Briefkontakt zu Straftätern

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Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Pasc2 » 04.09.2013 17:13

Danke Buddha für deinen Input. Du bestätigst meine Annahme.

Die Organisation lifespark (siehe erstem Post) "vermittelt" Kontakte zu schreibwilligen DR Insassen. Ein Wahlrecht gibt es nicht. D.h man erhält die Adresse von "Irgendeinem" DR Insassen. Ob Soziopath oder nicht wird nicht unterschieden / kann nicht gewählt werden. Sehrt ihr das als (noch) Risikoreicher ? Wäre das für euch ein K.O Kriterium ?


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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon monkima » 04.09.2013 20:49

Du musst Dir im klaren sein, das Du ev. dinge erfährst, die Du nie erfahren wolltest, die Dich beschäftigen werden, oder die Dir Angst machen.
Ich habe mir die Seiten noch nicht angeschaut, ich hab keine Ahnung, in wie weit die Briefe erst gelesen und gegebenen Falls auch "entschärft" werden....

Da ich aber, vor allem bei den USA ziehmlich sicher bin, das alles auseinander genommen wird, würde es mich auch nicht wundern, wenn Du auf irgend einer schwarzen Liste stehst, wenn Du in Kontakt mit Häftlingen bist....bist Du gegen die Todesstrafe, bist Du gegen das System.....
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon well_done » 04.09.2013 20:57

ich habe beruflich zwar nicht mit mördern zu tun, aber durchaus mit dem ein oder anderen straftäter und auch mehrfach mit menschen mit verschobenen sexualpräferenzen und kann auf grund dessen sagen - tat und mensch können sehr wohl von einander getrennt werden.

ich könnte mir so einen briefkontakt durchaus vorstellen,
allerdings wäre für mich wichtig, dass es keine therapeutischen züge annimmt in form von aufarbeitung der tat. wenn diese im fokus stehen würde, immer wieder kehrendes thema wäre... dann wäre für mich ein briefwechsel sofort beendet.
geht es aber mehr darum, eine soziale komponente aufrecht zu erhalten, gedanken bzw. auch einfach alltägliche interessen und sachen auszutauschen, finde ich so einen kontakt eine gute und wichtige sache.
bald startet der verkauf: https://www.facebook.com/treutaschen
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon akino » 04.09.2013 21:43

Ich hab da vor Jahren was drüber gelesen und fands ziemlich gut. Abgesehen von dem Aspekt des Mitgefühls kann man vielleicht aus von einem Menschen, der weiß, dass er sterben wird und 24 Stunden am Tag Zeit hat sich darüber Gedanken zu machen, etwas lernen. (Das klingt jetzt irgendwie eigennützig, aber ich meine eigentlich, dass mit so jemandem, ein Austausch auf einer sehr tiefen existentiellen Ebene stattfinden kann.

Ich hab mich damals aber trotzdem dagegen entschieden, weil man dabei vielleicht mit Sachen konfrontiert wird, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Sowohl hinsichtlich der Tat als auch hinsichtlich dessen, dass die "Brieffreundschaft", ja bei Vollstreckung des Urteils aufhört. Ich wüsste bei beidem nicht, ob ich damit umgehen könnte.

Grundsätzlich find ichs aber gut, und vielleicht bin ich eines Tages auch psychisch soweit gefestigt, dass ich das auch in Erwägung ziehen kann.
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon sara31 » 04.09.2013 22:37

Ich hatte bis vor wenigen Monaten Kontakt mit einem Sträfling. Er hieß Shane, war erst 29 Jahre alt und war unsagbar dankbar, als ich ihm geschrieben habe. Da kamen auch wirklich ziemlich private Sachen bei raus, hat ganz gut geklappt, aber ich musste ein paar Mal einfach heulen, weil das einem echt nah gehen kann. Bin ja eh so nah am Wasser gebaut und ahh... Das schlimmste war sein "Abschiedsbrief", wo er mir nochmal dankte und er es schön fand, mich kennenzulernen und ich ihn nicht vergessen soll. Ich hab Rotz und Wasser geheult... :(
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Christine999 » 04.09.2013 23:58

Puh...absolut schwierige Frage...ich persönlich würde mich definitiv nicht auf eine solche Brieffreundschaft einlassen.

Ich hätte einfach die Befürchtung, dass mehr von mir erwartet würde als ich bieten kann und will.
Man übernimmt da schon eine gewisse Art von Verantwortung...evtl. ist man für den Häftling die einzige Person, mit der er privateren Kontakt hat. Das kann man nicht einfach abbrechen, wenn man keine Zeit, keine Lust etc. mehr hat.

Und was wäre meine persönliche Intention, mich auf so eine Freundschaft einzulassen? Sicherlich ist das ganze total spannend und würde eine gewisse „Sensationsgeilheit“ befriedigen können, aber genau das sollte eher ein Grund sein, davon Abstand zu nehmen.

