Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

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Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Vany19139 » 28.02.2019 9:36

Hallo,

Vor ca. 2 Jahren habe ich es gewagt und mich in einem neu eröffneten Tattoostudio um die Ecke vorgestellt. Dort war man offen für einen Azubi und hat mir direkt einen Ausbildungsplatz gegeben. Eine super Chance!

Da die Ausbildung nicht vergütet wurde, habe ich 1 1/2 Jahre lang nebenher in Teilzeit gearbeitet (bin 30 Jahre alt und habe einen abgeschlossen Master in Sozialwissenschaften). Das bedeutet, ich habe 2- 3 Tage pro Woche im Studio verbracht und den Rest im HR-Bereich geschafft, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Der Chef des Ladens ist selbst kein Tätowierer, sondern nur Ladenbesitzer. Da der Chef privat stets viel um die Ohren hat, hat er mich vor ca. 6 Monaten dann als Storemanager und Tätowierer fest angestellt. Ich sollte mich um die Studioorganisation und -reinigung kümmern sowie kleinere Tattoos übernehmen. Dafür erhalte ich ein Festgehalt, das meine Grundkosten deckt sowie 50% der Einnahmen meiner Tattoos. Insgesamt reicht mir das zum Leben - aber nur gerade so... Ich wohne zurzeit in einer 1-Zimmer-Wohnung und habe nichtmal ein Auto.

Nun hat mir der Chef eröffnet, dass er das Storemanagement doch lieber wieder selbst übernehmen will, weil ich ihm zu teuer bin. Der Chef meint, dass die meisten Tätowierer ohnehin selbstständig sind oder als freie Mitarbeiter angemeldet sind und kein Festgehalt beziehen. Er empfiehlt mir, das genauso zu machen. Er sagt, dass ich mich ja dann stärker aufs Tätowieren konzentrieren könnte und folglich mehr durch meine Tattoos verdienen würde.

Leider hat das Studio aber kaum Laufkundschaft und generell nicht genug Klientel, als dass ich von den Einnahmen leben könnte - zumal ich manche Kunden natürlich an unsere Gasttätowierer verweisen muss, da ich noch nicht gut genug bin, um alles umsetzen zu können. (Abgesehen von mir arbeiten wir ausschließlich mit Gasttätoweirern aus dem Ausland.) Natürlich versuche ich auch einen eigenen Kundenstamm zu generieren und ich habe auch ein paar Stammkunden, aber momentan reicht das noch nicht aus.

Ich überlege jetzt, ob ich mir wieder einen Teilzeitjob suchen soll, denn von irgendwas muss ich schließlich leben.

Deshalb meine Frage an andere Tätowierer: Wie habe ihr das zu Beginn eurer Karriere geregelt? Seid ihr direkt in die Selbstständigkeit gegangen oder wart ihr zunächst in einem Studio als Mitarbeiter angestellt? Wie habt ihr euch finanziert, bevor eure Tattoo-Fähigkeiten ausgereift waren?
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Chaos.Cat » 21.08.2019 17:58

Hey,

schade dass hier noch niemand geantwortet hat, mir geht es zur zeit sehr ähnlich. Ich habe im April die Lehre begonnen und steche zur zeit meine ersten Tattoos auf Übungskunden. Ich beziehe ALG1 und möchte auch Gründungszuschuss demnächst beanragen. Da mein Chef vor hat wieder nach Italien zurück aus zu wandern, kann ich schon in 1,5 Jahren das Studio hier übernehmen. Es ist ein mittelständiges Studio was aber gut viele Kunden hat und der Laden steht erst seit 1,5 Jahren hier in Düsseldorf.

Naja genug dazu, ich bin jetzt halt auch am überlegen wie ich das mit der Selbstständigkeit anstellen werde. Bekomme zur Zeit fürs Shopmanagement und co 200 Euro plus das Alg1 und 300 euro oft noch zwischendurch als Taschengeld wenn du verstehst was ich meine ;).

Momentan komme ich also prima über die Runden und hoffe dass mein Gründungszuschuss bewilligt wird. Aber was ist danach?

Naja vielleicht schreibt ja nochmal jemand hier etwas.

Wobei 50% der Antworten hier nur unnötige Beleidgungen und arrogante Sprüche sind. Sehr schade dass man sich so wenig unter einander unterstützt , aber anscheinend sehen die meisten Inker andere nur noch als Konkurenz an.

