Gladiator hat geschrieben:Liebe Pine,
Die quintesenz deiner Aussage soll wohl folgendes sein:
Liebe Bodymod`s (Tätowierer, Piercer und sonstige aus dem Bereich) nehmt euch mal nicht so wichtig, ihr habt einen Beruf (Dienstleistung) wie milionen andere. Wenn Dummfragen zum 1000. mal auftauchen habt ihr euch nicht aufzuregen sondern Euren Job zu machen. Ihr seid Dienstleister!
HAbe ich so nicht gesagt. Weil es respektlos wäre - und ich kann mir nicht helfen, aber ich finde nicht, dass ich mich respektlos geäußert habe. Ich habe lediglich meine Meinung gesagt. Und ich finde, die sollte man auch ohne 15 Jahre "dabei zu sein" haben dürfen. Ich finde! Kann jeder sehen wie er will.
Ich sagte nicht, Ihr habt Euch nicht aufzuregen, sondern dass es nichts bringe und es in anderen Jobs, was die "blöden Fragen" angeht, nicht anders ist.
Liebe Pine, auch wenn manche jetzt das Kotzen kriegen weil ich in der Vergangenheit immer wieder mal das "Alter" angesprochen habe, sorry Leute ich kann nicht um hin. Pine Du willst meinen Kollegen und mir jetzt hier ernsthaft unsere Arbeit erklären?
Wo, bitte schön, liebe Gladiator, habe ich dass denn getan?
Pass auf, ich habe 1983 (da warst du wahrscheinlich noch gar nicht auf der Welt) als Arzthelferin angefangen.Und jetzt zähle ich dir meine Berufe auf, nicht um mich zu profilieren, sondern um dir vor Augen zu führen, dass es Bullshit ist was du schreibst!
-Arzthelferin
-Psychologische Betreuerin für Vergewaltungsopfer in Justizanstalten
-Rettungsdienst zu Boden und in der Luft
-Kriesenintervention
-Praxis als Psychotherapeutin HPG
-zeitgleich Sterbeforung daraus resultiert Dr.hc
-Journalistin
und der Beruf Piercerin sowie 1,5 Jahre Lehrzeit als Tätowiererin die ich wegen fehlendes künstlerisches Talent (m.M.n.) für immer aufgegeben habe.
Und du willst mir jetzt ernsthaft erklären´, das ich nicht weiß wovon ich rede?
Ich habe in allen Berufen einen Abschuss und auch lange Zeiten darin gearbeitet. Und ich sag Dir eins, nichts ist auf die Dauer so anstrengend wie dieser Beruf! Habe zu Anfang nicht annähernd eine Vorstellung gehabt, wie aufreibend der Job ist. Heute weiß ich es besser.

Ehrt Dich, ehrt Dich ungemein, dass Du so viele "Jobs" gemacht hast. Zumindest in meinen Augen, wenn ich lese *welche* bereiche das waren.
Ein Schönheitschirurg stellt den Patienten ab wenn er zu nerven beginnt in seiner emotionalen Verwirrtheit : "so jetzt zählens mal von 10 rückwärts und gleich sind sie im Land der Träume" Für jeden Chirurgen gibt es nichts schlimmeres, als einen Patienten der ansprechbar ist!
Im RD wenn mir ein Unfallopfer mit seinen emotionen zu nahe kam, wurde auch der durch druck auf den Kolben der Spritze ins Land des Lächels geschickt. Könnte dir jetzt noch 100 andere Beispiele aufzählen wo es ähnlich ist.Und Du erzählst hier was von Frisören und Arzthelferinen...