Möchte ich so etwas tun um ein guter Mensch zu sein? Kann ich in dem Fall wirklich abschätzen, was mich eine derartige Beziehung emotional und psychisch kosten kann bzw. wäre ich bereit soviel für einen Fremden zu geben?
Inwieweit würde mein Brieffreund sich auf mich fixieren, evtl. (auch unbeabsichtigt) Druck ausüben? Welche Bitten muss ich ihm abschlagen und ihn damit enttäuschen? Und letztendlich natürlich...wie gehe ich mit seinem Tod um?

Sorry wegen so vieler Fragen...ich bin kein spontaner, risikofreudiger Mensch und das geht mir alles durch den Kopf bei diesem Thema.

Dass man Mensch und Tat trennen kann, denke ich nicht...man kann sie in die richtige Beziehung zueinander setzen. Hab ich jemanden vor mir, der den Vergewaltiger seiner Tochter getötet hat oder einen, der Raubmorde begeht um sich zu bereichern?!

Auch ich habe beruflich (Sozialarbeit) mit Straftätern (Heroinabhängigen) zu tun und meine Erfahrung ist, dass, sobald ich mal meine professionelle Ebene verlasse und persönliche Sympathie zeige, regelmäßig versucht wird das auszunutzen.
Diese Menschen sind in einer Ausnahme- bzw. Notsituation und hängen sich an jeden Strohhalm. Sie nutzen jede Möglichkeit, sich an dir zu bereichern, kennen keine Freunde...aber nicht weil sie böse sind, sondern weil das ihr Weg ist zu überleben.
Ich liebe meinen Job und habe überwiegend nette und sympathische Klienten...trotzdem habe ich gelernt, mich vor ihrem Leben zu schützen und Distanz zu halten.

Das kann man sicher nicht 1:1 übertragen, aber ich meine, gewisse Parallelen zu erkennen.
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon sara31 » 05.09.2013 0:07

@Christine: emotional und psychisch macht das einen richtig fertig. Wenn ich ehrlich bin: Ich hab das damals wirklich unterschätzt. Als ich ihm letztes Jahr anfing zu schreiben, dachte ich, dass das ganz locker wird.. aber es wurde total intensiv und das, was er schrieb, diese Erfahrungen aus dem Gefängnis, seine Gefühlslage und alles, das kann richtig an einem nagen.

Manchmal hab ich mich total schlecht gefühlt, hab tagelang über seine Worte nachgedacht, dann kamen Briefe an, in denen er nur positive Sachen geschrieben hat - war eben ein Auf und Ab.

Schlussendlich bin ich aber froh, das gemacht zu haben - denn, wie er selber schrieb, es hat ihm gute Laune beschert, meine Briefe zu bekommen.
Das verstörendste war allerdings, als er schrieb, er würde "durch mich" weiterleben (ist ein bisschen schwer zu übersetzen, auf Deutsch klingt das so kacke). Hab ihm halt immer Fotos geschickt und er war sehr froh, so alles mitkriegen zu können.

Wenn ich mich dazu bereit fühle, werde ich auf jedenfall eine weitere Brieffreundschaft beginnen.
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Christine999 » 05.09.2013 0:28

@sara
Habt ihr auch über die Tat gesprochen?
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Macavity » 05.09.2013 7:25

Pasc2 hat geschrieben:D.h man erhält die Adresse von "Irgendeinem" DR Insassen. Ob Soziopath oder nicht wird nicht unterschieden / kann nicht gewählt werden. Sehrt ihr das als (noch) Risikoreicher ? Wäre das für euch ein K.O Kriterium ?


Ich muss ganz ehrlich sagen, dass das für mich definitiv ein K.O. Kriterium wäre, ja.

Wie Christine schon schrieb:
Hab ich jemanden vor mir, der den Vergewaltiger seiner Tochter getötet hat oder einen, der Raubmorde begeht um sich zu bereichern?!


Und dabei ist der Raubmörder natürlich noch nicht die schlimmstmögliche Tat. Und ich könnte mich einfach nicht mit jemandem auseinandersetzen, der so etwas (oder eben Schlimmeres) getan hat.

Auch ansonsten bin ich bei Christine - ich bin a) nicht risikofreudig und b) emotional sehr dünnhäutig. Ich könnte so eine Brieffreundschaft definitiv nicht führen.

Prinzipiell finde ich es aber - natürlich - in Ordnung, wenn es jemand macht. Es muss schließlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er mit den Dingen, die der Brieffreund getan hat, umgehen kann und ob er selbst mit der ganzen Situation klar kommt.
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Caitiff » 05.09.2013 9:31

@vanEkeris
richtig, es ist relativ einfach, weil nunmal jeder die Chance hat zu wählen. Ich muss niemanden kaltblütig umbringen, vergewaltigen oder quälen und wenn ich mich doch dafür entscheide, dann muss ich nunmal auch mit den Konsequenzen rechnen, leben und schlussendlich sterben.

