Briefkontakt zu Straftätern

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

Moderatoren: BassSultan, MartiAri

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon sara31 » 05.09.2013 11:47

Christine999 hat geschrieben:@sara
Habt ihr auch über die Tat gesprochen?


Ja, er hat mir das im zweiten Brief offen dargelegt. Ich war zwar ziemlich geschockt, aber es hat mich nicht davon abgehalten, ihm weiterhin zu antworten..
Benutzeravatar
sara31
 
Beiträge: 900
Registriert: 09.01.2012 15:47
Wohnort: Shannon

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon sophrosyne » 05.09.2013 11:52

Jetzt darüber zu sprechen, ob die Straftäter, die in den US-Todestrakten sitzen wirklich auch "moralisch" schuldig sind, ist ziemlich müßig, weil wir keine näheren Informationen haben. Ich weiß nicht wer da weshalb sitzt und was da passiert ist.

Aber gerade das Beispiel mit den Favelas...ich glaube da ist die Frage danach, ob sie eine Wahl habe schon eine falsche. Wenn ein (Menschen)leben so wenig zählt, weil es einfach keine Rolle spielt, weil es egal ist, weil Tote auf der Straße zum Straßenbild gehört, weil Elend zum Alltag gehört, dann stellt sie sich Frage nach der Wahl nicht, weil sich der soziale Raum nicht ergibt darüber nachdenken zu können. Leben wertschätzen zu können ist eben auch Luxus. Eine Verurteilung davon bloße Arroganz.

Im Vordergrund einer Brieffreundschaft an Straftäter sollte ein ehrliches Interesse bestehen, den Inhaftierten ein wenig Mensch-Sein innerhalb ihrer Isolation zu gewährleisten. Das ist in der Theorie natürlich ganz gut, in der Praxis wird vermutlich auch eine gute Portion an Faszination am "Bösen" mitreinspielen. Und das ist keine Verurteilung, ich kann das gut nachvollziehen. Problematisch wird das, wenn es auf Kosten der Insassen geht.
Benutzeravatar
sophrosyne
 
Beiträge: 91
Registriert: 15.08.2013 21:43

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Cayenne » 05.09.2013 11:53

Hmm, ich bin da auch eher bei Caitiff und Danny M3, Menschen, die anderen Lebewesen das "Licht" auf brutale Art und Weise ausknipsen, haben meiner Meinung nach ihr Recht auf etwas "Licht" auf ihrem, wie lange auch währenden, letzten Weg verwirkt, ob es mein Recht ist, Auge um Auge, Zahn um Zahn, diesen Menschen ihr Leben zu nehmen, mag sicher diskussionswürdig sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, ihnen tatsächlich ihre verbleibende Zeit oder auch nur ihre Strafe angenehmer oder erträglicher zu machen.
Auch meiner Meinung nach ist die Zeit und Energie besser für Opfer, Hinterbliebene etc investiert, für die das Leben nach Gewaltverbrechen auch ziemlich viel Dunkelheit bereithält.
Benutzeravatar
Cayenne
 
Beiträge: 174
Registriert: 21.10.2010 17:37

Beitragvon LÖö » 05.09.2013 11:59

Das deutsche Strafrecht sieht doch eine Resozialisierung vor, nein? Da ist doch ein Briefkontakt nach außen eine gute Möglichkeit.

Davon abgesehen ist es doch stark vereinfacht davon zu sprechen, dass Straftaten immer Folgen einer rationalen Wahlentscheidung waren...
Benutzeravatar
LÖö
 
Beiträge: 6508
Registriert: 22.07.2005 0:19

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Pasc2 » 05.09.2013 13:22

Caitiff hat geschrieben:Außerdem spreche ich hier ja nicht von Leuten, die aus einer Notsituation heraus handeln oder fälschlich hinter Gittern sitzen. Ich meine damit Täter, bei denen die Schuld klar .


Da haben wir den Salat. Wer sagt jetzt was ne Notsituation is ? Oder wie finden wir heraus wer fälschlicherweise da sitzt ? Oder wer zur Tatzeit ausserhalb seiner rationalen Möglichkeiten gehandelt hat ? Oder.... oder ?

