Hype um Instagramkünstler

[xRobertx]

Hallo,

ich muss jetzt mal ein bisschen Frust ablassen.
Mir geht es ein bisschen aufs Schwein, dass es momentan so viele junge Künstler gibt, die in den sozialen Netzwerken gehypt werden. Sicher ist es auch schön und gut so. Freut mich auch ehrlich dass es gut für sie läuft....
Aber irgendwie kann ich mich nicht so damit anfreunden. Ältere Tätowierer haben sich ihre Kunden und auch ihre Qualität hart erarbeitet über die Jahre. Und dann kommen ein paar Jungs und Mädels daher, posten teils bearbeitete Bilder bei Instagram und bekommen dann 1000 Anfragen. Die denken dann es läuft gut und nehmen teils 250 Euro die Stunde und haben nicht mal ein eigenes Studio. Ich nenne jetzt keine Namen...
Das versaut doch den ganzen Markt.

Ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll.
Gibts hier Meinungen zu dm Thema?

[sid23]

Wenn alle zum Insta-Hype rennen, haben die guten wenigstens Termine frei.

Um ehrlich zu sein, wär mir das Hupe. Du mußt ja nicht hingehen und ein guter Tätowierer wird auch so genug zu tun haben. Fame hin oder her.

[BassSultan]

Ich glaub dass es einfach so ist wie in allen sparten. Die stehen auf den Schultern von riesen und haben das Wissen von vorherigen Generationen, müssen aber auch dementsprechend mit höheren Standards klarkommen. Das ist im Sport ja auch nicht anders. Die Zeiten von skifahrern aus den 80ern interessiert heute kaum noch wen (korrigiert mich wenn ich falsch liege )

Meine Meinung ist: wenn der junge Künstler was drauf hat, schön. Wenn nicht, muss ich ja nicht hingehen.

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[Inaah]

Absolut legitim. Warum sollte ich als Geschäftsfrau, Tätowiererin, Dienstleisterin etc.pp nicht mir alle zur Verfügung stehenden Plattformen nutzen, die es mir ermöglichen, vor allem kostenlos Werbung zu machen und dann auch noch mit so einer riesigen Reichweite.
Wäre schon "unschlau" das nicht mitzunehmen. Ist zumindest meine Meinung. Ob man sich als Kunde nun von sämtlichen Werbeversprechen auf Insta und Co überzeugen oder im schlimmsten Fall blenden lässt, ist einem dann ja selbst überlassen.

[n8ght]

Naja, und die Zeiten haben sich halt geändert. Ein Tätowierer war vor 20 Jahren auf Mundpropaganda oder evtl auf die ersten Täowierermagazine angewiesen. Dann kam das Internet und solche Plattformen wie unser Scout entstanden. Nun ist so ein Medium (als auch die Zeitschriften) etwas aus der Mode gekommen. Es ist einfach nicht mehr notwendig. Was man ja am Scout gut erkennen kann - die Zeiten, wo sich hier etliche Tätowierer getummelt haben sind einfach vorbei. Was ich aber nicht schlimm finde. Die Zeiten ändern sich und damit auch die Möglichkeiten sich einem breiten Publikum zu präsentieren.

So funktioniert halt auch die Marktwirtschaft. Und am Ende ist keiner gezwungen, einem Hype aufzusitzen und einem 22 jährigen Neuling in der Branche das selbe zu bezahlen, was vielleicht auch ein alt eingesessener und renommierter Tätowierer bekommt.

[Hautinfektion]

Also,

Instagramm und andere neue Medien, haben natürlich einen Einfluss auf die Szene, irgendwie ist es ja cool, das Künstler heute ihrer Arbeiten online präsentieren können ohne gleich Programmierer zu sein. Ich frag mich halt was das für Tattoo Magazine bedeutet - aber ich finde auch dass der Rummel und der Mainstream einer Sache nicht unbedingt gut tut, das ist ja nicht nur bei Tattoos so, denkt mal daran wie MySpace die Musik und Band Szene beeinflusst hat.

Solange aber die Bilder nicht bearbeitet sind wirbt ja jeder Künstler mit seiner Arbeit. Und dann muss ein jeder selber entscheiden was ihm diese Arbeit wert ist. Ich persönlich bevorzuge aber Künstler mit einem gut organisierten Webauftritt, wie Sebastian hier.

Obwohl so ein Hinterhoftätowierer auch seinen Charme hat.

Aber Hypes sind immer scheiße für die Preise - ist auch überall so, beschäftigt euch mal mit japanischen Whiskey. Bin froh dass man auf Tattoos nicht spekulieren kann.

Grüße

[Unknown7]

Hallo,

das nennt man übrigens Werbung. Die „Alten“ haben die gleichen Möglichkeiten wie die „Jungen“. Wenn sie sich nicht anpassen, sind sie halt weg.

Mund-zu-Mund Propaganda ist nicht mehr kompatibel zur heutigen Kommunikation. Rede selber über dich, bevor es kein Anderer tut...

Gruß,
J.

[Bad*Kitty]

"Den Markt kaputt" machen die ganzen hirnlosen Vollidioten, die Flatrates anbieten oder Tattoos per Ratenkauf oder "heute alle Tattoos für 40€" oder "wir stechen euer Wunschmotiv, das ihr einem anderen Kollegen von der Seite geklaut habt, scheiß aufs Urheberrecht".

DAS ist was, worüber man sich den ganzen Tag aufregen sollte, nicht über ein paar Kasper bei Instagram, die in 2 Jahren spätestens eh einen Burnout haben, weil sie ausgebrannt sind.
Den "Markt kaputt" machen Leute, die sich preislich unterbieten, nur um auch ein paar Kunden ab zu bekommen, nicht Leute, die 250€ die Stunde nehmen können, weil Leute das offenbar hinlegen (möchten)!

[4g48pg4l]

Instagram & Co sind zunächst mal neue Marketingplattformen und als solche weder gut noch schlecht. Die Denkleistung des sich bewusst Informierens, wozu auch der Wissenserwerb gehört (Was ist eigentlich ein gutes Tattoo, woran erkenne ich Qualität, welche Tattoostile und Möglichkeiten gibt es ...) und das Schulen des eigenen Auges für gute Tattoos nimmt einem weder das Internet noch eine App ab.

Der Unterschied zu früher ist vielleicht der, dass Tätowierer vor 20 Jahren eine analoge Spiegelreflex zur Dokumentation ihrer Werke besaßen und digitale Bildbearbeitung noch etwas für (hoch)professionelle Grafikstudios war. Heute ist Nachbearbeitung vermutlich ziemlich häufig.

Mit der Klientel der "heute alle Tattoos für 40€" Tätowierer habe ich wenig Mitleid. You'll get what you pay for.

Dass ein gutes Tattoo seinen Preis hat ist triviale Kostenrechnung für Anfänger, weil der Tätowierer neben dem Studiobetrieb auch seinen berechtigten Anspruch auf einen leistungsgerechten Lebensstandard einkalkuliert, wozu bei Selbständigen auch der ganze Rattenschwanz von Altersvorsorge bis Absicherung von krankheitsbedingtem Verdienstausfall dazugehört. . Was aber - und hier ist das Problem gehypter Studios - sehr wohl möglich ist, das ist Mittelmäßiges zu Spitzenpreisen zu liefern, was man sich leisten kann, solange der Hype anhält. Das hat wenig mit Tattoostudios zu tun. Auch ein Paar qualitativ wie vom Design mittelmäßige Sneaker oder ein 08/15 T-Shirt lässt sich - wie der Zauber des Markts leicht zeigt - für ein Heidengeld verkaufen, wenn nur das gerade angesagte Label draufklebt.

Hier gilt das oben gesagte: Informieren - Informieren - Informieren, Wissen um Tattoos erwerben und das Auge für Qualität schulen. Will ich ein Tattoo von HipsterInk weil da gerade alle hinrennen, oder weil das meinen Geschmack, meinen Stil und vor allem meinen Anspruch an Qualität trifft? Weil ich nach gründlicher Recherche überzeugt bin, dass Qualität und nicht nur "Hype" geboten wird. Dass eine informierte Entscheidung nicht mehr zu Gunsten von "heute alle Tattoos für 40€" fällt, das sollte (hoffentlich) trivial sein. Dafür ist eigentlich noch nicht mal die Vorbereitung und die Studiohygiene drin.

Copycats - da sehe ich leider keine Lösung. Die Wertschätzung geistigen Eigentums scheint mit dem Internet, illegalen und semilegalen Downloadplattformen sowie legalen Streamingdiensten (Musik- und Filmflatrates) vor die Hunde gegangen zu sein. Hier würde ich dem Internet mal tatsächlich die Schuld geben. Insoweit ist Instagram für Tätowierer tatsächlich ein zweischneidiges Schwert: Das digitale Schaufenster ist gleichzeitig eine werbewirksame Ausstellung der Werke und eine extrem niederschwellige Einladung zum Diebstahl.