Ich habe schlicht und ergreifend keinerlei Mitleid mit solchen Menschen und wüsste nicht, warum ich ihnen auch noch Aufmerksamkeit und Zeit widmen sollte.
Ich kenn die Hälfte von euch nicht halb so gut wie ich es gerne möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern wie ihr es verdient!
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon DannyM3 » 05.09.2013 9:56

Nicht ganz so drastisch aber ich bin da auch eher beim Caitiff.

Warum verwendet man die Zeit nicht lieber dafür sich z.B. im Weissen Ring zu engagieren. In welcher Form auch immer. Dort haperts am Geld, an Helfern, an Mitdenkern an engagierten Menschen.

Stattdessen fängt man an Brief"freundschaften" zu meist übelsten Gewaltverbrechern aufzubauen ? Man kann ja gegen die Todesstrafe sein, man kann auch das amerikanische Justizsystem kritisieren - aber eine Brieffreundschaft zu z.B. dem Entführer der drei Mädchen der sich jetzt in er Zelle erhängte ?

Sorry.. aber seine eventuelle menschliche Hintergrundgeschichte interessiert mich da einen feuchten Kehricht!
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Beitragvon aprilscherz » 05.09.2013 10:12

Ich hatte/habe auch zwei Briefkontakte mit Sträflingen - allerdings Insassen aus deutschen Gefängnissen. Einer davon sitzt wegen eines Tötungsdelikts 'lebenslänglich', der andere ist inzwischen wieder auf freiem Fuß nach nur 7 Jahren Haft. Mit beiden hatte ich einen interessanten und abwechslungsreichen Briefwechsel und konnte dabei auch gut zwischen Tat und Mensch differenzieren. Beide waren/sind einfach froh über etwas Kontakt nach draußen, da auch Freunde und Familie abgewandt haben und sie so etwas Ablenkung und für mich persönlich ist der Blick über den Tellerrand hinaus einfach spannend. Übrigens hat damals einer meiner Uniprofs Werbung dafür gemacht... :-)

P.S.: Danny, das schließt ja ein Engagement auf anderen Ebenen nicht zwingend aus wenn man so einen Briefkontakt hat...

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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Pasc2 » 05.09.2013 11:04

Caitiff hat geschrieben:richtig, es ist relativ einfach, weil nunmal jeder die Chance hat zu wählen.


In Anbetracht der nicht existenten Chancengleichheit beim Lebensstart ist das - meiner Meinung nach - nicht immer richtig. Das kann man aber sagen wenn man beschaulich und gut behütet in D aufgewachsen is.... :?

@Danny M3

Verstehe deinen Input ABSOLUT.
Die Frage muss halt sein, ob wir als Gesellschaft die allerschlimmsten der allerschlimmsten (dein Bsp) einfach komplett fallen lassen (bevor wir sie liquidieren) oder ob wir auch ihnen ein recht auf "menschliche Behandlung" und ein klitzekleines bisschen "Licht" (z.B in Form von Briefwechseln) ermöglichen wollen. Das man das komplett ablehnt verstehe ich. Das Gegenteil jedoch auch. Irgendwie.
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon Caitiff » 05.09.2013 11:17

Willst Du jetzt damit sagen, dass ich, wenn ich beispielsweise in einer Favela geboren wäre von den "Umständen" dazu gezwungen werde Leute umzubringen? Ich denke doch eher nicht ...
Außerdem spreche ich hier ja nicht von Leuten, die aus einer Notsituation heraus handeln oder fälschlich hinter Gittern sitzen. Ich meine damit Täter, bei denen die Schuld klar erwiesen ist und die z.B. ne junge Angestellte in ner Tankstelle für ein paar Dollar über den Haufen geballert haben oder ähnliches.
Ich kenn die Hälfte von euch nicht halb so gut wie ich es gerne möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern wie ihr es verdient!
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Re: Briefkontakt zu Straftätern

Beitragvon DannyM3 » 05.09.2013 11:25

Pasc2
Ich kann es ehrlich gesagt nicht verstehen. Nicht bei den aufgeführten schlimmsten. Es gibt garantiert viele Häftlinge die deine Behandlung verdienen. Auch in amerikanischen Todeszellen.
Die Mehrheit wird jedoch - zumindest nach amerik. Masstäben - zurecht dort sitzen

Da man das aber offenbar nicht steuern kann mit wem man schreibt käme es für mich nicht in Frage. Dafür bin ich nichtmal im Ansatz christlich genug.

Ich bin kein sonderlicher Befürworter der Todesstrafe. Aber bei z.B. dem angesprochen Ariel Castro hätte ich den Schalter am Stuhl persönlich umgelegt. Ohne mit der Wimper zu zucken.
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