Tattoo-Depression

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Schiggy » 03.06.2017 10:19

Mich hat dein Text sehr berührt, weil ich mich anhand deiner Beschreibung gut in dich hinein versetzen kann.

Du bist nun in der Situation, teilweise etwas ändern zu können (Covern was dir nicht gefällt), aber dir ist ganz offensichtlich bewusst, dass du damit leben musst, wie du dich damals entschieden hast. Und genau da möchte ich gern ansetzen, um eine eigene Erfahrung zu schildern.

Vor einem Jahr war ich noch in der Situation, dass ich tatsächlich ein Tattoo hatte, das mir ganz explizit schon seit mehreren Jahren nicht mehr gefallen hat. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich es mir nach dem Stechen auch schön geredet hatte, aber ohne Witz: Es sah wirklich schlimm aus (Kann man in meinem Cover-Up Thread auch "bewundern"). Aber was ich sagen wollte:
Ich habe es gehasst und oft im Sommer versteckt. Habe nur T-Shirts angezogen, die das meiste davon bedecken. Dennoch habe ich mir eines immer vor Augen gehalten, nämlich, dass ich mich damals so entschieden habe und es trotz allem zu mir gehört. Meine Entscheidung war damals alles andere als wirklich bewusst, da ich nicht wusste, dass es so schrecklich verhunzt würde. Aber darauf geh ich mal nicht weiter ein.
Ebenso verhält es sich auch mit meinen "0815" chinesischen Schriftzeichen auf der linken Brust. Ich fand es damals ne gute Idee, die Umsetzung war allerdings schlecht. Heute würde ich mir, auch mit guter Umsetzung, das Motiv nicht mehr stechen lassen. Es ist mir zu Mainstream und es passt auch nicht in mein "Konzept". Asia schön und gut, aber sowas kleines, popeliges mag ich nicht mehr haben.
Und dennoch: Ich stehe dazu. Ich habe sogar in diesem Zustand, mit beiden Tattoos an diesen offenen Stellen geheiratet und mich stört es auch nicht, das auf den Fotos zu sehen. Irgendwie habe ich akzeptiert, dass auch diese negativen Entscheidungen zu meinem Leben dazu gehören. Ich mache nun das beste daraus und lasse bereits eines überarbeiten, aber ich hätte auch zufrieden weiter leben können, hätte ich die Chance nicht bekommen.
Was ich sagen möchte, ist, was hier bisher auch schon gesagt wurde, steh zu deinen "Fehlern". Du kannst sie nicht rückgängig machen. Es gibt viele Entscheidungen im Leben, die man eventuell nachher bereut, aber man kann nichts davon ungeschehen machen. Lebe damit, akzeptiere es und versuche das beste daraus zu machen.
Bei bestimmten Veranstaltungen ist es sicher nur verständlich, wenn man, auch wenn man mit seinem Körperschmuck zufrieden ist, diesen versteckt. Und solange dies bei dir in Form von langer Hose + langem Shirt möglich ist, ist doch alles ok. In deiner Freizeit solltest du dich nicht so heftig einschränken. Wenn du zeigbare Tattoos hast und keine Gurken, steh dazu. Ansonsten ändere etwas, wenn möglich. Aber ansonsten sehe ich keinen Sinn darin, sich unnötig dafür zu schämen oder sich verstecken zu wollen, aus den Gründen, die du genannt hast. Es lässt sich nicht ändern, also warum es sich unnötig schwer machen - und vor allem schwerer als es ist! Kann mich außerdem Hoschto und den anderen nur anschließen, niemand sieht so genau hin.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Miral » 03.06.2017 11:54

