Mich hat dein Text sehr berührt, weil ich mich anhand deiner Beschreibung gut in dich hinein versetzen kann.
Du bist nun in der Situation, teilweise etwas ändern zu können (Covern was dir nicht gefällt), aber dir ist ganz offensichtlich bewusst, dass du damit leben musst, wie du dich damals entschieden hast. Und genau da möchte ich gern ansetzen, um eine eigene Erfahrung zu schildern.
Vor einem Jahr war ich noch in der Situation, dass ich tatsächlich ein Tattoo hatte, das mir ganz explizit schon seit mehreren Jahren nicht mehr gefallen hat. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich es mir nach dem Stechen auch schön geredet hatte, aber ohne Witz: Es sah wirklich schlimm aus (Kann man in meinem Cover-Up Thread auch "bewundern"). Aber was ich sagen wollte:
Ich habe es gehasst und oft im Sommer versteckt. Habe nur T-Shirts angezogen, die das meiste davon bedecken. Dennoch habe ich mir eines immer vor Augen gehalten, nämlich, dass ich mich damals so entschieden habe und es trotz allem zu mir gehört. Meine Entscheidung war damals alles andere als wirklich bewusst, da ich nicht wusste, dass es so schrecklich verhunzt würde. Aber darauf geh ich mal nicht weiter ein.
Ebenso verhält es sich auch mit meinen "0815" chinesischen Schriftzeichen auf der linken Brust. Ich fand es damals ne gute Idee, die Umsetzung war allerdings schlecht. Heute würde ich mir, auch mit guter Umsetzung, das Motiv nicht mehr stechen lassen. Es ist mir zu Mainstream und es passt auch nicht in mein "Konzept". Asia schön und gut, aber sowas kleines, popeliges mag ich nicht mehr haben.
Und dennoch: Ich stehe dazu. Ich habe sogar in diesem Zustand, mit beiden Tattoos an diesen offenen Stellen geheiratet und mich stört es auch nicht, das auf den Fotos zu sehen. Irgendwie habe ich akzeptiert, dass auch diese negativen Entscheidungen zu meinem Leben dazu gehören. Ich mache nun das beste daraus und lasse bereits eines überarbeiten, aber ich hätte auch zufrieden weiter leben können, hätte ich die Chance nicht bekommen.
Was ich sagen möchte, ist, was hier bisher auch schon gesagt wurde, steh zu deinen "Fehlern". Du kannst sie nicht rückgängig machen. Es gibt viele Entscheidungen im Leben, die man eventuell nachher bereut, aber man kann nichts davon ungeschehen machen. Lebe damit, akzeptiere es und versuche das beste daraus zu machen.
Bei bestimmten Veranstaltungen ist es sicher nur verständlich, wenn man, auch wenn man mit seinem Körperschmuck zufrieden ist, diesen versteckt. Und solange dies bei dir in Form von langer Hose + langem Shirt möglich ist, ist doch alles ok. In deiner Freizeit solltest du dich nicht so heftig einschränken. Wenn du zeigbare Tattoos hast und keine Gurken, steh dazu. Ansonsten ändere etwas, wenn möglich. Aber ansonsten sehe ich keinen Sinn darin, sich unnötig dafür zu schämen oder sich verstecken zu wollen, aus den Gründen, die du genannt hast. Es lässt sich nicht ändern, also warum es sich unnötig schwer machen - und vor allem schwerer als es ist! Kann mich außerdem Hoschto und den anderen nur anschließen, niemand sieht so genau hin.