ich habe keine Frage, sondern mich entschieden, meine Erfahrungen vom letzten Jahr aufzuschreiben, weil ich selbst im Netz wenig hilfreiches gefunden habe, als meine Tattoos auf einmal geschwollen waren und juckten. Ich habe fünf grossflächige Tattoos, das älteste ist 18 Jahre alt, das neuste 3 Jahre alt. Die Tattoos sind sowohl schwarz als auch farbig und wurden bei verschiedenen Tätowierern und in verschiedenen Ländern gestochen.
Ich litt im vergangenen Dezember unter roten, schmerzenden Augen. Es stellte sich raus, dass ich eine Uveitis (eine Entzündung der mittleren Augenhaut) hatte und ich bekam Cortison-Augentropfen. Gleichzeitig, um Weihnachten rum, begannen meine Tattoos (alle gleichzeitig) zu jucken wie verrückt und fühlten sich, v.a. an den Konturlinien erhaben an. Ich tropfte fleissig Cortison in meine Augen und schmierte gleichzeitig so ziemlich alles an Salben, die Juckreiz-Stillung versprachen auf meine Haut. Im Internet fand ich wenig Hilfreiches, probierte aber all die Tipps (kalt baden, Quark drauf machen, etc.) pflichtschuldigst aus. Damals brachte ich die Augen und die Haut noch nicht in Verbindung.
Die Augen wurden trotz verschiedener Versuche der Augenärztin und diverser Tropf- und Salbprodukte nicht wirklich besser. Sie schmerzten zwar bald nicht mehr, aber mit ihren Geräten sah sie nach wie vor Entzündungszellen rumschwirren.
Mit meinen Tattoos wurde es auch nicht besser, deshalb machte ich mich auf zum Hausarzt. Der hatte aber auch keine Ideen... Schliesslich bekam ich Cortisontabletten, relativ hoch dosiert. Gegen die Augenentzündung half es nicht so viel, wie es sollte, aber, oh Wunder: die Tattoos juckten auf einmal nicht mehr, waren wieder flach und sahen 1A aus. Ich also wieder ins Internet und recherchiert, ob und wie ein Zusammenhang zwischen Uveitis und Tattoo-Irritationen existiert. Und in einem amerikanischen Tattoo-Forum wurde ich schliesslich fündig: Ein Nutzer erzählte dort von seiner Tattoo-Sarkoidose. Die Suchbegriffe Sarkoidose, Uveitis und Tattoo führten mich dann zu verschiedenen medizinischen Fachartikeln zum Thema und einem Haufen Fotos von Tattoos, die meinem in punkto Schwellung ziemlich glichen.
Ich also wieder zum Hausarzt, meine Rechercheergebnisse präsentiert, er hat einige Tests und Untersuchungen veranlasst die die Diagnose bestätigten und seither haben wir zusammen die Therapie der Sarkoidose gestartet....
Sarkoidose ist eine eher seltenen Erkrankung. Es entwickeln sich im Körper kleine, entzündliche Bindegewebsknötchen, sogenannte Granulome. Dabei können Lunge, Haut, Muskeln, Gelenke, Knochen, Auge, Leber, Nieren, Herz und Nervensystem – häufig auch gleichzeitig – betroffen sein. Die Knötchen können zu einer Vernarbung des Gewebes führen, die Funktion der jeweiligen Organe behindern
Meine Hautärztin die sich jetzt um meine Tattoos kümmert, hat mir erzählt, dass sie eine Häufung von Haut-Sarkoidose bei tätowierten Leuten feststellt (kein Wunder, Sarkoidose manifestiert sich oft in Narben und/oder Tattoos). Ausserdem gibt es eine sog. Pseudo-Sarkoidose, eine Hauterkrankung die aussieht wie Sarkoidose aber wo keine anderen Organe betroffen sind.
Ich nehm zwar immer noch Cortison, aber nicht mehr viel und meine Tattoos sind auch wieder schön
Für Fragen zu Sarkoidose habe ich das http://www.sarkoidose-forum.de entdeckt, das mir echt geholfen hat. Ich hab übrigens meine Hautärztin gefragt, ob ich mich wieder tätowieren lassen darf. Sie hat sehr ehrlich geantwortet: weil man keine Ahnung hat, was und wie die Sarkoidose ausgelöst wird, könne sie nicht behaupten, dass sie automatisch wieder ausbreche/ schlechter werde, wenn ich ein neues Hautbild machen lasse. Dementsprechend: ich freue mich auf mein nächstes Tattoo
herzliche Grüsse aus der Schweiz,
Berghutze81