Ich versteh den Groll bei Castros, Breiviks & co keine Frage. Und bei genannten Herren könnte ich wohl auch arg gemein werden. AAABBEERR.... ist es denn so das wir "normalen" Menschen unseren "Schund" einfach mal wegsperren und liquidieren, oder haben wir als "Menschlische Weltweite Gemeinschaft" die Aufgabe "etwas" zu tun ? So im Sinne der "Kette" die nur so gut wie ihr schwächstes Glied ist ?
(Merke, es sind wieder überall Fragezeichen. Das sind Fragen, keine Überzeugungen)

DannyM3 hat geschrieben: Es gibt garantiert viele Häftlinge die deine Behandlung verdienen

Nur kurz: "Meine Behandlung" gibt es nicht. Ich wollte bloss möglichst viele Meinungen zu diesem Thema zusammentragen. Ich mach noch gar nix.... und weiss nicht ob ich es je tun werde... :wink: Und christlich bin ich auch nicht. Hey das is n Tattoo-Forum, ich bin Assi ! 8)

Wenn ich mal ein bisschen zusammentrage ist es wohl so.... für die meisten ist die ART des Deliktes der Ausschlaggebende Punkt. Mit Herrn Manning wäre ein Briefkontakt schon beinahe Ehrenvoll, mit dem Serienkiller / Rapist wohl arg Problematisch ?
Benutzeravatar
Pasc2
 
Beiträge: 449
Registriert: 24.02.2010 17:43
Wohnort: Zürich

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Macavity » 05.09.2013 13:59

Pasc2 hat geschrieben:Mit Herrn Manning wäre ein Briefkontakt schon beinahe Ehrenvoll, mit dem Serienkiller / Rapist wohl arg Problematisch ?


Ich persönlich würde in der Beurteilung sogar noch weiter gehen. Einen Briefkontakt mit einem Vater, der den Peiniger seines Kindes getötet hat, könnte ich mir vorstellen. Einen mit dem Peiniger selbst niemals.

Ich rede hier nicht davon, dass ich Mord an wem auch immer oder aus welchen Gründen auch immer gutheiße, sicherlich nicht. Aber ich glaube, jeder hier würde sich selbst belügen, wenn er sagen würde, er könnte so eine Tat nicht nachvollziehen.
Benutzeravatar
Macavity
 
Beiträge: 1766
Registriert: 14.12.2007 13:48
Wohnort: Tirol

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon akino » 05.09.2013 14:34

Ich bin mir nicht sicher, ob alle die im Gefängnis sitzen da zurecht sitzen. Und ich glaube, dass man moralisches Recht und die Gesetzgebung des jeweiligen Landes nicht gleichsetzen sollte. Auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass wer die nationale Gesetzgebung der Vereinigten Staaten soweit übertritt, dass er in der Todeszelle sitzt, auch moralisch nicht richtig gehandelt hat.

Und auch wenns natürlich "gemein" wäre, so einen Briefkontakt zu unterbrechen und man sich das deswegen vorher gut überlegen sollte, verpflichtet einen ja längst niemand, den Kontakt aufrecht zu erhalten.
akino
 
Beiträge: 190
Registriert: 24.02.2011 14:08

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Caitiff » 05.09.2013 16:07

Abzuwägen, ob nun zu Recht oder nicht geht aber auch irgendwie am Thema vorbei. Dass das Recht und Gerechtigkeit eigentlich nie Deckungsgleich sind, sollte eigentlich jedem klar sein ... leider.

Resozialisierung kann und wird in Gefängnissen (vor allem in den USA) sicherlich nicht stattfinden. In meiner kleinen subjektiven Welt kommen die Meisten da nur noch gefährlicher raus, als sie vorher schon waren. Bei Triebtätern finde ich das Wegsperren - mit dem Gedanken sie später wieder frei zu lassen - sowieso recht sinnfrei, weil sie ihre Taten wohl nur bedingt steuern können. Da fällt eine "Resozialisierung" also komplett aus dem Rahmen.

Wesentlich wichtiger wäre es, den Leuten "bevor" sie auf die schiefe Bahn kommen eine Hilfestellung zu geben aber da ists ja wie so oft uninteressant bzw. nicht wirtschaftlich.
Ich kenn die Hälfte von euch nicht halb so gut wie ich es gerne möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern wie ihr es verdient!
Benutzeravatar
Caitiff
 
Beiträge: 2016
Registriert: 09.03.2009 15:41

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Pasc2 » 05.09.2013 16:18

Caitiff hat geschrieben: Wesentlich wichtiger wäre es, den Leuten "bevor" sie auf die schiefe Bahn kommen eine Hilfestellung zu geben aber da ists ja wie so oft uninteressant bzw. nicht wirtschaftlich.


Genau dahin geht mein Ansatz der "Menschlichen Gemeinschaft".....
Benutzeravatar
Pasc2
 
Beiträge: 449
Registriert: 24.02.2010 17:43
Wohnort: Zürich

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Demonforce » 05.09.2013 21:17

Wesentlich wichtiger wäre es, den Leuten "bevor" sie auf die schiefe Bahn kommen eine Hilfestellung zu geben aber da ists ja wie so oft uninteressant bzw. nicht wirtschaftlich.

und genau das wäre der punkt für mich so etwas zu tun. Der Schlüssel zu einer Tat ist immer der Täter. Mitleid ist da nicht angebracht. Jemand der einem anderen Menschen Schaden zufügt, gehört bestraft. Aber um zukünftige Taten zu verhindern, muss man sich mit den Tätern auseinandersetzen. So ein Briefwechsel verändert das Bild, das man sich von anderen Menschen macht. Und vielleicht kommt man einmal in eine Situation, in der man sich jemandem gegenübersieht, der noch nicht zum Täter geworden ist, aber dessen Lebensgeschichte oder Verhalten einem bekannt vorkommt. Und man schaut deshalb nicht weg, sondern geht auf diese Person zu und fragt mal nach, oder weist andere darauf hin. Vielleicht reicht ein einfaches "Wie gehts dir?" dann aus, um zu verhindern das jemand zum Täter wird, weil es irgendetwas in Gang setzt. Und man verhindert ein schreckliches Unglück dadurch. Wer weiß das schon? Und leider (oder besser gesagt zum Glück) wird man es dann niemals herausfinden.
Und alles nur, weil man sich mit jemandem auseinandergesetzt hat, mit dem andere nichts mehr zu tun haben wollen.

Wegsperren, Schlüssel wegwerfen und vergessen halte ich da für eine miserable Methode.
You don't choose the motive, the motive chooses you!
Demonforce
 
Beiträge: 13
Registriert: 19.09.2009 22:14

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon cogito0307 » 06.09.2013 12:09

Just my two cents...

Auch Straftäter sind nur Menschen.
Allerdings sollte man sich angewöhnen sehr genau hinzuhören. Die Kommunikation hat da so ihre Tücken. Nur ein paar Beispiele, um zu verdeutlichen was ich meine ...
(Alles Zitate aus Gesprächen mit echten Personen, mit denen ich im Laufe meines Lebens Kontakt hatte)

„Ich bin zu Hause geblieben und habe mich um unser Kind gekümmert, damit sich meine Frau beruflich verwirklichen konnte“
- Er hat seine Frau auf den Strich geschickt

Ehefrau: „Jetzt bin ich dreißig Jahre verheiratet und 17 Jahre waren wirklich toll.“
- Das waren die Zeiten, in denen er gesessen hat

Auf die Nachfrage nach einer bestimmten Person: „Der ? Ach der ist eigentlich ein ganz lieber. Er ist halt sehr groß und stark und wenn er zulangt, gehen die Leute halt gleich kaputt.“
- Er hat schon zweimal wegen Totschlags gesessen.

Kann manchmal auch wirklich witzig sein...
Die Ehefrau erhält den Anruf: „Dein Mann sitzt im Ausland im Knast, aber ausser einem Messerstich scheint er wohl auf zu sein“.
Erste spontane Reaktion der Ehefrau „Und dabei habe ich ihm noch gesagt: Nimm mehr als eine Unterhose mit.“


Was ich mit diesen Beispielen zeigen will, dass die Kommunikation mit solchen Menschen ihre Fallstricke haben kann. Man neigt dazu, gesagte Dinge erst einmal auf Basis der eigenen „Wahrnehmungsrealität“ und der Art und Weise, wie man einen Sachverhalt selber beschreiben würde, zu interpretieren.
Das kann leicht zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen führen.

Ach ja, und von allen Leuten, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, hat keiner Umsonst gesessen.
Nichtsdesdotrotz sind es Menschen. Häufig mit eine Lebensgeschichte und persönlichen Schicksalen, die fern ab von der „bürgerlichen“ Wahrnehmungswelt ist.
Naiv, sollte man beim Umgang mit diesen Menschen allerdings auf keinen Fall sein.

