Tatto"farben" schädlich?

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Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon upsidedown » 04.01.2013 17:29

Der Hinweis auf die Tätowiermittelverordnung ist ja ganz hübsch. Und die ist an und für sich auch ein großer Fortschritt. Alleine schon die [url=de.wikipedia.org/wiki/Good_Manufacturing_Practice]Gute Herstellungspraxis[/url] ist ein bedeutender Schritt für die gesundheitliche Unversehrtheit aller Kunden. Dass das genauso wie in der Lebensmittel- und Pharmatechnik auch mal schief gehen kann, bedenkt man den grossen Output an Farben, ist verständlich. Insofern sollte man auch nicht verwechseln, dass es bei vielen Rückrufen der letzten Zeit meistens nicht um verbotene Inhaltsstoffe ging, sondern um Fehler in der Herstellungspraxis die sich in Kontaminationen niedergeschlagen haben. Man möge bitte ohne Fachkenntnis die Kirche im Dorf lassen. Wenn eine Farbe aufgrund von Produktionsfehlern zurückgezogen wird, heisst das nicht, dass deswegen ein griftiges oder gefährliches Produkt auf dem Markt war - sondern eines, dass über einen Grenzwert hinaus verunreinigt war. Jeder kann sich sicher sein, dass er als Kunde von einem seriösen Tätowierstudio mit Sicherheit darüber informiert wird, wenn der Farbenhersteller wirklichen Bockmist gebaut hat. Die Haftungsverantwortung für so einen Fall liegt beim Farbhersteller - warum also schweigen?

Ebenso war der Ausschluss farbgebender Schwermetalle sowie krebserregender aromatischer Amine, sowie jener nach Aufspaltung kritischen Amine folgerichtig und ein grosser Schritt in Richtung Verbrauchersicherheit.

Festzuhalten bleibt aber, dass die Verordnung eine Negativliste ist. Klar ist nur, was nicht mehr erlaubt ist. Demnach ist alles erlaubt was nicht verboten ist. Und das ist eine ganze Menge.
Die Presse hat sich nicht zu unrecht am "ci 56110" festgehalten, dem Pigment Red 254. Das damit auch wieder die nervige Gelegenheit genutzt wurde, das Wort Autolack (Ferrarirot) in den Mund zu nehmen, ändert nichts daran, dass über die Verträglichkeit diesen Pigmentes leider nichts bekannt ist.

Allerdings sollte sich jeder aber auch mal bewusst machen, dass da draussen Mackers rumlaufen, die seit 20 und 30 Jahren schwerst tätowiert sind mit all jenem Zeug das heute verboten ist, und dennoch weder allergische Wracks noch als Ganzkörpertumor umherlaufen.

In den zugelassenen schwarzen Farben ist übrigens ci77226 ein Kohlenstoff, der wen er aus der richtigen Herstellung stammt, unkritisch ist. Und damit geht es dann wieder nahtlos in die gute Herstellungspraxis.
Wenn ein Farbhersteller es dann schafft, dass polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe von 6.6mg/kg enthalten sind, obgleich der Grenzwert 0,5mg/kg beträgt, ist das mE nach auf den Lieferanten des Pigments zurückzuführen.

Allerdings sollte man trotzdem genau hinschauen.

Der tatsächliche Gehalt des krebserregenden Benzo-a-pyren innerhalb der PAK betrug "nur" 0.0046 mg/kg. Der Grenzwert dafür liegt bei 0.005 mg/kg (und wurde an der technologisch möglichen Reinheit orientiert).

Obgleich die Farbe an und für sich wahrscheinlich als eher unkritisch unzustufen war, hat man sie zurückgerufen. Jeder seriöse Tätowierer wird von seinem Supplier sehr schnell informiert. Wer es genau mag, sieht sich regelmässig die Rapex oder andere Quellen an.



