Eitertasche / Wildfleisch

Allgemeines übers Piercen

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Beitragvon vespaman » 21.03.2006 20:25

War doch nur ein Tippfehler ;) Ich bin einverstanden mit deiner Aussage dass Piercer oft Mist erzählen, aber ich hab auch nicht einfach irgendwelche gefragt. Bei Problemen mit Piercings wissen sie aber meist viel besseren Rat als die Mediziner, da diese keine Erfahrung haben damit. Mein Vater ist auch Prof.Dr.Med und hat keine Ahnung von solchen Sachen :p

Ich versuchs mal zu erklären, aber mein Wissen ist auf das beschränkt was den gepiercten interessiert ohne grosse physiologische Hintergründe und so. Keloide sind oft dunklerer Färbung und harter Konsistenz, und können weit über die origniale Wunde hinausgehen. Hypertrophisches Narbengewebe hinegegen ist meist heller und wird nicht viel grösser als die Einstichstelle werden. Die H.Narben kommen viel häufiger vor bei Piercings und man kann sie mit den von mir erwähnten Mitteln selber wegbringen, Keloide hingegen nicht. Es ist wahr dass man zuerst was anderes versuchen wird, aber die Steroidinjektionen (oder von mir aus kortikosteroid, damit wir uns von der Bodybuilder-Szene abgrenzen können) ist die häufigste Therapie.

Wie stellt ein Arzt eigentlich den Unterschied zwischen den beiden Dingern fest? :?:

Da solche Phänomene bei Knorpelpiercings sehr häufig auftreten und nach der Verheilung weg gehen, halte ich persönlich es für übertrieben zum Arzt zu gehen. Wenns eindeutig zum Keloid wird kann man ja immer noch gehen, zuerst kann man ja eine einfache Selbsttherapie für ein paar Wochen versuchen :) Zur Mischtherapie kann ich nichts sagen, ich weiss nicht wie sich die beiden Substanzen gegenseitig beeinflussen...
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Beitragvon dobermann » 21.03.2006 20:49

Sei vorsichtig mit dem was Dir hier und da ein Piercer sagt. 99% der Piercer sind keine Mediziner und plappern nur vorgekaute Sachen nach, sofern sie ins Konzept passen.

@Gladiator
Also ich will da jetzt echt kein streitgespräch beginnen aber die aussage find ich mal echt übertrieben! Ein verantwortungsvoller piercer wird jeden kunden zum arzt schicken wenn seine medizinischen kenntnisse erschöpft sind.Und ich denke mal das sind weit mehr als 1% :wink:
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Beitragvon Gladiator » 22.03.2006 2:55

@Dobi
Verantwortungsbewuste Piercer kannst Du in diesem Land an einer Hand abzählen. Klingt hart, ist aber so...
Ich arbeite nunmehr seit 10 Jahren auf dem Sektor und zeitgleich noch ein paar Jahre länger im mediznischen Bereich. Und glaub mir, was ich da erlebt habe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Da bist Du mit Deiner grundsolieden Ausbildung in Österreich, so manchen hier in der BRD klar im Vorteil! Vergisss nicht, dass Du noch ganz am Anfang stehst und Du dich immer weiter Fortbilden solltest. Geh auf die Medizinerin Deiner Umgebung zu, und du wirst merken, sie helfenDir gern weiter... Denn wenn Du mal die Gelegenheit hast, hier hinter die Kulissen zu sehen werden dich auch so manche Zweifel plagen. Frag mal deine Kollegen, was hast du vorher gemacht. Ein hoher Prozentsatz sagt dir irgend eine Handwerkliche Tätigkeit (Maurer, Metzger, Schreiner bestenfalls Pfleger oder Krankenschwester...) Und Piercen haben sie Autodidakt gelernt. Was als solches noch nicht verwerflich ist. Mit der Zeit haben sie sich irgendwelche Halbweisheiten angeeignet und geben die als die große "Ahnung" wieder...Und solange sich die Gesetze in Deutschland nicht ändern wird das auch weiterhin so bleiben.
Aber das ist schon wieder off topic... Können wir ja wenn Du Lust hast via PN diskutieren.