Ich kann dich total verstehen, wobei es bei mir eher genau in die andere Richtung geht.
Als Jugendliche und junge Erwachsene stets abseits der anderen gelebt - verstoßen und total verunsichert und, und, und.
Mit jedem weiteren Tattoo wächst mein Selbstbewusstsein und ich zur stolze Trägerin meines Körperschmucks. Mir ist es egal was nicht-tätowierte über meine Tattoos sagen. Auch meine Eltern waren nie ein Freund meines Körperkults - fragen wie, was denkst du wie das im Alter aussieht. Und so Zeugs :roll:
Tja dazu kann ich mittlerweile nur sagen: nicht jeder hat im hohen Alter bunte Haut und nicht nur blasse runzelige normale Haut :twisted: :mrgreen: bei meiner jetzigen Arbeitsstelle ist es zum Glück scheiß egal wie ich aussehe, welche Haarfarbe ich hab und wieviele Tattoos meine Haut zieren. Das sagt nämlich nichts über mein können aus!
Manchmal ist es sogar ganz nett zu sehen, wie große stattliche Männer sich fast schon ängstlich wegdrehen oder sich gar nicht erst trauen den Platz neben mir zunehmen und lieber stehen um ja nicht neben einer kleinen, zierlichen tätowierten Frau zu sitzen. Das tut richtig gut :mrgreen: ( klingt für manch einen fies, aber mir tut sowas immer wieder gut )

Lange Rede, kurzer Sinn: Denk nicht so viel nach!
Zuletzt geändert von Miral am 03.06.2017 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Draago » 03.06.2017 16:37

MartiMarti hat geschrieben:Ausserdem scheinst du auch viel nachgedacht zu haben, innere Konflikte inklusive, stimmt das? Sonst hättest du dich wohl nicht zum Lasern entschieden?


Ja das stimmt.
Allerdings musste ich gar nicht so viel nachdenken, da es einfach extrem verhunzt war.
Und nachdem ich mich da bisschen schlau machte und gleich mehrere Top-Inker meinten ohne vorher mit Laser aufhellen geht da nichts, war der Entschluss dies zu machen nicht schwer.

Was du betreffend Gesundheit und Tattoofarben schreibst ist hoffentlich richtig. Aber genauso viele wie mit „Wenn es wirklich schlimm wäre, dann würde es verboten sein“ argumentieren, sagen sicher auch das Gegenteil. Da ist wahrscheinlich jedem Einzelnen überlassen, was er jetzt glauben will. Wenn man aber nur schon „Tattoofarben“ googelt, dann kommen schon die Wörter „gefährlich“ oder „giftig“ direkt als erstes. Ich bin wahrscheinlich sicher zu leicht beeinflussbar, aber sowas schockiert mich dann auch immer ein bisschen.


Dazu wurde auf der Vorseite schon einiges geschrieben.



Hier ist zu Deinem Thema auch noch was aus dem Sat1 Frühstücksfernsehen (Andy Engel):

https://www.youtube.com/watch?v=2eGY7ZVIu4I
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Tattoo-Depression

Beitragvon Detritus » 03.06.2017 22:18

Habe auch lange überlegt ob ich mich hier äußern sollte oder nicht.

Mein erster Gedanke als ich das Thema gelesen habe war:

"HEUL DOCH"

Das habe ich mir dann zwar verkniffen zu schreiben aber ich möchte Dir gern erklären warum ich so gedacht habe.

Du hast subjektiv schlechte Tattoos für die Du Dich bewusst (egal ob jetzt in der rebellischen Phase oder nicht) entschieden hast.

Mal abgesehen davon, dass Du Dich selbst für viel zu wichtig nimmst - wenn Du 10 Leute die Deine Wade in der Fußgängerzone am Vortag gesehen haben am Folgetag fragst wird sich da kaum einer an Dich geschweige denn an Dein Tattoo erinnern.

Soweit so schlecht - und jetzt nehme ich mich mal als Vergleich:

Ich sah aufgrund von diversen Operationen schon in jungen Jahren aus als hätte ich mit Freddy Kruger gekuschelt.

Während Du also nur glaubst andere würden Dich anstarren kann ich dagegenhalten wie es ist wirklich angestarrt zu werden. Egal ob in der Umkleide beim Sport oder ganz schlimm vor der gesamten Klasse beim Schwimmen.

Das man beim anderen Geschlecht jetzt auch nicht unbedingt gute Chancen hat muss ich nicht wirklich erwähnen oder?

Um dem ganzen die Krönung aufzusetzen musste ich nach einer der letzten OPs mir neues Wundpflaster besorgen - ich gehe also in eine Apotheke und frage nach langen Pflastern. Die Dame fragt wie lang, ich hebe das T-Shirt an und als Reaktion kommt ein "OOHH" und dann betretenes Schweigen.

Muss ich noch mehr sagen?

Selbst heute werde ich kaum auf meine Tattoos angesprochen sondern nur auf die Narben.