Ich kann nur von dem reden, wovon ich mitbekommen habe. Bereits erwähnter Freund arbeitet auf der Wundheilstation (hoffe, das ist richtig so vom Namen) in einer Klinik für Diabetes. Das heißt, den Patienten dort faulen Körperteile ab, haben offene Wunden, etc. und es läuft meist, früher oder später, darauf hinaus, dass diese Menschen dort sterben. Klar kriegen diese Patienten Schmerzmittel oder was weiß ich was. Aber Du kannst sie als Fleger nicht einfach "ins Land der Träume schicken", wenn sie mit Dir reden. Und gerade solche Leute, die über Monate hinweg dort liegen und leiden, haben bestimmt eine Menge zu "erzählen" (was zum teil bestimmt auch in bereiche geht, die besser ein Psychologe oder Psychotherapeut betreut hätte). Der besagte Freund ist "nur" als Pfleger ausgebildet. Er hatte (inzwischen ist er in einer Forschungsabteilung) teilweise 3 Todesfälle in einer Woche. Und er musste damit irgendwie klarkommen, neben geistig verwirrten Patienten, die sich Nachts plötzlich über den Flur schleppten, obwohl sie mit ihren offenen Wunden eigentlich in einer Art Quarantäneraum liegen sollten.
Psychische Betreuung für diese Fleger? Öhm... nein?!
Wenn er Nachtschicht hatte, haben wir teilweise stundenlange Gespräche geführt, (in denen er natürlich ständig auf Achse war und ich am Höhrer wartete) nur deshalb habe ich das ansatzweise mitbekommen. Ist nur ein Beispiel, in dem Du den Patienten nicht einfach auf den Mond kicken kannst.
Geh doch mal sehenden Auges in ne Arztpraxis. Da wirst du angeranzt, übergangen, meist nicht ernst genommen und zu guter letzt noch als als Hypochonder abgestempelt usw. Ausnahmen bestätigenauch hier die Regel. Nur da sagt keiner was, wenn sich Herr oder Frau Dr. wehren, auch nicht wenn die Arzthelferin pampig ist, weil man da ja vor dem weißen Kittel vor Erfurcht erstarrt! Und die arme Helferin, muß man schon verstehen, die ist ja so im Streß. Dann bringt man ihr das nächste mal noch ne Tafel Schockolade mit um noch mehr seine Ehrfurcht zu demonstrien. Hallo
Ja, hallo? Ganz bestimmt nicht! Ich rege mich über Arzthelferin, die nicht ordentlich mit Patienten umgehen, auch auf und schiebe denen dann ganz bestimmt nicht noch 'ne Tafel Schokolade in den Arsch!
Diese Leute können extrem im Stress sein, ja, dennoch ist es ihre Aufgabe, sich um die Patienten zu kümmern und das in einem angemessenen Ton. Wenn soetwas Mal vorkommt, finde ich es völlig in Ordnung und verständlich. Aber das wäre bei einem unfreundlichen Tätowierer nicht anders. - Und ja, ich bin schon welchen begegnet.
Aber das darf eben nicht die Regel sein.
Außerdem habe ich vor Ärzten auch nicht mehr oder weniger Respekt als vor anderen Menschen, die einem ordentlich gegenüber treten.
Achja, ich habe Ärzte in der Familie (meine Schwester zum Beispiel).
Dazu auch noch eine klitzekleine Anekdote: Meine Schwester hatte schon recht früh, als Kind, mehr Kontakt zu anderen Kindern und deren Familien aus der sogenannten "höheren" Gesellschaft. Anwälte, Richter, Ärzte.. Unter anderen lag das an ihrem Sport: Hockey. Dort verkehren überwiegend (zumindest in Lübeck) Kinder aus solchen Familien. Unweigerlich bin ich mit diesem Klientee auch in Kontakt gekommen. Und es gibt sicher auch Leute dort die ich mag.