@vespaman
Wie ein Arzt den Unterschied feststell, meist durchs blose Ansehen. Das ist eine Frage, worüber viele Ärzte schon eine Dissertation zu dem Thema schrieben. Soll heißen es ist nicht in drei Sätzen erklärbar.

Hypertrophe Narben:
Es handelt sich um einen überschießenden Wundheilungsprozess (hypertrophe Narbe), wenn sich die Veränderung zwar über das Hautniveau erhebt, aber innerhalb der alten Wundgrenzen bleibt. Nach einem initialen Wachstumsschub, der meist unmittelbar mit der Wundheilung einsetzt, neigt die hypertrophe Narbe zur regredienz (Murray 19994, Oluwasanmi 1974). In einigen Fällen berichten die Pat. über Juckreiz, Spannungsgefühl und Schmerzen im betroffenen Areal. Nach chirurgischer Therapie zeigt sich selten ein Rezidiv (Peacock et al. 1970, Rockwell 1989, Pollack und Golsen 1982)

Keloid (ausgenommen Verbrennungskeloide)
Keloide hingegen verlässt in seinem Wachstum die ursprünglichen Wundgrenzen und infiltriert in gesundes Gewebe (Berman/Bieley 1995). Es tritt meist (nicht immer) mehrere Wochen und Monate nach der Wundheilung auf und zeigt eine stete Progredienz bis zum Wachstumsstillstand.Auch hierliegt die Höhe der Läsion deutlch über dem Hautniveau. Juckreiz, Spannungsgefühl und Schmerz treten häufiger auf als bei hypertrophen Narben. Die alleinige Exzision des Gewebes ist äusserst rezidivbehaftet. (Pollack und Goslen 1982)

Du siehst, beide haben einige Gemeinsamkeiten, und die histopathologische Differenzierung ist oftmals mit Schwierigkeiten verbunden. Beide Narbenformen beinhalten eine enorme Vermehrung bindegewebiger Strukturen, die reich an Kollagen sind.Das Vorkommen von Blutgefäßen und die Zelldichte ist erhöht... das führt jetzt echt zu weit. Da schreibe ich ja morgen noch... Kurz Keloide sind in der Praxis (mit Piercings) weit häufiger als hypertrophe Narben. Und wenn Du genau hinsiehst, siehst Du, dass die Wundgrenzen überschritten sind...

@eisenbieger
Wenn Du mein Kunde wärst, würde ich jetzt mit der Jodtherapie beginnen und Dich einmal wöchendlich im Studio zur Kontrolle antanzen lassen. Ist nach vier Wochen keine großartige Besserung eingetreten, würde ich Dich an meinen Freund den Chirurgen weiterleiten... (Ich arbeite in meinem Studio mit einem Chirurgen, Internisten, Hautarzt und Anästesist zusammen. Und das klappt wunderbar. Da gibts keine doofen Bemerkungen zu meinen Kunden oder irgendwelche inkompetenten Fehlentscheidungen durch unwissenheit seitens der "Götter in weiß".)

Was du letztlich tust ist einzig und allein deine Entscheidung.

Gute Nacht
Marion

PS: Ich habe genau wie andere Wissenslücken, aber ich versuche sie täglich zu schließen. Und wenn sie geschlossen sind, teile ich mein Wissen auch gern mit andere, auch wenn das viel Arbeit ist.Wollte ich nur mal anmerken, wenn ich immer solange Texte schreibe, komme ich mir vor wie der Klugscheißer schlechthin. Das ist aber nicht mein Bestreben :cry: Jetzt aber ab in die Heia... Naaaaaaaaaaaaaaaaaacht!
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Achtung: Ich bin keine Ärztin oder Netdoktorin! Meine medizinische Ratschläge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie erfolgen nach besten Wissen und Gewissen.
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Beitragvon eisenbieger » 22.03.2006 12:50

Also ich habe gestern noch mit der Jodtherapie, sprich dem Betaisodona angefangen. Ändert sich die nächste Zeit nichts, werde ich zum Arzt gehen. Pflege selbst ein gutes Verhältnis zu ihm. Sollte im Notfall ein Chirurgischer Eingriff notwendig sein, würde es mich trotzdem freuen, falls du mich an deinen Freund weiterleiten könntest - da ich das dann lieber von jemandem machen lassen würde, der mit dem Thema vertraut ist. Wie du schon schreibst:
Da gibts keine doofen Bemerkungen zu meinen Kunden oder irgendwelche inkompetenten Fehlentscheidungen durch unwissenheit seitens der "Götter in weiß".

