von Christine999 » 04.09.2013 23:58
Puh...absolut schwierige Frage...ich persönlich würde mich definitiv nicht auf eine solche Brieffreundschaft einlassen.
Ich hätte einfach die Befürchtung, dass mehr von mir erwartet würde als ich bieten kann und will.
Man übernimmt da schon eine gewisse Art von Verantwortung...evtl. ist man für den Häftling die einzige Person, mit der er privateren Kontakt hat. Das kann man nicht einfach abbrechen, wenn man keine Zeit, keine Lust etc. mehr hat.
Und was wäre meine persönliche Intention, mich auf so eine Freundschaft einzulassen? Sicherlich ist das ganze total spannend und würde eine gewisse „Sensationsgeilheit“ befriedigen können, aber genau das sollte eher ein Grund sein, davon Abstand zu nehmen.
Möchte ich so etwas tun um ein guter Mensch zu sein? Kann ich in dem Fall wirklich abschätzen, was mich eine derartige Beziehung emotional und psychisch kosten kann bzw. wäre ich bereit soviel für einen Fremden zu geben?
Inwieweit würde mein Brieffreund sich auf mich fixieren, evtl. (auch unbeabsichtigt) Druck ausüben? Welche Bitten muss ich ihm abschlagen und ihn damit enttäuschen? Und letztendlich natürlich...wie gehe ich mit seinem Tod um?
Sorry wegen so vieler Fragen...ich bin kein spontaner, risikofreudiger Mensch und das geht mir alles durch den Kopf bei diesem Thema.
Dass man Mensch und Tat trennen kann, denke ich nicht...man kann sie in die richtige Beziehung zueinander setzen. Hab ich jemanden vor mir, der den Vergewaltiger seiner Tochter getötet hat oder einen, der Raubmorde begeht um sich zu bereichern?!
Auch ich habe beruflich (Sozialarbeit) mit Straftätern (Heroinabhängigen) zu tun und meine Erfahrung ist, dass, sobald ich mal meine professionelle Ebene verlasse und persönliche Sympathie zeige, regelmäßig versucht wird das auszunutzen.
Diese Menschen sind in einer Ausnahme- bzw. Notsituation und hängen sich an jeden Strohhalm. Sie nutzen jede Möglichkeit, sich an dir zu bereichern, kennen keine Freunde...aber nicht weil sie böse sind, sondern weil das ihr Weg ist zu überleben.
Ich liebe meinen Job und habe überwiegend nette und sympathische Klienten...trotzdem habe ich gelernt, mich vor ihrem Leben zu schützen und Distanz zu halten.
Das kann man sicher nicht 1:1 übertragen, aber ich meine, gewisse Parallelen zu erkennen.
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