Also selbst wenn ich wollte könnte ich nie in der "breiten Masse" einfach so untergehen.

Ja Du bist nicht mehr 18 und hast eine Familie um die Du Dich kümmern musst - heißt das im Umkehrschluss aber auch, dass Du Dich selbst vollständig aufgeben musst nur weil Du nicht mehr "auffallen" willst?

Du wärst gern Teil der anonymen Masse - wirklich? Wir reden hier immerhin noch über gut 35 Jahre bis zur Rente...

Du solltest vielmehr darüber nachdenken, dass es zwischen "Rebellion" und "Spießertum" noch etliche Abstufungen gibt.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 04.06.2017 12:47

@Detritus: Nein, das ist wohl falsch rübergekommen. Ich nehme mich wirklich nicht so wichtig, dass ich denke dass Leute mich dauernd bewertend anschauen. Tut mir leid zu hören, dass es dir oft so ergangen ist. Ich maße mir nicht an, zu wissen, wie sich das anfühlt was du durchgemacht hast oder noch machst mit deinen Narben... Ich meinte eher, dass ich oft schon ein Problem damit habe, wenn es den Leuten überhaupt auffällt und sie dann kucken ob sie es In Erinnerung behalten oder nicht. Früher wollte ich unbedingt alle Aufmerksamkeit, heute aber ich bin eher der schüchterne, verschlossene Typ und mir ist jede Form von Aufmerksamkeit allein deshalb schon zuwider… Das ist wohl mein Dilemma… Vielleicht bin ich aber auch eine kleine Heulsuse und muss einfach mal zur Vernunft kommen, kann auch sein :)...

@redphantom: Ja, das mit dem googeln sollte ich wirklich bleiben lassen, da kommt doch nix vernünftiges bei rum :)... Diesen Artikel, dass Tattoos sogar gut für's Immunsystem sind, hab ich sogar auch mal gelesen. Damit war aber glaube ich eher der Akt des Tätowierens selber gemeint und nicht die Aspekte betreffend Farbe, Sonne, etc. Aber stimmt auf jeden Fall, da macht man sich durch googeln nur selbst verrückt... Ich würde nicht mal unbedingt sagen, dass ich ein Gurken-Tat habe… Bild/Design ist zumindest nicht zu vergurkt… Es ist eher die Tatsache, dass es vom Format eher XL-Salatgurke ist als kleine Essiggurke… Zumindest fühlt es sich für mich so an....

@Ani Ta & BassSultan: Ich glaube da hast du Recht… Ist mir auch schon passiert, so was in der Art. „Das hattest du aber letzten Sommer noch nicht?“ – „Ähmm, doch. Schon seit 10 Jahren“… Aber das sind wohl nur Menschen die jetzt vielleicht nicht unbedingt soooo enge Freunde/Familie/Kollegen/etc. sind…

@DotsOnMySkin: Stimmt schon, was du sagst… Das denke ich dann auch immer  Dafür bin ich kein Junkie oder Krimineller… Lustigerweise hat meine Schwester dann (nicht ganz ernst gemeint) mal gesagt „Aber du siehst schon ein bisschen wie einer aus“ …naja, Familie eben… aber grundsätzlich orientiert man sich ja eher nach oben hin. Und ein gut ausgebildeter Vielverdiener bin ich leider auch nicht geworden. Ich müsste aber generell vielleicht mal an meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Dann würde bestimmt mehr an mir abprallen… Das mit dem googlen lass ich besser bleiben …Aber naja, ich hau mich jetzt schon eher weniger in die pralle Sonne als früher… Krebs hin oder her, ob’s stimmt oder nicht, das mal aussen vor. Aber dass die Farben verblassen ist ja ein Fakt…

@Hoschto: Verstehe gut, was du meinst. Never judge a book by its cover! Ich wage mal von mir zu behaupten, dass ich nicht so ein Mega Arsch bin, wie du es als Beispiel schreibst. Aber sicher bin ich eher ein ruhiger, verschlossener Typ, der nicht gern auffällt und schon daher denke ich manchmal, dass Tattoos heute zu mir gar nicht mehr richtig passen. Aber dann mache ich vielleicht genau das: judging a book by its cover… Ich verstehe auf was du hinauswillst. Klar gibt es arschige Leute mit geilen Tattoos und supernette mit ziemlich fragwürdigen Tätowierungen. Zum Glück glaubt meine Freundin nicht an Liebe auf den ersten Blick. Denn als sie mich das erste Mal sah, dachte sie nämlich genau auch dass ich ein cooler Hipster oder so bin, dem nichts wichtiger ist als die eigene Erscheinung… Stimmt, aber eben nicht..