Ingolstadt ist ja nicht aus der Welt, und ich wollte sowieso mal bei euch im Studio vorbeischauen :wink: Aber erstmal testen, was das Betaisodona bringt.

Ich befasse mich auch gerne mit den Hintergründen solcher Sachen - deswegen find ichs toll, dass du (ihr) das hier so ausführlich und kompetent niederschreibt und zu erklären versucht :!:
Zuletzt geändert von eisenbieger am 22.03.2006 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon vespaman » 22.03.2006 12:57

Danke für die Zusatzinfos, genau das hab ich gemeint als ich sagte dass mein Wissen nur an der Oberfläche kratzt ;) Dass Keloide häufiger sind höre ich jetzt zum ersten Mal! Ich will jetzt nicht sagen dass ich dir nicht glaube, aber woher soll man denn immer wissen wem man glauben soll :D

Dass viele deutsche Piercer sich nicht weiterbilden ist mir auch schon aufgefallen. Das fängt beim 4mm aufs Mal dehnen an und geht bei geraden Titanstäben für Oberflächenpiercings weiter und endet bei der "Sterilisation" des Schmucks in Ethanol. :roll: Allerdings frage ich mich ob das wirklich nur an der Gesetzeslage liegt!

Eine Zusammenarbeit mit Ärzten ist sicher ideal, vor Allem weil man dann die Kunden auch zu etwas piercingfreundlicheren Medizinern schicken kann.
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Beitragvon dobermann » 22.03.2006 13:21

Wär sofort dabei wenn es weiterbildungsseminare gäbe!Diese wochenendausbildung für piercer finde ich jedoch einfach nur abzocke! Man hört oft.."ach mensch piercer ist doch kein beruf,löcher durchstechen kann doch jeder" fuck off ich seh das anders. Bevor ich erstmal die nadel nur ansetze muss ich wissen welche folgen das haben könnte und DAS ist das wesentliche.Und das lerne ich nicht in einem wochenendkursus!!!Es gibt einige piercings die ich nicht mache weil ich einfach zuviel respekt davor habe!Mancheiner sagt dann vieleicht..."du bist doch piercer und musst das können"Ich geniere mich nicht wenn ich gewisse sachen ablehne weil mir das wissen dazu fehlt!Es geht schließlich auf andere kosten wenn ichs verhaue.Leider sind die weiterbildungsmöglichkeiten sehr gering!
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Beitragvon eisenbieger » 27.03.2006 12:50

So - hier mal ein kleiner Zwischenstand: Die ersten paar Tage danach hat das Ding noch ca 1/3 an größe zugenommen. Seit 3 Tagen tauch ich jetzt meine Nase 2 mal am Tag für ca 10 min in heiß-warmes 0,9 %iges Salzwasser. Schon nach den ersten 10 min sah ich, wie sich der oberste Teil ablöste. Mittlerweile ist das Wildfleisch schon um die hälfte zurückgegangen! :D
Danke nochmal an Vespaman und Sickboy für die Tips mit dem Salz - das wirkt bei mir, als wärs Salzsäure :D
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Beitragvon bugsie » 27.03.2006 23:04

also ich hatte auch mal so n ding ( is jetzt eklich aber is so) ich wusste nicht was ich machen sollte und da ich meine finger niergends weg lassen kann musste ich halt immer rum fummeln und gucken obs größer wurde, als ich beschlossen hatte den nächsten tag zum arzt zu gehen ist es nachts geplatzt, naja ich hab dann das piercing raus da es danach nochmal gekommen ist
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