Wünsche dir aufjedenfall alles gut für deine Zukunft, aber ich denke wenn es garnict anders geht wäre ein Nebenjob doch eine Überbrückungslösung. Ansonsten mach dich selbstständig und versuch es in einem anderen Studio dich zu bewerben wo evtl mehr Kunden für dich in Frage kommen.

LG
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Inaah » 21.08.2019 19:54

Dass hier keine Antworten kommen liegt wohl daran, dass hier 99% Konsumenten sind.
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Detritus » 21.08.2019 20:18

Sollen wir diese offen zur Schau gestellte Schwarzarbeit jetzt auch noch beklatschen oder wäre da wohl eher ein Tip an die FKS angebracht - wenn Du verstehst was ich meine...


Davon ab, wenn Du jetzt schon nicht weißt wie es na h Auslaufen des Gründerzuschusses finanziell weitergehen soll ist der dahinter stehende Business-Plan wohl noch nicht so ausgereift, als dass es überhaupt für die Bewilligung des Zuschusses reichen würde.
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon 4g48pg4l » 21.08.2019 20:30

"Sollen wir diese offen zur Schau gestellte Schwarzarbeit jetzt auch noch beklatschen..."

Nö, aber vielleicht ist Johannes 8, Vers 7 einschlägig :lol:
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Detritus » 21.08.2019 20:48

In dem Fall kann ich guten Gewissens einen ganzen Sack Steine schmeißen.

Ich weiß Steuerhinterziehung und Sozialkassenbetrug ist in DE ein sehr beliebtes Hobby, weil es ja keine „Opfer“ gibt nur den bösen Staat. Nur ist das eben schlicht weg zu kurz gedacht und ein Schlag ins Gesicht von allen die mit ihrer Arbeit das dann finanzieren müssen.
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Re: Anstellungsverhältnis als Tätowierer?

Beitragvon Buddha_Eyes » 26.08.2019 20:15

Also, um jedenfalls mal mitzuteilen, was in Studios so die Regel ist: Die meisten Tätowierer sind in den jeweiligen Studios nicht angestellt sondern selbständige Unternehmer, die für die Nutzung des Arbeitsplatzes ein Entgelt entrichten. Und wie das mit dem Unternehmertum so ist, muss man sich halt genau ansehen, ob das eigene Konzept bezüglich der Frage was ich anbieten möchte und wo ich das mache auch aufgeht. Wenn also z.B. die eigenen Fähigkeiten noch ausbaufähig sind (und das klingt so), dann wäre es vielleicht sinnvoll, sich in einem Studio vorzustellen, wo man neben der Arbeit noch Leuten über die Schulter gucken kann, die einem noch etwas beibringen können. Für mich wäre da ein Studio, in dem der Betreiber selbst gar nicht Tätowierer ist, die allerletzte Wahl.. Also vielleicht mal über ein anderes Studio nachdenken. Da wird uns zudem m.E. was Tätowierer angeht in der BRD kurz vor der Marktsättigung befinden, würde ich mir dann noch Gedanken darüber machen, was denn Dein USP (Unique Selling Point) ist. Fällt Dir dazu nichts ein, würde ich erst einmal in einem anderen Studio weiter arbeiten - denn ansonsten wird es als Inhaber eines eigenen Studios verdammt hart.

Und wenn ich dann lesen, dass jemand, der offensichtlich über keine nennenswerte kaufmännische Erfahrung verfügt, sich mit 1,5 Jahren "Praxis" an dem Betrieb eines eigenen Studios - auch noch ausgerechnet in Düsseldorf mit einigen wirklich sehr guten Leuten (Fineline, True Love, Tobi Kirchner, bald NBK Deutschland, Wesley Santos Paixao usw.) und Köln und dem ganzen Pott in Schlagweite wagen möchte, dann würde ich am liebsten ganz laut "NEEIIIIN!!" rufen. Klar, kann alles gut gehen - hier halten sich ja auch genügend Scratcherbuden. Aber will man nicht erst einmal als Künstler wachsen bevor man anfängt, als Unternehmer ums Überleben zu kämpfen?

Ich könnte Euch ne ganze Latte an wirklich ganz großartigen Tätowierern nennen, die wirtschaftlich mittlerweile wirklich am Rand existieren.. Der Tattoomarkt ist schon lange keine Gelddruckmaschine mehr..
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