Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon Ueberdosis » 04.03.2013 13:12

Das von Xoil is das einzige was an Copycat grenzt, aber das mit dem Auge find ich total übertrieben. Wieviele tausen Stile ollen denn Tätowierer entwickeln?

Alles ist teil einer Inspiration, jeder hat seinen stil durch andere mitentwickelt. Jeder hat irgendwo ne Inspiration und jeder hat irgendwie von irgendwem tätowieren gelernt, warum sind dann alle Sachen aus dem gleichen Stil schon problematisch?
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon knorz » 04.03.2013 14:56

Also wie schon erwähnt, stört mich daran nix und ich finde seine Arbeiten okay bis gut. Das einzige was mich eben wunderte waren die aussagen, dass die Arbeit deutlich als sein Werk zu erkennen sei. Möglicherweise kennen manche aber auch noch mehr arbeiten, welche nirgends online zu sehen sind, die mehr Ähnlichkeit miteinander oder mehr gemeinsamkeiten aufweisen, als die Sachen, welche man so finden kann.
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon HD310 » 06.03.2013 0:37

Letztlich ist das hier doch 'ne akademische Diskussion.

Wir haben hier im Scout drei "Fronten". Die eine, die jede Stil-Übernahme und Inspiration als CopyCat erachtet, die zweite, die Inspiration zulässt und die dritte, die letztlich sagt: "Solange es nicht komplett identisch gestochen ist, ist doch alles schön."

Diese drei "Fronten" wird man nicht vereinen können. Es gibt einfach keinen gemeinsamen Nenner.

Ich habe hier mein Tattoo auch schon verteidigt und es gab immer User, die sich in Wortklauberei verloren haben. Würde aus den "Löchern" ein Dämon/Vieh/Weltkarte/Radiowecker rausgucken, dann gäbe es immer noch welche, die fänden, es wäre zu stark "inspiriert".
Persönlich finde ich diese Betrachtungsweise absolut überzogen.

Jeder Künstler, ob Maler, ob Bildhauer, etc., hat in der Vergangenheit und Gegenwart bei namhaften Künstlern gelernt und auch in gewisser Weise den Strich des Lehrmeisters übernommen.
Es kann einfach keine 100.000 verschiedene Stile geben! Das ist grotesk! Guckt man sich nur den Jugendstil in der Malerei an, dann fällt es selbst Experten schwer einzelne Bilder dem jeweiligem Künstler zuzuordnen. Waren das jetzt alles Kopierer? Nein! Sie haben ihren Kunststil einfach dem Zeitgeist angepasst und sich davon inspirieren lassen.
Vor 100 Jahren und mehr hätte da auch niemand "Kopie!" geschrien, sondern hätte einfach gesagt: "Das war damals halt der Zeitgeist und der vorherrschende Stil."

Es kann nicht an jeder Straßenecke einen Salvador Dalí geben, keinen Rembrandt und auch keinen Picasso.
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon Gáboa » 12.04.2013 23:09

Einmal Kopierer immer Kopierer?!