Aber diese, wie soll ich sagen, Gruppe als solche.. ich finde es furchtbar. Dieses heititei.. Wua, ich krieg da regelmäßig Anfälle. Ich habe auch nicht gerne nur mit den untersten Asis zu tun, die einfach zu blöd sind, einen ordentlichen Satz zu formulieren und sich den ganzen Tag Bier in das Ding über ihrem Hals schütten. Aber diese "höhere" Gesellschaft ist mindestens genauso schlimm. Und ich komme auch durch meine Großmutter (mein Herr Dr. Opa war Röntgenologe "Herr Doktor hier, Herr Doktor da", angesehen bis zum wasweißichwas) nicht drumrum immer wieder mit ihr im Kontakt zu sein.
Also bitte fang mir nicht damit an, dass man Menschen im weißen Kittel mehr Beachtung/Respekt schenkt. Was glaubt ihr, was das für eine uuunendliche Begeisterung in meiner Familie darstellt, wenn ich vom Tätowieren erzähle.
Überhaupt ist diese Respektsache etwas, das jeder anders sieht. Ich, für meinen Teil, bringe jedem Menschen soviel Respekt gegenüber, wie ich von ihm erhalte. Das hat absolut nichts mit dem Beruf zu tun. Mit dem Alter zum Teil. Aber auch ältere Menschen brauchen mir nicht respektlos gegenüber treten, also: nur zum Teil. Wer mir angemessen begegnet, dem werde ich mich auch angemessen gegenüber verhalten.
Das Können im Beruf ist ein anderes Thema. Und ich kann mich auch eigentlich nicht erinnern, dass ich hier irgendjemanden erzählt hätte, er würde scheiße tätowieren, nicht zeichnen können, oder sein berufliches Arbeiten sei sonst irgendwie nicht gut.
Wenn ich das doch gesagt haben sollte, bitte ich darum, dass hier nochmal zu zeigen. Dann entschuldige ich mich gerne.
Überleg Dir mal wer dir im wachen Zustand noch so nahe kommt wie dein Inker, falls Du schon nen Tatt hast. Antwort keiner! Nicht mal dein Freund wenn Du mit ihm poppst. Der nimmt dafür die vorgefertigte Höhle. Ungewollt Schmerz fügt er dir dabei im normalfall nicht zu. Und hinterher hast Du auch nicht sichtbar und lebenslang "Frisch genagelt" auf der Stirn stehen.
*lol* Jo, finde den Vergleich zwar etwas sehr seltsam, aber bitte.
Ich persönlich finde meine emotionale (die sexuelle klammere ich mal aus) Beziehung zu meinem Freund um ein tausendfaches (wenn das ausreicht) wichtiger, enger und näher, als irgendeine verdammte Nadel in meiner Haut.
Aber das empfindet wohl jeder anders. Und ich kann nur von dem reden, wie ich es empfinde. Respektiere natürlich aber auch ganz andere Empfindungen von anderen Menschen was das angeht.
Der Inker eröffnet Dir über längere Zeit dein größtes und eins deiner wichtigsten Organe! Die Haut! Und du bist ihm ausgeliefert zum einen, dass er dir was vernünftiges sticht, zum anderen das er hoffentlich aus respekt vor Dir als Mensch so arbeitet, dass Du dir nicht eine tötliche Krankheit zuziehst...

Ich könnte so jetzt noch Stunden weiterreferieren. Aber sorry meine Zeit ist begrenzt und höllische Kopfschmerzen tun ihr übriges.
Und nochmal auf die beiden letzten Abschnitte bezogen: Die Entscheidung, diese "Bindung" über die Nadel und die Farbe einzugehen, trifft der Kunde. Er muss wissen, ob er das will, kann und was es für ihn bedeutet. Ebenso muss der Tätowierer wissen, ob er das will und kann.
So um nun ein Ende zu finden: Liebe Pine, denkst Du nicht das hier das Küken versucht der Henne das Eierlegen zu erklären?
Nein, denke ich nicht. Ich schreibe lediglich meine Meinung. Und ich wüsste nicht, wo ich Dir oder anderen gesagt hätte, wie sie ihren Job zu machen haben.
