Tattoo-Depression

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 26.06.2017 10:43

Hallo J.

Ich habe, glaube ich zumindest, verstanden wie du das meinst…. Ist ja klar, dass jeder eine subjektive Betrachtung hat und dass du deswegen denkst dass manche Tattoos eine „Verschandelung“ sind… Ich glaube ich habe in dem Thread hier auch etwas ähnliches geschrieben, nur anders verpackt.. Ich habe glaube ich geschrieben „naja, wenigstens habe ich nicht das Tattoo, das ist ja wirklich nix“… Ich bin selbst so reflektiert, dass ich auch denke, dass der eine oder andere das auch bei mir denkt, wenn er meine Beine sieht… darum ist es wirklich nicht böse gemeint, wenn ich den Satz denke „naja, wenigstens habe ich nicht das Tattoo, das ist ja wirklich nix“.. ich sage ihn dem anderen ja auch nicht in’s gesicht, das wäre dann wirklich fies… und ich glaube, du meinst das genauso oder?

Bei mir persönlich ist es eigentlich eher weniger die Motivwahl als die Tatsache des überhaupt tätowiert-seins…ist natürlich völlig Banane, ich weiss… gerade gestern am Sonntag am See habe ich mich beim Laufen umgedreht und gemerkt dass Leute, jung oder alt, bei mir hinschauen…und bei mir kommt dann Unbehagen auf…das kann ich leider immer noch nicht abstellen…aber gut, da wurde jetzt mittlerweile genug dazu geschrieben hier im Thread… da muss ich selber einfach cooler werden und dem anders gegenüberstehen…
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Unknown7 » 26.06.2017 11:51

Hallo,

wie gesagt - ich finde, "das geht eigentlich". Es ist natürlich kein Hingucker, der unweigerlich staunende Blicke auf sich zieht. Es ist eigentlich "ganz normal". Ich glaube nicht, dass man deswegen Depressionen bekommen muss :-)

Als Beispiel möchte ich mal das hier aufführen: https://www.tattoo-bewertung.de/tattoo/2-tattoo-idefix

Das ist letztendlich das gleiche Motiv, dass ich auch habe. Der oder die Trägerin hat in wenigen Jahren 100 Kilo zu- und 80 Kilo abgenommen, aber dennoch: Das Motiv hat einfach zu viele Details für die Größe. Derartige Umsetzungen werden nun mal matschig.

Hier ein anderes Beispiel (Vorsicht!): http://www1.wdr.de/wissen/mensch/unser-bauch/unser-bauch-bauchnabel-102~_v-gseagaleriexl.jpg

Das Motiv mag sicherlich fragwürdig sein (NewCastle kann man übrigens tatsächlich trinken). Aber: Egal, was der Träger anstellt und wie viel er von dem Klarglasflaschengesöff in sich hineinkippt: Letztendlich wird es immer besser aussehen als "ohne Tattoo" (Just my 2C).

Gruß,
J.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Herger » 26.06.2017 15:32

the_force hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass man deswegen Depressionen bekommen muss :-)


Finde ich als Formulierung schwierig.

Impliziert, dass die Entstehung von Depressionen eine Legitimation/einen subjektiv als schwerwiegend genug befundenen Grund benötigt & kann u.U. dazu beitragen, Schuldgefühle von Betroffenen zu verstärken.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Hatebreeder » 26.06.2017 15:33

Ich denke das Problem liegt letzendlich nicht beim Tattoo, sondern, dass das Bild, das du im Spiegel siehst nicht deinem gewünschten Selbstbild entspricht. Das tut es aber bei den wenigsten, jeder hat da so seine Komplexe und ich fühle mit dir. Ich habe mit Mitte 20 echt miese Geheimratsecken und wollte ohne Cap gar nicht mehr raus. Hatte auch das Gefühl jeder schaut drauf. Am Ende ist es aber doch nur das fehlende Selbstwertgefühl und ich kann dir nur raten die Sache auch genau da anzugehen, statt zu versuchen deinem Wunschbild zu entsprechen, denn dann hörst du nie auf.

Je eher man in den Prozess der Selbstakzeptanz kommt, desto schneller kann man auch wirklich entspannt durchs Leben gehen. Falls es dich wirklich sehr sehr belastet, sprich halt sogar mal mit einem Therapeuten deiner Wahl!
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 29.06.2017 18:18

Hallo Hatebreeder

das ist wirklich gut geschrieben und trifft wahrscheinlich den nagel auf den kopf... das stimmt, ich habe hier im thread in einem meiner 2 ellenlangen mammutposts geschrieben dass ich halt einfach nicht mehr dieser typ bin...oder sein will..der ich früher war und unbedingt sein wollte... das ist wohl wahr...

obwohl ich das motiv nicht nochmal so wählen würde (grosse schwarze fläche) ist es auch das überhaupt tättowiert sein...