@lesnurmit: Musst mich nicht schonen, schreib einfach drauf los  Brutal ehrlich und ehrlich brutal… Auch ohne Psychologiestudium hast du es genau getroffen. Stimmt absolut, ich überanalysiere immer alles und grüble viel zu viel. Gepaart mit wenig Selbstvertrauen und Tattoo-Unsicherheit ist das wohl auch ein Auslöser wieso ich hier überhaupt schreibe… Danke dir, hilft auf jeden Fall immer, wenn jemand ehrliche seine Meinung sagt.

@Schiggy: Danke, dass du von deinen eigenen Erfahrungen schreibst. Ich habe mir deinen Arm im Cover-Up Thread angeschaut. Ist immer sehr interessant, wenn wirklich in genau derselben Situation ist oder war. Bei dir bewundere ich auf jeden Fall wie du damit umgehst. Dass man manche Sachen nicht rückgängig machen kann und sich selber alles nur noch schwerer macht, wenn man es nicht akzeptiert, das verstehe ich, das ist klar. Aber irgendwie habe ich nicht so viel Power, dass auch durchzuziehen. „Practice what you preach“… das ist wohl wichtig. Danke auf jeden Fall. Ich werde mir bei dir eine Scheibe abschneiden und das versuchen zu verinnerlichen…

@Miral: Das erinnert mich an das was hotknife auch in diesem Thread geschrieben hat. Und ehrlich gesagt finde ich das genial. Es scheint auch, so wie du schreibst, dass alles so für dich passt. Und dann ist es doch das beste was passieren kann. Vielleicht sind wir ungefähr im selben Alter (ich 31). Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass das wirklich auch so bleibt und nicht so wie bei mir ins genaue Gegenteil umschlägt. Dein Beispiel mit dem zierlichen, tätowierten Mädchen finde ich gut. War bei mir auch so. Ich war mit 18 immer noch der Kleinste in der Clique, war ein ziemlicher Spätstarter. Aber eben schon 18 und damals haben die Tattoos dann auf jeden Fall ihren Job erfüllt und mir „Respekt verschafft“…. Fand ich damals auch richtig cool..
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon lesnurmit » 04.06.2017 14:02

ok,
habs verstanden darf schonungslos sein :wink:

eines hab ich noch vergessen, was häufig hilft und ich sehr häufig vermisse.

Man darf sich ruhig mal selbst loben, meine damit nicht lautstark prahlen, aber sich selbst an seine Stärken erinnern und mal zurückblicken was man geschafft hat. Egal ob im Beruf, im Privaten, hier besonders im zwischenmenschlichen ...
Meiner Meinung nach hilft es jemanden der gerade "down" ist am besten.

Außerdem muss nicht immer alles perfekt sein, klingt komisch von jemanden der seinen Körper mit Tattoos verschönert :mrgreen: , ist aber so.
Auch deshalb höre ich alte Musik und trage beim Training Klamotten die wohl deutlich älter sind als die meisten meiner Sportkameraden ... stoße damit zwar häufig auf Unverständnis, aber egal, mag ja auch rostige Autos. :p
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Schiggy » 04.06.2017 15:40

Finds total schön, wie reflektiert du bist und hier jedem einzeln antwortest und auf die angesprochenen Unterthemen nochmal eingehst.

Zu einem gewissen Grad sich selber so zu akzeptieren, vor allem mit allen Entscheidungen, die man im Leben getroffen hat, ist auch für mich nicht immer einfach, vor allem durch eine erst kürzlich wirklich alles verändernde Entscheidung, mit der ich nach wie vor auch hadere. Aber es ist eben wichtig, zu lernen damit umzugehen. Ebenso darf und soll man aber natürlich auch an sich arbeiten. Wie du als Beispiel deine teilweise vorhandene Unsicherheit (auf das Thema Tattoos vor allem bezogen) nennst, so hat jeder etwas, an dem er arbeiten kann und vielleicht auch sollte, damit es ihm besser geht. Also die Mischung macht es. Denn Stillstand ist nie gut. Aus dem Grund finde ich es auch toll, dass du das Thema angesprochen hast. Ich mag es nämlich auch gern zu grübeln ^^ und habe mich gefreut, mir dieses Thema mal etwas bewusster gemacht zu haben durch deinen Beitrag.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Draago » 04.06.2017 19:15

