Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

Moderatoren: BassSultan, MartiAri

Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

Beitragvon akino » 01.08.2013 20:59

Was ich immer wieder interessant finde:

Ich hatte vom 15 bis zum 18 Lebensjahr Dreads. Lange in meiner Naturhaarfarbe, in der Endphase dann orange-grün-pink-blau. Ansonsten fall ich damals wie heute nicht groß durch meinen Kleidungsstil auf und sah (und sehe immer noch) braver und harmloser aus als mir (meistens) lieb ist.
Und ich hab in der Zeit massiv negative Kommentare geerntet. Nicht ausschließlich, es gab auch reichlich positive Kommentare (und nachdem das mit meiner renitenten Phase zusammenfiel fand ich auch die negativen Kommentare meistens ganz gut), aber schon oft und regelmäßig, quer durch alle Alters und Bevölkerungsschichten. Außerdem war ich versucht mir ein T-shirt zu drucken: "Ja, man kann sie waschen. Nein, man kann sie nicht kämmen. Ja, wenn ich sie loswerden will, muss ich sie abschneiden". Ich musste IMMER und mit ALLEN über meine Haare reden!
Und ganz verrückt wars, als ich sie dann abgeschnitten hab, und plötzlich beim Weggehen von einem komplett anderen Männertyp angemacht wurde (und mir am liebsten die Dreads wieder auf den Kopf gezaubert hätte).

Mein Tattoo (Unterarm) interessiert eigentlich niemanden. Manchmal will sichs jemand genauer anschauen, dann gibts entweder den Kommentar "schön" oder "groß" und manchmal fragt mich jemand nach dem Studio. Negative Kommentare? Fehlanzeige! Mich irgendwie benachteiligt fühlen? Ebenfalls Fehlanzeige! Auch wenn ich zugegebenermaßen wenn große Seriosität gefragt ist, langärmlig rumlauf, währends bei den Dreads nicht möglich war sie zu "verstecken". Jedenfalls waren die Dreads das größere gesellschaftliche Problem...
akino
 
Beiträge: 190
Registriert: 24.02.2011 14:08

Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

Beitragvon well_done » 01.08.2013 22:28

ich muss mich mal beim OT einklinken, weil das am we thema war.
hab mich da intensiv mit meiner arbeitskollegin drüber unterhalten:
sie: untätowiert, ungepierct, blonde dreads auf dem kopf, ab und an mal ne bunte dabei
ich: sichtbar tätowier (unterarm, dekollete, schultern)
beide: ziemliche gleicher, eigentlich langweiliger kleidungsstil - jeansmädchen halt.

sie wurde auch am we mehrfach angelabert, auch einfach an der supermarktkasse oder beim anstehen in ner eisdiele... "sind die echt?" "das muss doch stinken" "wie kann man die haare nur so kaputt machen" "ich würde ja NIEMALS so rum rennen, was sie sich trauen" "darf ich mal anfassen?!" .. alle altersklassen vertreten, die kommentare immer negativ, bis auf einen kerl am bhf,ca. 17: "ey, schenkste mir ne dread? ich mach mir die in den pony"

ich wurde genau einmal angelabert... in der bahn von nem jungen mädel, die wissen wollte, wo mein unterarm gemacht wurde.

und da argumentieren immer alle, dass einen tattoos an den rand der gesellschaft drücken.. pff
bald startet der verkauf: https://www.facebook.com/treutaschen
Benutzeravatar
well_done
 
Beiträge: 6991
Registriert: 26.09.2006 7:21
Wohnort: mg

Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

Beitragvon 30/30 » 19.08.2013 4:44

Kann ich nur bestätigen,dass die Haare für manche interessanter sind als bunte Haut.
Ich trage selbst seit mehr als 20 Jahren Dreads,mittlerweile hängen mir die Dinger an den Oberschenkeln.
Damit lauf ich zB durch unseren Penny-Markt,wohlgemerkt,mit ärmellosem T-Shirt,somit die Arm-tattoos weithin sichtbar.
Nach ca. 5 Minuten bemerke ich,wie mir ein älteres Pärchen durch den ganzen Markt folgt,miteinander tuschelt und verstohlen immer wieder in meine Richtung blickt.

Ich denke bei mir,dass die wohl von der Tinte fasziniert sind...nur,um etwas später einen Wortfetzen aufzuschnappen... "bla,brummel,sülz,...."wie bei ´nem Pferd"......
Da hab ich dann erst kapiert,dass die beiden Aushilfsladendetektive sich nicht an meinen bebilderten Armen gestört haben,sondern an meinen zum Zopf zusammengebundenen Dreads...

Tja,als die beiden dann betont langsam an mir vorbeischlenderten,da hab ich es rumpeln hören...das war wohl der Sound des ineinander zusammenfallenden Weltbildes der beiden,als sie dann auch die Tattoos registriert hatten. ;)

Angelabert hat mich bisher auf die Tattoos keiner und wegen den Dreads kam auch nur sehr vereinzelt eine Frage....vielleicht seh ich ja wirklich so brutal aus,wie manche das von mir behaupten... :mrgreen:
30/30
 
Beiträge: 665
Registriert: 14.05.2011 8:35
Wohnort: Pfalz

Beitragvon LÖö » 19.08.2013 8:27

Ich werde wegen meines Armes regelmäßig mit sehr positiven Reaktionen angesprochen. Aber ich habe auch eine 'anständige' Frisur ;-)
Benutzeravatar
LÖö
 
Beiträge: 6508
Registriert: 22.07.2005 0:19

Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

Beitragvon Buddha_Eyes » 19.08.2013 8:46

Man wird wohl immer so wahrgenommen werden, wie man wahrgenommen werden will. Letztlich wird man auf Tattoos, Dreads, Sommersprossen und jede andere Äußerlichkeit immer alle Arten von Reaktionen bekommen. Welche man davon wahrnimmt und welche davon haften bleiben hängt allein davon ab, wie man sich selbst sieht und was einen dazu motiviert sein Aussehen auf eine bestimmte Art und Weise zu verändern.
Expect nothing..
Benutzeravatar
Buddha_Eyes
 
Beiträge: 11900
Registriert: 04.05.2010 9:44

Re: Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

Beitragvon squarerigger » 21.08.2013 10:21

Ich muß auch mal noch meinen Senf dazugeben. Es wurde ja schon betont, daß es sich um hypothetische Situationen handelt, dennoch sind manche davon schlichtweg auch hypothetisch nicht vorstellbar.

Gerade bei Fragen bzgl. der Bewerbung von Polizisten wäre der Entscheider nie frei in seiner Entscheidung, da es je nach Bundesland interne Richtlinien, die teilweise sogar Gesetzescharakter haben, gibt, die klar regeln, wie bei Bewerbern für den Polizeidienst mit sichtbaren Tätowierungen zu verfahren ist (dieses Thema war sogar schon Gegenstand höchstrichterlicher Entscheidungen).

Nicht ganz so krass, aber durchaus ähnlich sieht es bei Bewerbern in der Bankbranche aus, wobei hier zudem noch der entscheidende Hinweis fehlt, in welchem Bereich der Bank der jeweilige Bewerber eingesetzt werden soll: mit direktem Kundenkontakt oder ohne?

Beste Grüße

Alexander
squarerigger
 
Beiträge: 99
Registriert: 17.10.2007 14:39

Vorherige

Zurück zu Ohne Überschrift - Ohne Thema

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste