Der "Erfahrungsbericht"
Nach der ersten Woche habe ich einen kleinen Text geschrieben, nach der zweiten hatte ich noch keine Zeit, umreiße sie deswegen gleich nur schnell. Vielleicht ist es ja doch für irgendjemanden interessant. Erste Woche:
"Also, ich habe ja so halb zugesagt, ich würde davon berichten, wie die Probezeit, ist. Eine Woche ist nun um und ich weiß mehr denn je, dass es genau das richtige ist für mich und bin super glücklich diese Chance bekommen zu haben.
Am ersten Probetag meinte ich zu Andi, dem Chef des Ladens (Weder Tätowierer, noch Piercer, einfach nur Inhaber und Cheffe), wenn ich irgendwas machen soll, könne er mir einfach bescheid sagen. Als Antwort bekam ich, dass er in den folgenden zwei Wochen nichts sagen würde um zu sehen, wie gut ich mich selbst einbringen und sehen würde, was fehlt, gemacht werden muss, ect. Nun gut, wenn man das erstmal weiß, ist es ja gut. An sich mag ich das auch, dass man selbstständig sein kann und/oder soll. Man muss es eben nur wissen. Es gibt auch Leute, die das gar nicht so toll finden, wenn man auf eigene Faust anfängt irgendwas zu suchen und zu machen. Aber somit wars ja gut, dass er es gesagt hat und man muss eben auch die Augen und Ohren aufspannen. Sicherlich ist es nicht ganz leicht, wenn man neu in einem Laden ist, da man in die Abläufe und Vorgänge noch nicht ionvolviert ist. Aber so ein paar Sachen gibt es immer zu tun, wenn man aufmerksam ist. Somit habe ich natürlich erstmal Sachen gemacht, wie Fegen, Wischen, Putzen, Mülleimer/Aschenbecher auslehren, Kaffee holen.. naja das Übliche.. Gut, habe auch die Scheiben des Terrariums der Miniboa "Bärbel-Erna-Berta-ohne-Name" geputzt. Sehr lustig, die Kleine, auch wenn ich normalerweise nie so auf Schlangen gestanden habe. Ist eigentlich ganz süß, der Regenwurm - Regenwurm, weil sie immer ganz lebendig wird, wenn Wasser gesprüht wird.
Ansonsten liefen die Tage in der Regel ähnlich ab. Ich bin gegen halb elf dort aufgeschlagen (ab 11 Uhr ist das Studio geöffnet und dann muss ich spätestens anwesend sein - aber früher ist nie schlecht

).
Mit Jens habe ich mich eigentlich von Anfang an gut verstanden, er ist dort Tätowierer und Piercer. Der andere Tätowierer (Marc) war die erste Woche nicht da, weil er im zweiten Studio in Wilhelmshafen gearbeitet hat, was er alle zwei Wochen macht.
Die meiste Zeit der ersten Woche habe ich Jens über die Schulter geguckt. Er hat mir auch immer mal zwischendurch Sachen erklärt, manchmal einfach von sich aus, oder eben wenn ich gefragt habe. Während des Tätowierens habe ich mich immer auf meinen Stuhl gehockt, neben ihm gesessen und mit den Glubschers den Vorgang verfolgt.
Wenn mal nichts zu tun war und er auch gerade noch nicht gearbeitet hat, habe ich mir mein Zeichenzeug geschnappt und mich mit dem Zeichnen beschäftigt.
Eine Sache ist schon mal klar geworden: Jens wird sich dafür aussprechen, dass ich bleibe. Denn er muss immer mal wieder seine Arbeit unterbrechen, wenn irgendwelche Püppis reinkommen und 'nen Piercing haben wollen. Was ihm, verständlicher Weise ziemlich stresst. Es ist nicht nur blöd, für den Kunden, der zwischendurch 20 Minuten warten muss, bis er weiter tätowiert wird. Es wirkt auch unprofessionel und reißt ihn aus seiner Arbeit, was einfach nur belastend ist. Er meinte mehrmals, er hoffe, dass ich dahingehend schnell fit werden würde und die Piercings übernehmen könnte. - Naja, von mir aus gerne

Man muss sagen, trotz allem nimmt er sich jede Menge Zeit für jedes Piercing, ist überaus nett zu den Kunden und erklärt alles ganz genau. Ich glaube, von ihm kann ich richtig gut lernen! Und ich freue mich natürlich sehr, dass wir uns so gut verstehen. Ein entspanntes Arbeitsklima und ein gutes Miteinander ist für mich persönlich ganz wichtig. Man hat ja eher seltener das Glück sich gut mit seinen Kollegen zu verstehen und daher bin ich wirklich froh. Jetzt bin ich nur noch gespannt auf die nächste Woche und ob Marc und ich uns auch so gut verstehen. Aber ich hoffe es einfach Mal und werde mir natürlich weiterhin richtig Mühe geben. Ich glaube, ich kann mich wirklich sehr sehr glücklich schätzen, wenn ich dort bleiben darf! Deshalb gehe ich guter Dinge in die nächste Woche.
Und plötzlich ist es total einfach, einigermaßen zeitig aufzustehen (brauche nämlich von meiner Großmutter aus, bei der ich zur Zeit untergekommen bin, bis zum Studio noch über eine Stunde), wenig Freizeit zu haben, früh ins Bett zu gehen, auch wenn ich mich damit früher überhaupt nicht einfach getan habe.
So, tralla, ich bin gespannt, was die Woche so mit sich bringt."
Die 2. Woche:
In der zweiten Woche waren die ersten beiden Tage nicht groß anders zu der letzten Woche. Marc war da, ja. Hm.. also Marc ist ansich auch ein netter, aber ich habe das Gefühl, es ist nicht ganz so einfach, richtig warm mit ihm zu werden, oder es dauert eben länger. Da ist eine Woche wirklich zu kurz. Und ich hatte bei ihm ein wenig das Gefühl, als würde es ihn stören, wenn ich ihm über die Schulter geguckt habe, deswegen habe ich wieder eher bei Jens gesessen.
Am Mittwoch kam dann der Knaller. Jens hatte noch keinen Kunden und ich saß bei Marc am Arbeitsplatz. Nach einiger Zeit tippte mir Jens auf die Schulter, ich solle mal mit nach "hinten" (Sitz- und Rauchecke, abgetrennt vom Arbeitsplatz) zu Andi kommen. Andi eröffnete mir dann, dass sie sich in den folgenden beiden Wochen noch zwei andere Mädels angucken würden. Er empfände es nur als fair, mir das jetzt zu sagen, damit ich planen könne. - Ansich habe ich ja volles Verständnis, dass sie sich Alternativen angucken und schauen, wer am besten ist und so weiter. Blöd war nur, dass abgemacht war, dass wir zum Ende meiner zwei Wochen, ein Gespräch führen wollten. Abklären, ob ja oder nein und unter welchen Umständen und so weiter. Da stand ich also da. Dumm gelaufen.
Im Laufe der restlichen Tage erfuhr ich dann, dass sich die beiden Mädchen erst ein paar Tage zuvor gemeldet hatten und Andi das spontan entschieden hatte. Von der Seite des Studios aus verstehe ich es wirklich und würde es wahrscheinlich nicht anders machen, aber für mich kam das schon ziemlich blöd. Zumal es zuvor danach ausgesehen hatte, dass sie mich wohl nehmen würden. Denn selbst Cheffe Andi meinte, ich könne mir ja ne Wohnung suchen, die nicht soweit vom Studio weg ist und so weiter. Hm.. naja.
Andi hatte desweiteren gemeint, ich solle weniger zugucken und mehr zeichnen. Also zeichnete ich die letzten Tage die meiste Zeit. Jens hatte mir zu Anfang gesagt, ich solle immer zugucken. Und.. naja, er ist der Tätowierer, Andi 'nur' Chef. Aber jut, lieber machen, was Chef sagt, er hat schießlich die höchste Entscheidungsgewalt.
Um es kurz zu machen, die letzten Tage waren in einer etwas Geknickten Stimmung meinerseits. Dafür habe ich noch ein paar Zeichnungen machen können.
Jetzt heißt es für mich erstmal abwarten. Ist immer doof soetwas. Zu mal ich zur Zeit kein zu Hause habe, weil mein Herr Freund sich in meiner Probezeit überlegen musste, sich von mir zu trennen, obwohl wir erst vor zwei Monaten zusammen gezogen sind. - Da tat die Arbeit als Ablenkung wirklich sehr gut.
Ich bin dann erstmal bei meinen Eltern untergekommen in Lübeck. Die letzte Woche habe ich damit verbracht, die besseren Studios in Hamburg, Lübeck und Umgebung abzuklappern, nochmal einen Tag nach Berlin zu fahren, zu einem anderen Studio und so weiter. Denn nur untätig rumsitzen wäre ziemlich blöd. Vorallem dann, wenn eine Absage kommt. Jens meinte zwar, meine Zeichnungen seien das Beste, was er bisher von Lehrlingsanwärtern gesehen hat, aber ich habe nicht viel Vertrauen in mein Glück.
So, hier im Norden sieht's ziemlich mau aus. Ich weiß noch nicht genau, was ich die nächste Woche mache. Denn wenn ich jetzt den Ruhrpott ins Augen fasse und dann weiter nach Süden versuche was zu finden und dann doch eine Zusage aus Berlin kommen sollte, habe ich Geld zum Fenster rausgeschmissen, was ich nicht habe. Blöderweise kostet das umherreisen eine ganze Menge. Anderer Seits: wenn ich eine Absage kriege, hänge ich hier eine Woche lang rum, ohne was machen zu können, was mich unweigerlich ins Grübeln stürzt, denn die ganze Trennungssache ist wirklich mehr als beschissen. Naja, mal sehen. Ist eigentlich auch unwichtig, weil Privatkram.
Wenn sich aber noch was ergibt auf beruflicher Ebene, werde ich bestimmt berichten.
Greez, Pine