@ Detritus

Hab Deinen Beitrag gerade gelesen...ganz unabhängig vom Thema zieh ich den Hut wie abgeklärt Du mit Deinen Narben umgehst!
Viele können das nicht und schämen sich ihr ganzes Leben, Du scheinst aber wirklich damit zurecht zu kommen, so nach dem Motto "Ich hab sie halt, und nehme sie an wie sie sind."

Repekt!


Gruß
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon Detritus » 04.06.2017 20:43

Draago hat geschrieben:Viele können das nicht und schämen sich ihr ganzes Leben, Du scheinst aber wirklich damit zurecht zu kommen, so nach dem Motto "Ich hab sie halt, und nehme sie an wie sie sind."


Danke.

Wenn ich mich in die Ecke setze und weine wird es ja auch nicht besser ;)

Gibt da 2 Zitate/Texte die ich sehr passend finde:

We Become
Our scars, if we let them
But all that we truly need
Is out there for the taking

Every lasting scar
Shows what it's taken to be
Who we are


und

Wir sind vom Leben gezeichnet
In den buntesten Farben
Und wir tragen sie mit Stolz
Unsere Wunden und Narben



Klar war es nicht immer schön aber gerade wenn es einem aus was für Gründen auch immer gerade mal nicht so gut geht denke ich mir immer:

"Ich habe verdammt viel Glück!"

Ich habe das Glück in einem Land geboren zu sein in dem eine medizinische Versorgung überhaupt möglich war.

Ich habe das Glück eine Schulbildung genossen zu haben.

Ich habe ein Dach über dem Kopf, ich habe genug zu essen einen Job der es mir ermöglicht Geld für so sinnlose ;) Dinge wie Tattoos auszugeben und ganz wichtig - ich habe meine Familie.

Selbst um mein physisches Erscheinungsbild (ok von den Narben mal abgesehen) würde mich bestimmt der ein oder andere beneiden.

Die Liste könnte man beliebig fortsetzen - es gibt Millionen von Menschen die das alles nicht haben und für die das auch nie erreichbar sein wird egal wie sehr sie sich anstrengen oder was sie auch tun.

Und deshalb werde ich ganz bestimmt nicht Trübsal blasen nur weil ich optisch jetzt nicht für das Titelbild der Men's Health geeignet bin.

Und daher @TE muss ich Dir auch nicht leid tun. Alles was ich bislang so erleben durfte oder musste hat mich zu dem gemacht was ich heute bin.

Wenn man dem Drehbuchautor der das eigene Leben schreibt den ein oder anderen Wunsch mit auf den Weg hätte geben können - klar gäbe es da ein oder zwei Kapitel bei denen sich die Frage stellt: "Muss das jetzt wirklich auch noch sein?".

Unterm Strich will ich mich aber bestimmt nicht beschweren.

Du hast doch offenbar auch fast alles was Du brauchst, also warum machst Du Dir so einen Kopf? Ok das Wadentattoo ist jetzt kein Meisterwerk aber auch bestimmt keine Gurke.

Liebt Dich Dein Kind weniger wenn Du mit einer kurzen Hose rumläufst? Nein - Deinem Kind (oder Deinen Kindern) ist es scheißegal wie Papa aussieht solange er sie liebt und für sie da ist.
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon talamestra » 04.06.2017 22:41

huhu :)

also ich muss sagen ich find das Tattoo interessant und mal total ausgefallen - und würd dich vermutlich drauf anquatschen - eben weil es mir gefällt :)

und mal ab von deinen Selbstzweifeln - du hast eine liebe Frau, die dich genau mit diesem Tattoo kennen und lieben gelernt hat - und auch Nachwuchs, der dich genau so mag wie du bist :)

leute guggen immer - ich kenns, weil ich ein paar Kilo zuviel rumschlepp... aber - who cares....
mit Menschen die mir wichtig sind, red ich drüber, und der Rest..... da mach ich mir nicht die Mühe um ehrlich zu sein.