Ich werfe Dir nicht dein Alter als solches vor. Aber deine Unerfahrenheit. Doch sollte man sich manchmal einfach zurücknehmen und vllt. nur zuhören, wenn jemand von Sachen spricht, in denen er auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen kann.
Manchmal vielleicht, mag sein.
Und Unerfahrenheit vorzuwerfen halte ich für relativ sinnlos. Kannst mir höchsten vorhalten, mich mit meiner Unerfahrenheit zu äußern. Hast Du ja auch.
Aber nochmal (zum 5. Mal oder so?), ich habe nicht geschrieben, dass ich irgendetwas besser wüsste. Ich habe nur gemeint, dass es nichts bringe, sich aufzuregen, dass es anderen ähnlich gähe und wofür
ich Tätowieren halte. Und diese Meinung, dass es
für mich ein Beruf ist, darf ich wohl haben. Meinetwegen dürfen alle anderen es weiter für eine Art Religion, Bestimmung oder sonstwas halten. Ich kann es eben nicht nachvollziehen. Muss ich dann ja wohl aber auch nicht. Wie gut, dass auch Menschen unterschiedlicher Meinung und Auffassung nebeneinander existieren und leben können.
Fazit:

Gute Bodymodartist haben einen der schwierigsten Jobs zu bewältigen. Ein bisschen Respekt davor. würde manchen echt gut zu Gesichte stehen. Auch wenn wir keinen weißen Kittel tragen und keiner vor erfurcht erstarrt.
Zum Respekt habe ich oben schon geschrieben.
Ist doch schön, dass es Menschen gibt, die diesen Job machen.
Ebenso schön, wie Ärtze, die dafür sorgen, dass ich nicht an 'ner Grippe krepiere und Müllmänner, denen ich verdanke, dass ich nicht in meinem eigenen Dreck ersticke.
Das einzige was mir am Herzen liegt, respektiert unseren Beruf endlich als harten Job und nicht als große Gaudi ala Miami Ink.
Ich für meinen Teil, sehe es als harten Job an und ich bin mir auch sicher, ich habe nie etwas gegenteiliges geschrieben.
Aber interpretieren kann ja jeder etwas anderes in das was man sagt oder schreibt.
Gerhard hat geschrieben:Und an Pine:
Nimm dir die Worte von Marion zu Herzen.
Nur weil ein Tätowierer nicht so aussieht und vielleicht einen anderen Lebensstil als ein Chirurg, Tischler, Psychologe oder sonst was hat, heisst es nicht, dass Tätowieren nur ein Handwerk bei dem man lernt mit Nadeln Farbe in die Haut zu stechen ist.
Es bringt einem das beste Handwerk nichts, wenn ich nicht im Stande bin eine halbwegs vernünftige Zeichnung auf Papier um zu setzen.
Wo habe ich etwas gegenteilige behauptet?
Generell sollte meiner Meinung nach jeder der sich für das Tätowieren interessiert sich mal selbst fragen ob er/sie sich vorstellen kann solche Arbeiten wie man sie heut zu tage in jedem Tätowiermagazin zu sehen bekommt alleine mal nur auf Papier hinbekommen würde.
Und da meine ich jetzt nicht die Gurken des Monats sondern Arbeiten von Spitzenkünstlern.
Denn nur wer sich mit den besten vergleicht, kann es schaffen nur annähernd gut genug zu werden um die Verantwortung jemanden für den Rest des Lebens verzieren zu wollen übernehmen zu können.
Ganz Deiner Meinung (auch wenn manche etwas anderes lesen mögen).
Ach und Heiko? Ich bin Dir auch wirklich sehr dankbar, dass wir nichts mehr mit einander zu tun haben - Du hast ja jetzt die Möglichkeit zu lesen, wem ich mit Respekt gegenübertrete und wem nicht. Wenn Du erwartest, dass man Dir Respekt zollt, dann benimm Dich auch so! Deine Arbeiten können diese Rolle nicht übernehmen, egal wie gut sie sind.