Meiner Meinung nach sollte der Endkunde ein wenig Vertrauen in das Studio seiner Wahl setzen. Was wollt Ihr denn bitte machen? Bei der Terminbesprechung schon mal die Farben diskutieren, die Pigmentnummern aufschreiben und Google anschieben? Mit welcher Fachkenntnis wollt Ihr das beurteilen? Und dann? Langsam scheint auch eine gewisse Allergiehysterie auszubrechen, was sich dann in Pseudoallergietests niederschlägt, die ganz und gar keine Sicherheit bieten (das Thema hatten wir ja letztens schon).
Ein kleines Beispiel zu welchen Stilblüten das führt. Da erscheint eine Figur in Studio XYZ und erklärt vollmundig, dass sie nur mit der tollen (veganen) Farbe XYZ tätowiert werden möchte, weil diese erklärtermaßen die sicherste, reinste und tollste Farbe ist. Witzigerweise verwendet Studio XYZ eine ähnlich trendigen Farbhersteller, der gerad in aller Munde ist und genau den gleichen Ruf hat.
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Haruhi-Chiaki » 04.01.2013 17:55

@ upsidedown

Word!

Ich kann es mir auch nicht vorstellen, daß alles, was z. B. durchs CTL-Labor (Bielefeld) geht und mit einem Zertifikat versehen ist, nur eine Farce ist. Klar kann immer mal was schiefgehen, aber ich denke doch, daß man in einem seriösen Studio auf der (relativ) sicheren Seite ist.
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Aries » 10.01.2013 23:29

das hab ich nem anderen forum gefunden.

ist wohl der aktuelle test zu tattoofarben von ökotest 2012.

"allgemein steht die aussage, dass zwar tattoofarben von den behörden getestet werden, aber bei weitem nicht in einem verbraucherschutz angemessenen umfang. desweiteren werden zwar bei jeder zweiten farbe gesundheitsschädliche, verbotene bzw. krebserregende stoffe gefunden, trotzdem werden diese farben nicht aus dem verkehr gezogen, weil sich die behörden uneins sind, wer denn jetzt für was zuständig ist.

hier die ergebnisse in kurz:

schwarze farben:
Alla Prima Black - unbelastet
Diabolo Genesis Turboschawrz - unbelastet
Sailor Jerry Linienschwarz - unbelastet
Wefa Colors 8002 - gering belastet
Electrik Ink Liner - mäßig belastet
Universal Black Tattoo - mäßig belastet
Bullets XXX Black - hoch belastet
Permier Products Turbo Black - hoch belastet
Eternal Ink Lining Black - nicht verkehrsfähig
Hautcutür Linien Schwarz - nicht verkehrsfähig

bunte farben:
Diabolo Genisis Minz Grün - mäßig belastet
Wefa Color 4006 Draculas Dream - mäßig belastet
Hautcutür Golding S Gelb - erhöt belastet
Bullets Sangria Red - sehr hoch belastet
Sailor Jerry Echtgelb - sehr hoch belastet
Alla Prima Realistic Blood Medium - nicht verkehrsfähig
Elektric Ink Carmabola 4067 - nicht verkehrsfähig
Eternal Ink Graffiti Green - nicht verkehrsfähig
Intenze Dragongreen - nicht verkehrsfähig
Starbite Colors Canary Yellow - nicht verkehrsfähig"


gefundene stoffe sind:
Formaldehyd, aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, sowie PEG/PEG-Derivate, Nickel, Barium, halogenorganische Verbindungen und Konservierungsstoffe wie Benzoisothiazolinon
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon MUC_0811 » 14.02.2013 16:29

Hier wurden zwei Themen zu einem zusammengefügt. | n8ght

Hallo Leute,

Bezugnehmend auf diesen Artikel:
http://spon.de/adRVf (hoffe der link geht, bin am Handy, ansonsten " gift am arschgeweih" bei Spiegel online)

Was denkt ihr bzw. wisst ihr wie verbreitet ist " schlechte" Farbe? Was sagen die tätowierer hier? Wie minimiert ihr als Kunden das Risiko? Redet ihr vorher über die verwendete Farben?
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Buddha_Eyes » 14.02.2013 17:15

Ich denke, wirklich sicher sein kann man sich als Verbraucher nie. Zu dem Artikel habe ich schon auf FB was geschrieben:
Nachdem sich nun auch der Spiegel der Thematik "Tattoofarben" angenommen hat, ist dies vielleicht doch einmal Anlass, zu dem Artikel ein paar klärende Worte loszuwerden:
Auch hier werden - leider - einige Kleinigkeiten etwas ungefiltert an den Verbraucher weitergegeben:

Die PAK - Problematik ist sicherlich eine vorhandene. Allerdings kranken bislang alle diesbezüglichen Tests daran, dass nach meinem Kenntnisstand nicht einmal eine validierte Analysemethode hierfür existiert. In diesem Bereich herrschen noch große Unsicherheiten - auch was die Wirkungen dieser Stoffe im Körper angeht. Insoweit ist es erfreulich, dass der Artikel jedenfalls darauf hinweist, daß durchaus unproblematische schwarze Pigmente zur Verfügung stehen.

Der Hinweis auf Azzofarbstoffe ist ebenfalls zumindest irreführend: Solche Farbstoffe sind nicht mit aromatischen Aminen kontaminiert, sondern einige von ihnen können (und das ganz "regulär") im Falle einer reduktiven Spaltung (wie sie z.B. durch eine spätere Laserbehandlung auftreten kann) derartige Substanzen freisetzen. Die in Betracht kommenden Farbstoffe sind durch die deutsche Tätowiermittelverordnung jedoch als Farbenbestandteil weitgehend untersagt.
Richtig ist, dass sich Tätowierfarben Pigmente finden, die auch in allen möglichen anderen Produkten zu finden sind. Dazu zählen (je nach Reinheitsgrad) Autolacke, Zahnpasta und verschiedene andere Ge- und Verbrauchsmittel. Der Umstand, dass sich Pigmente zugleich in Tattoofarben und Autolacken finden, ist für sich eine völlig neutrale Information und sagt nichts über deren Gefährlichkeit aus - aber es macht sich als Aufreger natürlich klasse.

Richtig ist sicher, dass in diesem Bereich noch viel Forschungsbedarf besteht und sicher ist es auch so, daß bei weitem nicht jede der in der BRD tatsächlich verwendeten Farben auch den Anforderungen der Tätowiermittelverordnung genügt. Ebenfalls sehr gedient wäre Tätowierern, Farbenherstellern und Kunden, wenn man sich dazu duchrigen könnte, die Tätowiermittelverordnung von einer Negativ- auf eine Positivliste umzustellen. Bestrebungen hierzu gibt es bereits an einigen Stellen.

Bei Unsicherheiten bezüglich einer möglichen Allergie auf Bestandteile von Tätowierfarben kann man mit einem Allergietest vorbeugen. Allergien können auch Katzen, Bäume, und Hausstaubmilben usw. auslösen. Es handelt sich inoweit nicht um eine spezifische Gefahr von Tätowierfarben.


Aber solange es weder eine Positivliste für Farbenbestandteile gibt noch das Thema PAK wissenschaftlich völlig "abgearbeitet" ist wird man Restunsicherheiten nicht ausschalten können. RAPEX-Listen studieren und nur Farben an sich ranslassen, die hier auch "legal" gehandelt werden, sollte alles sein, was man als Verbraucher tun kann.

@Aries: Formaldeyd wird sich wohl nicht in Tätowierfarben finden - keine Ahnung, was die Leute von Öko-Test da gemacht haben, aber das halte ich für nen Analysefehler.
Expect nothing..
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Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon upsidedown » 14.02.2013 21:33

Das mit den Rapexlisten ist ja schick... Ich halt's für entbehrlich, dass Kunden zB Farbfläschchen anfassen (auch wenn man die ganz toll desinfiziert und putzt - das muss einfach nicht sein).
Und dann? Verstehen alle Kunden das auch alles? Dass nicht alle Flaschen vom Liningblack von *hust* kontaminiert oder belastet sind, sondern nur die entsprechenden Chargen?

Was macht man als Studio dann? Ein Formblatt mit allen Farben und aktuellen Chargennummern an den Kunden aushändigen und der googled dann?