Die Tattoos sind Teil von dir und deiner Geschichte..... und wie gesagt, so schlimm find ich deine Wade nicht - sondern interessant..

lg
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon DotsOnMySkin » 04.06.2017 23:39

Danke fürs Posten der Bilder, auch wenn sie nicht die beste Qualität haben.

Also, ich hatte da auch mit deutlich schlimmerem gerechnet nach deiner Beschreibung. Wie bereits gesagt wurde, ist jetzt sicher kein Meisterwerk, aber schaut wirklich nicht schlimm aus. Zumindest was man auf den Bildern auf den ersten Blick erkennen kann.

Also Kopf hoch: Es gibt deutlich schlimmeres da draußen! :wink:

Und ich finde immer noch, wenn du damit wirklich unzufrieden sein solltest, dass man da auch noch mit ganz viel Schwarz einen schönen Cover-Up-Legsleeve draus machen könnte. So ein bisschen Richtung Gakkin oder so: https://www.instagram.com/gakkinx/ :mrgreen:
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon BBW-Fan » 05.06.2017 8:07

Also, das Tattoo finde ich jetzt wirklich nicht schlimm. Wie mein Vorschreiber schon erwähnt hat, sollte man eventuell das Tattoo erweitern. Eigentlich schreit das Tattoo nach einem Legsleeve. :) Überleg dir's mal. :)
In den Freibädern sehe ich zurzeit jede Menge ganz missratener Tattoos.
Ich erkenne speziell wegen diesem Tattoo keinen Grund mit der bunten Kunst im Allgemeinen zu hadern.
Im Leben macht man oft Sachen, die sich im nach hinein als doof herausstellen. Wenn ich immer alles richtig in meinem Leben gemacht hätte, wäre ich jetzt bestimmt schon Milliardär.
Keine Ahnung, ob Tattoos Kunst sind?
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 06.06.2017 15:57

@lesnurmit: so brutal war's ja gar nicht was du geschrieben hast :D ... ich mag auch rostige autos, lumpige klamotten und sehr alte Musik...ist schon irgendwie komisch, ich bin wohl irgendwie paradox. Bin eigentlich ein nicht sehr perfektionistischer Mensch... aber beim Tattoo stört's mich... vielleicht gibt's keine Lösung für mein "Problem", ausser dass ich mich wohl damit abfinden und irgendwie zur Ruhe kommen muss. Und meine Gedanken einfach abschalten. Das sagt meine Partnerin auch immer zu mir. Ist aber doch noch leichter gesagt als getan..

@schiggy: Ich danke auch wirklich jedem für sein Feedback, egal ob positiv oder negativ. Hilft irgendwie schon einfach mal mit anderen Menschen drüber zu reden. Auch wenn ich anscheinend niemanden angesprochen habe, der wirklich exakt haargenau in der gleichen Situation steckt. Aber freut mich zu hören, dass der Thread oder das Thema zumindest diskutiert wird. Hoffe, dass es vielleicht auch jemand liest, dem es in irgendeiner Form hilft. Es stimmt, dass man oft mit Entscheidungen hadert, die man im Leben getroffen hat, wie du schreibst. Hoffentlich stellt sich deine kürzlich getroffene mit der du nach wie vor haderst als richtig heraus. Es ist komisch, wahrscheinlich sogar dumm von mir, dass meine Tattoo-Entscheidung mit 18 Jahren diejenige ist, die mich heutzutage am meisten beschäftigt... Ich grüble auch gern :) Das hat wahrscheinlich schon nach 4 Posts jeder hier gemerkt. Aber ich grüble definitiv zuviel... "Maybe I think too much for my own good", das trifft sicher auf mich zu...

@Detritus: Was du schreibst, ist echt toll! Von dir muss ich mir auch eine Scheibe abschneiden :D Danke dir für deinen Input. Ich glaube das menschliche Hirn macht sich selber immer Probleme, weil der Mensch von der Evolution her schon dazu da ist, Probleme zu lösen. Entweder man schaltet sein Hirn manchmal quasi aus und sagt sich solche Sachen wie du sie in deinem letzten Beitrag schreibst, wenn sich die Gedanken im Kreis drehen und man "spinnt". Oder man verliert sich in diesen Gedanken. Das ist vielleicht der Grund warum manche Menschen von denen man denkt, dass sie eigentlich Alles oder zumindest keine handfesten Probleme haben, keinen Ausweg mehr sehen. Robin Williams oder aus aktuellem Anlass vielleicht Chris Cornell. Will aber mal klar stellen, dass meine "Tattoo-Depression" keineswegs so schlimm ist dass ich jetzt Selbstmord-Gedanken habe, das ist Quatsch. Aber ich will damit sagen, dass es möglich ist sich in solchen Gedanken zu verlieren. Und dass ich deine Worte gut finde und dass sie helfen, sich eben nicht in dummen Gedanken zu verlieren. Und dafür Danke!

