von slr » 09.09.2018 20:15
Phase 4: Reinkarnation
Na gut, erstmal den Rest des Lebens priorisiert, ist ja nicht so, als ob ich Langeweile hätte. Dennoch nagte es immer wieder in meinem Hinterkopf, mein Tattoo covern oder lasern zu lassen. Demgegenüber stand meine Überzeugung, dass ich mit 18 Jahren das Tattoo unbedingt wollte und nun halt damit leben musste, dass es nicht optimal war. In diesem Jahr erfuhr meine Idee einer Veränderung dann sprichwörtlich eine Reinkarnation. Ich setzte mich wirklich intensiv mit der Materie auseinander, im Internet findet man ja mittlerweile mehr Informationen dazu, als man verarbeiten kann. Haupterkenntnis: wähle ein Tattoo-Studio aus, dem man Vertrauen entgegenbringen kann, das hohe Qualität erzeugt und das vom Stil her Dinge macht, die einem gefallen.
Überfordert war ich in der Recherchephase allerdings mit der Frage danach, was überhaupt mit meinem Tattoo möglich ist. Ich habe mich dann auf Grund des Portfolios und der vielen unterschiedlichen Stilrichtungen dazu entschlossen, bei Reinkarnation Tattoo in Köln vorstellig zu werden. Gesagt, getan, ohne Termin reingeschaut und der nette Mann am Tresen warf einen kurzen Blick auf mein Tattoo. Er meinte, dass sollte ich am besten direkt mal mit dem Chef besprechen, der könne sehr gut einschätzen, was möglich ist und was nicht. Drei Wochen später hatte ich dann einen Termin bei Guil Zekri. Guil hörte sich aufmerksam meine Problemlage an und bestätigte zunächst, dass es möglich sei, das Motiv am Oberarm zu covern, allerdings benötigte man dafür Fläche und dunkle Farbe. So weit, so klar, aber hier spannten sich natürlich vielfältige Möglichkeiten auf. Ich wollte keine bösen Masken, Monster oder ähnliches. Nichts, was die Kids zu Hause verstört. Einige meiner Ideen (Schachfiguren, M.C. Escher ähnliche Motive etc.) hat Guil relativ harsch mit „wird nicht funktionieren“, „machen wir nicht, passt nicht zur Stelle“ oder „lass das besser“ abgetan. Im ersten Moment fand ich das merkwürdig. Er machte danach dann einige konstruktive Vorschläge in Richtung Japan Style und merkte, dass ich überfordert war, das ad hoc einzuordnen.
Er machte den Vorschlag, dass ich erstmal in Ruhe darüber nachdenke, in welche Richtung es gehen soll und gab mir einige Künstlernamen mit auf den Weg, die ich mir mal ansehen sollte. Für mich bis dato völlig unbekannte Leute wie Shige Yellow Blaze, Filip Leu und Chris Crooks. Ich ging erstmal Sushi essen (sic!) und schaute mir deren Websites an und war schwersten beeindruckt. Die nächsten vier Wochen waren geprägt von Internetrecherche über Tattoos im japanischen Stil, dem Lesen einschlägiger Literatur und der Frage danach, wie ich hier weiter vorgehen sollte. Hätte ich mehr Zeit, hätte ich wahrscheinlich damit begonnen, Japanisch zu lernen...kommt vielleicht noch.