Hallo liebe Gemeinde, ich hab mich jetzt extra angemeldet um auch mal was dazu schreiben zu können. Da diese ganzen Diskussionen ja auch nicht spurlos an mir vorbeigehen.
Zum Xoil Tattoo: Da möchte ich mich in keinster Weise rausreden und gebe zu das es wahrscheinlich in meiner jungen Zeit als Tätowierer wohl die aller dümmste Sache war die ich begangen habe. Der Kunde kam zu mir und hat mir das Bild von dem Tattoo gezeigt und gesagt, dass er es so ähnlich möchte und an die gleiche Stelle. Ich wusste aber bis dato auch nicht das es von Xoil war, um ehrlich zu sein habe ich bis dahin nicht wirklich seine Arbeiten gekannt. Das soll dann natürlich auch kein Grund sein ein Tattoo so zu kopieren. Darum geht es auch gar nicht. Ich habe dann eine neue Vorlage gezeichnet,komplett abgeändert und auch andere Elemente mit eingebaut. Ich habe ihm dann auch die Vorlage geschickt aber zum Termintag kam dann der Kunde und meinte ihm gefällt es so nicht und er hätte es gerne so wie auf dem Bild. Und genau da hab ich dann den Fehler begangen dass ich eingewilligt habe, obwohl ich auch noch vorher überlegt hatte den Termin abzusagen da das ja nun wirklich nicht meine Richtung von Arbeit war. Aber schließlich wollte ich den Kunden auch nicht verärgern. Was jetzt im nachhinein natürlich die klügere Entscheidung gewesen wäre. Zu dem Zeitpunkt war ich auch wirklich naiv und Leichtsinnig und war mir über die Konsequenzen gar nicht bewusst. Ich selber empfand es auch nicht als Kopie im Sinne von Diebstahl sondern eher als eine Art Anerkennung dem anderen gegenüber, deshalb hatte ich es auch eine zeitlang in meiner Galerie. Als ich dann als "Dieb" beschimpft wurde war mir natürlich klar, dass ich mir mit der Aktion ins eigene Fleisch geschnitten habe. Ich bin sicher nicht Stolz drauf und ändern kann ich es jetzt nun auch nicht mehr. Und was es ausgelöst hat kann man ja hier ganz gut sehen, indem alles jetzt in Frage gestellt wird, was ich tätowiere oder schon tätowiert habe. Klar suche ich mir Inspirationen, schließlich tätowiere ich auch noch nicht sooo lange und ich musste mir alles selber beibringen, da ich keinen Mentor an meiner Seite hatte der mir sagt wie oder was. Und dann ist es doch logisch dass ich mich von anderern Tätowierern inspirieren lasse. Ein Grund warum ich überhaupt Tätowierer werden wollte, war als ich das erste mal Arbeiten von Boris aus Ungarn in Magazinen gesehen habe. Dazu kamen dann Modern Boucherie,Buena Vista, Peter Aurisch, Ondrash, Csaba Müllner. Vor all diesen Leuten habe ich aller größten Respekt und ich versuche mir immer wieder von ihnen eine Scheibe abzuschneiden. Ich bin für alle Richtungen offen und ich will jetzt auch nicht nur einen bestimmten Stil machen wenns nach mir ginge würde ich noch viel mehr ausprobieren um noch einfach mehr dazu zu lernen. Ich für mich selber befinde mich in einer Lernphase, woher jetzt dieser "typische Gáboa" kommt, weiß ich um ehrlich zu sein auch nicht.
Ich versuche einfach nur meine Arbeit so gut es geht zu verrichten und das wars dann auch.

Zu dem Thema hier mit dem Auge: finde ich absolut lächerlich und sehr kleinlich. Florian Karg macht Hammer Sachen aber er hat hier auch nichts neues erfunden, er hat sich lediglich auch von Buena Vista inspirieren lassen.
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon Buddha_Eyes » 13.04.2013 2:14

Besten Dank für die ehrliche Erklärung! Über die Frage, wo nun Inspiration endet und Ideenklau anfängt wird man sich sicherlich lange und trefflich streiten können (und das ist ja auch hier im Forum schon umfangreich geschehen - auch im Hinblick auf Karg und BVTC). Es ist jedenfalls interessant, die Geschichte mal aus Deiner Perspektive zu lesen.
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon n8ght » 13.04.2013 4:05

Da schließe ich mich einfach mal an.

Danke für die Zeit- und Stellungsnahme!
K-ink-Man hat geschrieben:Alle Informationen sind (versteckt in einer immensen Menge von Quark) jederzeit verfügbar!
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon Nanun » 13.04.2013 9:41

Ach das ist so ein schwieriges Thema und ein jeder hat wohl seine eigenen Toleranzgrenzen bezüglich der Inspirationsgrenze.

Vielen Dank für die Stellungnahme. Das hier so ehrlich zu erörtern finde ich toll!

PS: bitte gerne noch viel mehr ausprobieren. Ich finde zwar schon, dass man oft einen "Gaboà" erkennt in Hinblick auf die weichen Übergänge und die Farbgebung, aber ich finde es toll wenn ein Tätowierer sich durch das ganze Möglichkeitenspektrum tobt und sich immer wieder neu findet und nicht nur auf einen Stil spezialisiert ist.
Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten....

Die Gründe für meinen ausgeprägten Narzissmus
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon METAHOLIC » 13.04.2013 11:04

Herzlich Willkommen im Forum!

Ich finde es auch sehr toll, wie ehrlich und ausführlich Du hier Stellung nimmst! Danke für Deinen Beitrag, hoffentlich nicht der letzte! :wink:
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon lench » 13.04.2013 18:26

Kann mich meinen VorrednerInnen nur anschließen!
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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon rockkat » 13.04.2013 20:30

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Re: Wie viel Inspiration ist erlaubt?

Beitragvon *Bambi* » 14.04.2013 8:46

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