@talamestra: Danke auch dir für dein Feedback, das hat auch geholfen. Mein Nachwuchs ist noch nicht so weit, dass er das so richtig versteht :) aber bei meiner Frau hast du Recht. Sie hat sich sicher nie dran gestört. Es ist wirklich nur in meinem Kopf, das ganze Hinterfragen, die Reue und der Zweifel. Schwierig das rauszubekommen. Aber hier darüber zu Schreiben und Feedback zu bekommen, egal ob negativ oder positiv, hat sicher schon mal sehr geholfen. Ich habe im andern Thread deine Wölfe gesehen und muss sagen, dass ich die sehr gelungen finde!

@ DotsOnMySkin & BBW-Fan: Auch euch danke für's Feedback. Ich sehe manchmal wirklich sehr missratene oder fragwürdige Tattoos, gerade jetzt im Sommer. Ich bin dann aber wirklich nie schadenfroh oder denke abschätzig sondern habe irgendwie Mitleid mit den Trägern. Vielleicht ist das auch die falsche Reaktion, denn so wie Detritus vorher geschrieben hat, stimmt es vielleicht genau so perfekt für den Träger. Und dann wäre Mitleid völlig fehl am Platz. Ich gehe halt auch dann immer von mir aus, aber nicht jeder denkt ja wie ich. Zum Glück :) ... Insgeheim bin ich aber schon doch froh, dass mein schwarzes Bein hier nicht als Gurke gehandelt wird... Ein Legsleeve kommt für mich aber nicht infrage. Finde es sehr cool und ästhetisch, besonders die von Gakkin. Aber für mich ist das irgendwie doch zu krass. Obwohl ich vielleicht leider gar nicht mehr so weit davon entfernt bin...

Würde mich freuen, wenn jemand schreibt, der/die irgendwie in genau derselben Situation ist und manchmal auch diese inneren, gedanklichen Grabenkämpfe austrägt. Noch mehr freut es mich aber, wenn das niemand ist :D Heisst ja dann, dass der Grossteil seine Tats nicht bereut.
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Das war damals das Motiv. Auf dem Papier finde ich es heute immer noch cool. Auf meinem Bein habe ich eben mittlerweile Mühe damit...
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon talamestra » 06.06.2017 19:35

martimarti - danke fürs Kompliment :) mittlerweile is ja auch der andre Arm aussen voll - allerdings mag ich den nimmer recht einstellen, weil schon ein Wolf als CC geendet is...

mir gefällt das Motiv auch am Papier sehr gut - und du wirst deinen Grund gehabt haben, warum du es so gewählt hast.

Sie das Tattoo als Teil von dir - das dich mahnt, Entscheidungen zu überdenken, aber dir auch den Mut gibt, anders zu sein als die andren.

liebe Grüße
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Re: Tattoo-Depression

Beitragvon MartiMarti » 07.06.2017 0:09

@talamestra: Danke dir für deine Worte! Das hast du echt gut in Worte gefasst, ich werde mir das zu Herzen nehmen... Du hast auch schon was gecovert? Darf ich fragen, was bei dir der Grund war?


the_force hat geschieben:

mein persönlicher Kompromiss liegt bei wenig Farbe und einer Strichzeichnung.

Also möglichst wenig tätowierte Fläche. Auch wenn das Tattoo "an sich" ca. 30cm hoch und 20cm breit ist.



Dazu wollte ich dich noch fragen, wieso das dein Kompromiss war? War das, weil du nicht viel Tinte unter der Haut wolltest? Oder rein ästhetisch? Ich finde das sehr gut. So einen Kompromiss hätte ich auch gerne gemacht und gehabt. Kompromisse mit sich selber einzuhalten ist wahrscheinlich am schwierigsten überhaupt...
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