Wenn Du in einem Laden mit wirklich viel Laufkundschaft arbeitest, wird das zur Zerreisprobe. Es ist so schon nicht immer witzig was Mensch so glauben zu wissen oder im Laden diskutieren zu müssen. Wenn man mit jedem von denen dann noch im Vorfeld (drei Monate vor dem Termin???) die Farben die verwendet werden sollen bespricht, wird das der Hammer. Vor allem ist heute in vielen guten Studios der Entwurf zum Termin fertig.
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Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon mfux » 15.02.2013 6:31

Was mich aber schonmal interessieren würd, ist wie unterschiedlich Länder das so handhaben.
Ich weiss definitiv von Farben die in D nicht zugelassen sind. In Österreich schon.
Und das macht ja auf Conventions zB schon was aus. 'N Tätowierer aus Ö kriegt doch bestimmt keine Verbotsliste für D, oder?!

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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon monkima » 15.02.2013 7:33

Ich weiss nicht, wie das in Deutschland ist, aber Frankreich ist da glaub ich ziemlich rigoros.....Arbeitsmaterial ist vorgeschrieben und die Tätowierer müssen erst einen Kurs, über Die Hygienevorschriften in Frankreich besuchen.....danach bekommen sie eine Bestätigung, die während der Convention aufgelegt werden muss.es werden auch Kontrollen von der Polizei durchgeführt......
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Buddha_Eyes » 15.02.2013 8:08

Nach meiner Kenntnis kontrolliert das in D niemand. Da bringt jeder Artist seine Farben mit und von der Tätowiermittelverordnug herrscht - jedenfalls bei den ausländischen Künstlern - oft keine Kenntnis vor.
Expect nothing..
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon BlazingFury » 15.02.2013 19:58

Ich komm mir hier fast vor wie auf nem Chemieforum O_O

Aber danke für eure Beiträge, sehr interessant zu wissen!
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Geckok » 19.03.2013 18:34

Moin moin,


will den Beitrag mal dafür nutzen um zu fragen, ob die "Alla Prima" Farben immer noch so gut sind wie in den Test´s? Habe jetzt von nen paar Tätowierern gehört, dass es mit die besten Farben sind. Kann man das "bejahen"?


Grüssle,
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Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon upsidedown » 19.03.2013 19:42

Und nochmal: man kann nicht generell davon reden, dass Tattoofarben besonders gut oder schlecht wären (mit Ausnahmen). Auch die Farben der Hersteller, die von einem bei Rapex verzeichneten Rückruf betroffen waren, waren deshalb nicht insgesamt schlecht, weniger brillant oder haltbar in der Haut.

Jetzt zu behaupten, dass die Farben des Herstellers XYZ besonders gut seien, führt zu einem völlig irrigen Sicherheitsgefühl.
Es ist die Aufgabe der Shops und Tätowierer hier am Ball zu bleiben was möglicherweise nicht mehr zu verwendende Chargen betrifft.

Zwingt Eure Tätowierer nicht in irgendeine Situation, nur weil irgendwo ein bspw pseudoveganes Marketing oder ähnliches betrieben wird.
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Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon CherryBlossom » 19.03.2013 20:32

Amen!
"Man muss den Menschen vor allem nach seinen
Lastern beurteilen. Tugenden können vorgetäuscht sein.
Laster sind echt." Klaus Kinski
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon Geckok » 19.03.2013 22:44

Hi,


naja Alla Prima habe ich in Hamburg, Berlin und Kreis Bielefeld gesehen. Muss ja irgendwas dran sein. In den Studios sind meistens 3-4 Tättowierer gewesen die alle Alla Prima nutzen. Deine Aussage ist nicht wirklich eine Antwort gewesen......
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Re: Tatto"farben" schädlich?

Beitragvon hausschwamm » 19.03.2013 23:07

ich frag mich eh, warum man sich als kunde da einmischen muss? ich frag bei meinem bäcker auch nicht nach, was für mehl er verwendet...

bisher hab ich meinen jeweiligen tätowierern vertraut was deren farbwahl anbelangt und ihnen nicht reingequatscht. wär ja noch schöner...
dobermann hat geschrieben:...Es ist ein tattoo was man bekommt und kein fucking baby!!!Als nächstes kommt vorberitungstrainigsturnen fürs arschgeweihtattoo oder was???...
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