einige Wochen vorher fertig war und ich ging zum absegnen/um Änderungen zu besprechen vorbei. Dann konnten bis zum Termin Änderungen gemacht werden.
Ich brauche das so, ich kann nicht in einer Sekunde entscheiden ob es so perfekt ist. Es war aber eh so angedacht von den Studios.
Einzige Ausnahme war als ich in einen abgesagten Termin eingesprungen bin, der eine Woche später statt fand, da war das Motiv erst direkt vor meinem Termin fertig und es war nicht wirklich Zeit für große Änderungen eingeplant aber es ging nur um ein Kristallherz und ich habe die Tätowiererin extra ausgesucht weil mir ihre Kristalle gefallen.

Zur zweiten Frage, schau dir am besten einige Fotos von frisch gestochenen Tattos im Vergleich mit dem Tattoo gealtert an.
Dann kommt es noch auf die individuelle Haut an aber Männer haben meistens mehr Glück mit einem guten Bindegewebe. Mein Bindegewebe ist grottig, bei mir verläuft alles schon nach dem Stechen, da brauche ich nicht mal 10 Jahre warten.
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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon redphantom » 03.08.2019 16:56

Also bei diesem Biomechanik Tattoo an DER Stelle hab ich da schon so meine Bedenken, ob das in 10 Jahren noch gut aussieht, Unterarm innen ist immer was problematischer :roll: und die Kontraste sind halt sehr gering, dazu die aufgesetzten Reflexe, die auch nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Das auf dem Delta könnte wohl etwas länger gut ausschauen.

Wie lange der Artist zum Zeichen braucht, hängt wohl auch von seiner Routine ab. Bei manchen Styles wird gar nix vorher gezeichnet, eventuell nur skizziert, weil man direkt auf die Haut malt, damit es nachher auch perfekt an die Anatomie angepasst ist.

Aber grundsätzlich gilt schon: Grobe Strukturen, dicke Linien und Black (Russ ist als Pigment grundsätzlich absolut lichtunempfindlich) als Kontrast zur Hautfarbe dürfte die längste Zeit gut ausschauen. :D

Und wenn die Farbe zu sehr verläuft, bringt Nachstechen auch nicht viel. :(
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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon *sanna* » 04.08.2019 10:09

Zu 1)
Mein Backpiece war gezeichnet als ich zum Termin kam. Wir hätten kleinere Änderungen machen können, aber hätte es mir gar nicht gefallen, wär der Termin geplatzt. Die Frage ist, wie wahrscheinlich das passiert. Wenn du dich gut mit der Materie auseinander gesetzt hast, hast du einen Tättowierer gefunden, dessen Arbeit dir gefällt und bist dort, eben weil es dir gefällt. Dann wird dich deine persönliche Zeichnung eher nicht überraschen, bzw. wenn, dann positiv.

Kleine Motive werden oft nicht vorgezeichnet sondern direkt gestochen. Da sollte man auf jeden Fall den Künstler sehr gut auswählen. Ich hab das nicht gemacht und deswegen ein Tattoo, das nicht meinen Wünschen entspricht. Typischer Anfängerfehler.
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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon klingeling » 04.08.2019 22:28

Vielen Dank für die Antworten.

Aber was ist denn das problem generell?


Na ja, zum einen will ich einfach nur ein Gefühl dafür bekommen, wie ein sehr detailiertes Tattoo in vielen Jahren einmal aussieht.
Tatsächlich ist das gar nicht so einfach zu beurteilen. Das Alter steht ja nie dabei und Bilder zeigen fast immer frische Tattoos.
Und wenn ich dann hier sowas lese:
Mein Bindegewebe ist grottig, bei mir verläuft alles schon nach dem Stechen
...Na das muss ich erstmal einordnen. ;)
Ist schon klar, dass Stelle, Gene, Geschlecht, Farben, Pflege, Lebensumstände, usw. eine Rolle spielen. Verstehe ich schon.

Ich sehe dabei teilweise ein Widerspruch, wenn so manches Meisterwerk - z.B. seitlich auf der Hüfte abwärts über den Po bis zum Oberschenkel auf einem 1A-Körper einer 20-jährigen - total abgefeiert wird, dabei aber doch ach zu Schlimmes zu befürchten ist. Also in 20+ Jahren.

Zum anderen...
Ich habe es so verstanden, dass Artists sich erst kurz vor dem Stechen mit dem Motiv beschäftigen, weil es Ihnen nichts bringt sich Wochen vorher damit auseinanderzusetzen und sie dann ja erst viele andere Motive stechen. Schliesslich liegt ein vereinbarter Termin doch einige Monate in der Zukunft. Hmm.
Also nehmen sie sich erst vor dem Stechen 30-60 Min Zeit, mit dem Kunden zusammen am Besten. Oder eben 1-2 Tage vorher erst. Das mag so auch meistens ganz gut passen.
Aber ich habe da Bedenken. Ich habe ein großes und detailtiertes Tattoo im Sinn.
Mache mir da vlt. zu viele Gedanken. Man wird schon erkennen, dass mein Projekt größer ist und mehr Zeit braucht um meinen Vorstellungen gerecht zu werden. :)
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Re: Zeitaufwand für ein Motiv / der Zahn der Zeit

Beitragvon BassSultan » 04.08.2019 23:22

Ja entweder du findest einen tätowierer der sich die Zeit nimmt und sich deine Bedenken anhört etc. (finde ich nicht völlig unrealistisch, ich war beim letzten Tattoo einen Abend vorher schon dort und haben einiges besprochen)

Oder du holst dir kein Tattoo weil es für dich nix is weil du zum überdenken, kontrollieren und Perfektionismus neigst und das nicht riskieren willst.

Das sind die beiden Möglichkeiten die ich vernünftig finden würde weil sie dich ned zu einer Gurke führen :)

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