ich muss an meinem selbstbewusstsein und selbstwertgefühl arbeiten, das stimmt...mache ich auch mittlerweile...denn wenn man sich sonst sehr wohl in der eigenen haut fühlt, dann stört das was auf der haut ist viel weniger... danke für deine Worte!
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Steppenwolf » 08.07.2017 20:15

Hi,
bin gerade über dein Thema und dein Beitrag gestolpert und möchte dir gern was dazu schreiben. Ich habe ehrlich gesagt die anderen Beiträge nicht durchgelesen, kann also sein dass sich was wiederholt.
Werde erst kurz was über mich schreiben und dann zu dir überleiten. Ich könnte ein Buch schreiben, fass es aber in ein paar Sätzen zusammenfassen. Wenn dich mehr interessiert, schreib mich an.
Meine Situation ist nicht viel anders, nur dass ich im Gegensatz zu dir sehr viel später angefangen habe mich zu tättowieren (mit 38) und davor rumgelaufen bin wie ein unscheinbarer Spießer. Meine Jugend war verkorkst, jeder reagiert anders darauf. Ich wurde erfolgsgeil, perfektionistisch. Hab mich bzw. meine Wichtigkeit definiert über Gehalt, Titel und Position. Mit 35 nochmal studium an Uni nebenbei angefangen. Hatte immer Schwierigkeiten in Gesellschaft und wollte nie unter Menschen sein. Irgendwann der Crash. Nichts ging mehr. Klinikeinweisung, anschließend Therapie, viel aufgearbeitet, mich kennengelernt. Während der Zeit hab ich mich komplett verändert. Prioritäten haben gewechselt, wollte dass man mich wahrnimmt, wollte auffallen, auch innerhalb der Verwandtschaft aus der Reihe tanzen. Weg vom lieben jungen. Neue Frisur, Klamotten, arme tättowiert. Quasi das andere Extrem. Jetzt hab ich mich gefunden, geh gern unter Menschen und bin offen. Die Tattoos stören mich aber, würde sie nicht mehr machen, manchmal kotzen sie mich an, eins ist verkorkst. Bereue ich sie.... nein. Würde ich sie bereuen dann würde ich mich bereuen. Das ist der Unterschied zu "nicht mehr machen" und die Überleitung zu dir.

Erste Frage. Gefällst du dir? Ich meine du als Mensch, nicht Tattoos oder so. Bist du froh dass du so bist wie du bist? Wenn die Antwort nein ist, dann überlege dir mal Hilfe zu holen. Das ist nix tragisches. Ist die Antwort ja, dann sehe es so. Du bist durch Erfahrungen, Schicksalen und allen möglichen Umständen zu dem geworden wer du jetzt bist. Man kann nicht einfach einzelne Aspekte, wie Tattoos wegtun. Hättest du das nicht gemacht dann hättest du auch viele andere Dinge nicht gemacht und wärst jetzt nicht du. Das heißt nicht dass die Tattoos dir jetzt gefallen sollen, tun sie ja nicht, aber sind Teil deines Lebens. Wären sie nicht da, wäre auch anderes nicht da, vielleicht deine Familie, keine Ahnung. Und lass dir nie sagen, selbst Schuld dass du das gemacht hast. Das ist zu oberflächlich. Man ist nicht immer selbst Schuld wenn man eine blöde tat macht, Drogen nimmt, was gefährliches tut,......
Die Wahrheit warum manche Dinge tun liegt oft tiefer. Es ist jedem sein Leben das einem zu dem macht wer man ist.

In diesem Sinne
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 13.07.2017 13:53

lieber Steppenwolf

danke dir für den text..wirklich sehr gut geschrieben und mit tiefgang, danke... erinnert mich vom hintergrund ein bisschen an den beitrag von hotknife hier im selben thread, ein bisschen ähnlich..

und beide verbindet, dass wir wohl nicht mehr so ganz zu dem stehen was wir uns da einst stechen liessen...was du mir aber bestimmt voraus hast, ist dein selbstbewusstsein und die stärke damit umzugehen...ich würde auf die frage "bereust du es?" wohl nach wie vor mit "ja, auf jeden" antworten...

ich finde deinen punkt sehr gut, alle einzelnen entscheidungen die man getroffen hat machen wie kleine puzzleteile die person aus die man heute ist...wäre eine anders gewesen, wer weiss ob alles genau so wäre...wie der butterfly-effect :)... und ich bin durchaus im hier und jetzt mit mir zufrieden, was ich mache und wer ich bin eigentlich auch...nur liegen die tattoos manchmal (nicht nur sprichwörtlich) wie ein schatten über alledem .. das ist wohl das was mich so belastet..

ich schreibe dir gerne eine message, danke dir!
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Steppenwolf » 15.07.2017 19:16

Hi,
hab dir eine Nachricht geschrieben, diese ist allerdings immer im Postausgang und nicht bei den Gesendeten drin. Weiß jetzt nicht, ob du sie bekommen hast.
Gruß
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