damit die frage nicht in jedem neuen " ich-suche-lehrstelle-als-tätowierer"-thread wieder gefragt wird, dachte ich mir wir geben den suchenden und interessierten mal ein paar tipps und einige richtlinien zu diesem thema.
einige suchende hatten echt das glück über diesen bereich eine stelle zu finden. das war zwar nur ein geringer prozentsatz, aber wer nicht wagt,......
allerdings sollte man, bevor man sinnlos in das nächstbeste studio stolpert, sein talent von einer breiteren masse beurteilen lassen, denn "meine freunde sagen alle, ich kann sehr gut zeichnen" bringt meistens die wahrheit nicht ans licht. auch der mittlere applaus von oma und opa am sonntagskaffeetisch ist kein maßstab. ehrliche meinungen, kritik und hilfestellungen findet man hier im "flash-thread", wo jeder seine arbeiten einstellen kann und wenigstens ungefähr und unverbindlich seinen derzeitigen stand ermitteln kann. in einer zeit, in der der run auf studios enorm ist, haben die "meister" naturgemäß eine grosse auswahl an wirklichen talenten und leuten die sich unberechtigter weise dazu zählen.
auf diesem weg kann man sich ´ne menge zeit und enttäuschungen ersparen, oder den traum wirklich leben.
der erste eindruck bei einer bewerbung zählt. das fängt damit an, dass auch hier auf eine ausführliche bewerbung mit allen üblichen bewerbungsunterlagen (lebenslauf, schul- und ausbildungszeugnisse), sowie referenzmaterial in form von zeichenmappen ( bitte keine versuche sinnlos tattoomotive zu malen. eine jahrelang angelegte zeichenmappe auch mit normalen skizzen sagt mehr aus ) absolute pflicht ist, denn ein tätowierer ist kein "rockstar" oder die "coole sau" aus miami ink, oder sonstdergleichen, sondern in erster linie unternehmer auf einem hart umkämpften markt.
empfehlenswert ist in jedem fall eine persönliche vorstellung mit vorheriger terminabsprache, denn kein künstler nimmt sich mal schnell so nebenbei zeit um sich wöchentlich drei bis fünf bewerber anzusehen. auch hier zählt im besonderen der erste eindruck, denn nur wenn die chemie stimmt, ergibt sich eine chance. einige haben es auch schon über ein übliches praktikum geschafft, in ein studio zu "rutschen". theoretische vorkenntnisse der materie, wie stilrichtungen und dergleichen ist immer von vorteil. praktische kratzererfahrungen dagegen nicht.
was meistens etwas falsch dargestellt wird ist der beruf des tätowierers schlechthin, denn dieser job erfordert viel durchhaltevermögen, enorme kreativität und einen überdurchschnittlichen verzicht auf freizeit. wer in einem beruf arbeitet, der wirklich acht stunden 100%ige konzentration erfordert, weiss wovon ich rede.
wer wirklich talentiert ist, sollte sich bei der wahl des zukünftigen mentors zeit lassen und sich tipps für seine umgebung geben lassen. auch dies kann man hier in diesem forum tun. tut euch selbst einen gefallen und gebt der versuchung nicht nach in einem eher schlechten studio zu landen, bloss weil euch der erste gute künstler nicht genommen hat, denn ein mal falsch erlerntes lässt sich nur schwer wieder geradebiegen.
bezahlung ist wohl ein thema was mit dem entsprechenden studio zu klären ist.
allerdings gibt es von einer bezahlung des azubis an den mentor (das geht bis 15.000,-euro) bis dahin, dass der azubi nach relativ "kurzer" zeit schon mal etwas geld verdienen kann.
um gleich den einwurf des "ausbeutens" zu entkräften sollte man sehen, dass es den mentor , neben einer arbeitsplatzeinrichtung viel zeit und mühe kostet einen azubi auf den richtigen weg zu bringen. eine zahlung an den mentor finde ich absolut korrekt, denn er gibt hier wissen weiter, welches er sich über viele jahre erarbeitet hat und es bis zu zehn jahren dauern kann, sich diese fähigkeiten selber anzueignen. wenn man in einem renomierten studio lernen kann ist das eine nicht zu unterschätzende referenz für zukunftige arbeitgeber und gastauftritte in anderen renomierten studios. meistens lernt man durch diesen umstand künstler kennen, die man ansonsten nur von weitem hätte bewundern können, von denen man sehr viel lernen kann. üblich ist auch ein austausch von lehrlingen unter den guten studios, um die vielfalt der arbeitsweisen kennenzulernen. in einem weniger renomierten studio tendiert diese chance geradezu gegen null. gerade der austausch mit anderen guten künstlern ist extrem wichtig um sich weiter zu entwickeln.
noch eins am rande, um hier mal mit diesem "tattooszene"-märchen ins gericht zu gehen:
nein! es gibt keine "friede-freude-eierkuchen-gemeinde der tätowierer", denn wie in jedem anderen gewerbe tummeln sich in diesem beruf, bedingt durch die verweigerung dieses landes, diesen beruf zum ausbildungsberuf zu machen, mehr schwarze, als weisse schafe. kein einziger künstler, der zu den besseren gehört wird sich mit leuten abgeben, die dem ruf dieses berufsstandes permanent schaden, indem nur grütze aus diesen läden kommt. wirklich produktiver austausch findet nur unter kollegen statt, die sich bedingt durch gleichwertige arbeiten und stimmender chemie respektieren. die blanke wahrheit ist, dass in mindestens siebzig prozent der gelisteten studios müll fabriziert wird. wenn man sich da nicht nahtlos einreihen will, sollte bei der auswahl des auszubildenen studios sorgfalt walten lassen.
ich hoffe, dieser kleine einblick hilft bei den ersten schritten euren traum zu verwirklichen. wem noch was einfällt zu diesem theam, kann dies ja gern kund tun.