PS: Allerdings gibt es auch bei mir Grenzen. Forensische Psychatrie wäre ein Beispiel.
And yet... death is never a wholly welcome guest (Mephisto)
Benutzeravatar
cogito0307
 
Beiträge: 349
Registriert: 12.07.2010 15:48

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Buddha_Eyes » 06.09.2013 12:12

Er lebt noch!! :D :mrgreen:
Expect nothing..
Benutzeravatar
Buddha_Eyes
 
Beiträge: 11900
Registriert: 04.05.2010 9:44

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Nanun » 06.09.2013 15:53

:mrgreen: das dachte ich mir gerade auch.

Zum Thema: Sehr interessante Sichtweisen auf ein wirklich schwieriges Thema.
Bei mir persönlich habe ich im laufe der Jahre eine Verschiebung im Bezug zu diesem Thema festgestellt. Hätte ich vor 10-15 Jahren genauso gedacht wie Pasc, und mich, in der Hoffnung vielleicht etwas ändern zu können oder einem gestrauchelten Menschen helfen zu können, sehr dafür eingesetzt, so wären mir jetzt, genauso wie Danny, eher die Opfer wichtig, da diese, egal wo, fast überhaupt keine Lobby besitzen.

Natürlich ist der Gedanke, dass eine Gesellschaft nur so gut ist wie sie Umgang mit ihren schwächsten oder gestraucheltsten Mitgliedern ist, schon sehr wichtig und auch richtig, allerdings wäre meine Priorität da eher bei Menschen, die vielleicht doch noch eine Chance auf ein anderes, geändertes Leben haben gesetzt. Also bei eben nicht zum Tode Verurteilten Menschen, sondern bei welchen die noch eine Chance haben.

Auch wenn das vielleicht brutal und hart klingt.

Edith hat bei mir immer noch was zu meckern.
Zuletzt geändert von Nanun am 06.09.2013 16:26, insgesamt 1-mal geändert.
Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten....

Die Gründe für meinen ausgeprägten Narzissmus
Benutzeravatar
Nanun
 
Beiträge: 6282
Registriert: 19.09.2010 16:12
Wohnort: Augsburg

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon well_done » 06.09.2013 16:16

das eine, schliesst das andere ja nicht aus!
bald startet der verkauf: https://www.facebook.com/treutaschen
Benutzeravatar
well_done
 
Beiträge: 6991
Registriert: 26.09.2006 7:21
Wohnort: mg

Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon romex » 06.09.2013 22:24

Macavity hat geschrieben:
Pasc2 hat geschrieben:Mit Herrn Manning wäre ein Briefkontakt schon beinahe Ehrenvoll, mit dem Serienkiller / Rapist wohl arg Problematisch ?


Ich persönlich würde in der Beurteilung sogar noch weiter gehen. Einen Briefkontakt mit einem Vater, der den Peiniger seines Kindes getötet hat, könnte ich mir vorstellen. Einen mit dem Peiniger selbst niemals.



Und nur weil das Motiv bei dem einen für den normalen Menschen nachvollziehbar ist, ist dieser Mörder besser als jemand, der einen anderen Menschen "nur" gequält hat?

Das war zu diesem Thema auch einer meiner ersten Gedanken, aber irgendwie ist das doch gerade der falsche Ansatz für dieses Thema, die Auswahl der Person anhand der Nachvollziehbarkeit, bzw. Bewertung der Tat zu treffen. Da steckt für mich irgendwo ein Gutheißen der Tat drin und das finde ich für den Umgang mit dem Straftäter nicht richtig.

Für mich käme der Kontakt zu Leuten, die zum Tode verurteilt sind, nicht in Frage.
Ich kenne mich mit dem Thema erhlicherweise nicht aus, vermute aber, dass diese Strafe nur gegen Personen verhängt wird, die auch andere Personen umgebracht haben und egal welche Gründe dahinter stecken - ich für mich finde es nicht erstrebenswert, dieser Person ein Freund zu sein.
(Jetzt kommt mir gerade eine junge Frau in den Sinn, die jahrelang von ihrem Vater vergewaltigt wurde und ihn irgendwann erschießt... die tut mir dann ja wieder leid und es fällt mir schwer, sie als Täter zu sehen. Hmm, ich finde zu dem Thema irgendwie keine wirklich abschließende Meinung, weil ich die Tat auch zu sehr zum Maßstab nehmen würde und aber w.g. gerade das meiner Meinung nach für den Umgang mit der Person nicht gut ist. Deshalb finde ich es auch richtig, dass die Organisationen da nicht zwischen den Straftätern unterscheiden!)
Benutzeravatar
romex
 
Beiträge: 211
Registriert: 18.11.2008 20:08

VorherigeNächste

Zurück zu Ohne Überschrift - Ohne Thema

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste